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„Raumfahrt ist riskant“

Nasa mit Entscheidung: Gestrandete Astronauten fliegen nicht mit „Starliner“ zurück

Seit Wochen stecken zwei Astronauten auf der ISS fest. Nun hat die Nasa entschieden: SpaceX wird beauftragt, sie zur Erde zurückzubringen.

Update vom 24. August, 19.15 Uhr: Die Nasa-Pressekonferenz beginnt mit mehr als 10 Minuten Verspätung. Der Nasa-Chef Bill Nelson kommt direkt zur Sache: „Die Nasa hat entschieden, dass Butch und Suni mit ‚Crew-9‘ im nächsten Februar zur Erde zurückkehren. ‚Starliner‘ wird ohne Besatzung zurückkehren.“ Nelson verweist auch auf die „Fehler“ der Vergangenheit – zwei Unglücke mit Space Shuttles, bei denen insgesamt 14 Menschen starben.

Von Boeing kommt folgendes Statement: „Boeing konzentriert sich weiterhin in erster Linie auf die Sicherheit der Besatzung und des Raumfahrzeugs. Wir führen die Mission wie von der Nasa festgelegt durch und bereiten das Raumfahrzeug für eine sichere und erfolgreiche Rückkehr ohne Besatzung vor.“

Boeing-Raumschiff „Starliner“ muss ohne Crew zurückkehren

Nasa-Manager Steve Stich betont: Es sei zu unsicher gewesen, das Verhalten der Steuerdüsen vorherzusagen. Deshalb habe man sich dafür entschieden, die Crew mit dem SpaceX-Raumschiff zurückzuholen. Dafür müssen Butch Wilmore und Suni Williams allerdings noch etwas Geduld haben: Erst im Februar 2025 wird es so weit sein. Der „Starliner“ soll ohne Besatzung noch im September zurückkehren.

„Raumfahrt ist riskant, auch wenn sie am sichersten und routinemäßigsten ist. Ein Testflug ist von Natur aus weder sicher noch Routine. Die Entscheidung, Butch und Suni an Bord der Internationalen Raumstation zu belassen und den ‚Starliner‘ von Boeing unbemannt nach Hause zu bringen, ist das Ergebnis unseres Engagements für Sicherheit: unser zentraler Wert und unser Nordstern“, betont Nelson weiter.

Nasa trifft Entscheidung: Boeing-„Starliner“ wird ohne Besatzung zurückkehren

Erstmeldung vom 24. August 2024: Houston – Seit dem 6. Juni befinden sich die Nasa-Astronautin Suni Williams und ihr Kollege Butch Wilmore an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Eigentlich sollte ihre Mission – testen, ob das neue Boeing-Raumschiff „Starliner“ für künftige Nasa-Einsätze zertifiziert werden kann – nur etwa acht Tage dauern. Doch mittlerweile sind die beiden seit elf Wochen im Weltall. Ein Rückflugdatum war lange unklar, doch heute (24. August) sollten die beiden Raumfahrenden und die interessierte Öffentlichkeit mehr erfahren: Wann kommen die Astronauten zur Erde zurück? Und noch viel wichtiger: Mit welchem Raumschiff?

Denn ein Raumschiff ist der Grund für den ungeplant langen Aufenthalt im Erdorbit: Der „Starliner“ hatte bereits beim Andocken an die Raumstation Probleme mit mehreren Steuerungstriebwerken. Dazu kamen gleich mehrere Helium-Lecks, von denen einige bereits vor dem Start bekannt waren, andere neu dazugekommen waren. Nach zahlreichen Tests im Weltraum und auf der Erde ist immer noch unklar: Wird der „Starliner“ die beiden Nasa-Astronauten sicher zur Erde zurückbringen können?

Wird der „Starliner“ von Boeing die gestrandeten Astronauten zur Erde zurückbringen?

Wenn es auf dem Rückflug zu Problemen kommt, können die im schlimmsten Fall tödlich enden – beispielsweise, wenn die Steuerungsdüsen ausfallen und die Raumsonde nicht im richtigen Winkel auf die Erdatmosphäre trifft. Aus diesem Grund zögerte man bei der US-Raumfahrtorganisation den Rückflug lange hinaus – man wollte Daten sammeln. Für die beiden betroffenen Astronauten gibt es jedoch auch eine gute Nachricht: Die USA haben mittlerweile eine Ausweichmöglichkeit – ein anderes Raumschiff, das die gestrandeten Astronauten zur Erde zurückbringen kann.

Butch Wilmore und Suni Williams von der Nasa testen das neue Boeing-Raumschiff „Starliner“ im Weltall auf Herz und Nieren. Derzeit gibt es keinen Rückflug-Termin.

Als 2003 das Space Shuttle „Columbia“ beim Landeanflug zerbrach und daraufhin sämtliche Shuttle-Flüge eingestellt wurden, hatte die Nasa diesen Luxus nicht. Die damals im Weltall gestrandeten Astronauten – darunter die Nasa-Astronauten Ken Bowersox und Don Pettit – mussten rund zwei Monate auf den Rücktransport mit einer russischen Sojus-Kapsel warten. Heute kann die Nasa auf die „Crew Dragon“-Raumschiffe des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX zurückgreifen. Der nächste geplante ISS-Flug eines dieser Raumschiffe wurde bereits verschoben, um die eventuelle Rettung zu ermöglichen.

Nasa will eigentlich zwei Raumschiffe haben, die Menschen transportieren können

Die Raumkapsel würde im September nur mit halber Besatzung zur ISS fliegen, um die beiden gestrandeten Astronauten sechs Monate später mit zur Erde zurückzunehmen. In diesem Szenario würden aus den geplanten acht Tagen Aufenthalt von Williams und Wilmore neun Monate – trotzdem scheint es von außen betrachtet sicherer, als mit einer Raumsonde zurückzufliegen, bei der nicht ganz klar ist, ob die Rückreise sicher verläuft.

Doch so einfach, wie es klingt, dürfte die Entscheidung der Nasa nicht fallen: Da wäre nämlich auch noch die politische Seite. Die möchte natürlich auch keine toten Astronauten – erst recht nicht wenige Monate vor der nächsten US-Wahl. Sie verfolgt jedoch auch den Plan, künftig zwei unterschiedliche Raumschiffe zu haben, die Astronautinnen und Astronauten ins Weltall befördern können.

Raumschiffe für die Nasa: Boeing und SpaceX sind Konkurrenten

Deshalb gingen 2014 Nasa-Verträge an SpaceX (damals ein Startup und klarer Außenseiter) und Boeing (der große Platzhirsch und erfahrenes Raumfahrt-Unternehmen). Beide sollten je ein Raumschiff entwickeln, das Astronauten zur ISS bringen kann. Der SpaceX-Vertrag war mit 2,6 Milliarden US-Dollar dotiert, der von Boeing mit 4,2 Milliarden US-Dollar.

Im Mai 2020 brachte SpaceX mit der „Crew Dragon“ erstmals Menschen zur ISS und flog seitdem neunmal für die Nasa zur Raumstation. Dazu kommen drei Touristenflüge zur ISS sowie bisher ein durchgeführter privater Raumflug in den Erdorbit („Inspiration4“). Der zweite private Raumflug ins Weltall („Polaris Dawn“) soll kommende Woche (27. August) starten.

Das Raumschiff „Starliner“ von Boeing befindet sich elf Wochen nach dem Start immer noch an der Internationalen Raumstation ISS. (Archivbild)

Entwicklung des „Starliner“ von Boeing ist von Problemen und Fehlschlägen geprägt

Die Entwicklung der „Crew Dragon“ verlief nicht ohne Verspätungen, wie bei Großprojekten oft üblich. Doch die Entwicklung des „Starliners“ von Boeing ist von Problemen und Fehlschlägen geprägt, wie keine andere. Zu Beginn der Entwicklung des Raumschiffs war der erste Flug mit Menschen an Bord für 2017 geplant, verschob sich jedoch um mehrere Jahre. Erst im Dezember 2019 hob der „Starliner“ erstmals (ohne Menschen an Bord) in Richtung ISS ab. Dabei konnte er die ISS wegen Problemen nicht erreichen und musste – nach zahlreichen Fehlerbehebungen – im Mai 2022 wiederholt werden.

Diverse Probleme – unter anderem an den Fallschirmen des „Starliners“ – verzögerten den ersten Testflug mit Crew von Juli 2023 auf „frühestens Mitte April 2024“. Letztendlich wurde nach mehreren weiteren Verschiebungen am 5. Juni 2024 gestartet – obwohl Helium-Lecks bekannt waren. Am 6. Juni dockte der „Starliner“ an der ISS an – mit Problemen, da mehrere Steuerungsdüsen ausfielen. Seitdem warten die Nasa-Astronautin Suni Williams und ihr Kollege Butch Wilmore auf einen Rückkehr-Termin. Lässt die Nasa ihre Astronauten nicht mit dem „Starliner“ zur Erde zurückkehren, könnte das das Unternehmen Boeing massiv beschädigen – und möglicherweise gar das Ende für das „Starliner“-Programm bedeuten.

Nasa-Pressekonferenz: Wie geht es mit dem „Starliner“ und den gestrandeten Astronauten weiter?

Nun will die Nasa mitteilen, wie es in der Causa „Starliner“ weitergeht. Für heute (24. August) ist eine Nasa-interne Beratung auf Führungsebene angekündigt, danach (ab 19 Uhr MESZ) soll eine Pressekonferenz stattfinden, bei der wohl auch bekanntgegeben wird, wie der „Starliner“ und die beiden gestrandeten Astronauten zurückkommen. Für die Nasa ist es eine schwierige Entscheidung: Lässt man Williams und Wilmore mit dem „Starliner“ zurückkehren, riskiert man möglicherweise Menschenleben. Das dürfte für die Führungsebene eigentlich keine Option sein. Entzieht man dem „Starliner“ dagegen das Vertrauen, riskiert man das zweite US-Raumschiff und die Kooperation mit Boeing.

Die „Starliner“-Kapsel von Boeing an Bord einer Atlas-V-Rakete hob am 5. Juni vom Space Launch Complex 41 der Cape Canaveral Space Force Station zu einem Flug zur Internationalen Raumstation ab.

Für einige Personen im Leitungsteam dürfte die Entscheidung besonders schwer sein. Sie waren hautnah bei den Tragödien um die Space Shuttles „Challenger“ oder „Columbia“ dabei. Der aktuelle Nasa-Chef Bill Nelson beispielsweise sollte ursprünglich an Bord der „Challenger“ sein, die 1986 kurz nach dem Start explodierte. Wegen Terminkonflikten flog er jedoch früher ins Weltall und kehrte bereits zehn Tage vor der „Challenger“-Tragödie zur Erde zurück.

Nasa-Personal in Entscheidungspositionen war nah an den Shuttle-Katastrophen dran

Die Nasa-Manager Ken Bowersox und Steve Stich – beide heute bei der Nasa ebenfalls in Entscheidungspositionen – waren sehr nah am „Columbia“-Unglück dran: Bowersox war nach dem Absturz als Astronaut auf der ISS gestrandet, Stich war zu der Zeit Flugdirektor der Nasa und teilte der „Columbia“-Crew noch per Mail mit, dass das Hitzeschutzsystem des Shuttles zwar beschädigt wurde, es aber „keinerlei Bedenken hinsichtlich des Wiedereintritts“ in die Erdatmosphäre gebe.

Später zerbrach die „Columbia“ beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, sieben Menschen starben bei dem Unglück. Einen solchen Tag will die Nasa nie wieder erleben. (tab)

Rubriklistenbild: © Nasa

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