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Bootsbauer vermutet „gravierende Fehler“

Yacht „unsinkbar“: „Bayesian“-Bauer kritisiert Kapitän für Tragödie in Italien

Die „Bayesian“, angeblich „unsinkbar“, sank vor der Küste Siziliens. Der Hersteller beschuldigt den Kapitän nach dem Vorfall.

Palermo – Die Tragödie vor der Küste Siziliens wirft viele Fragen auf. Sieben Menschen verloren ihre Leben beim Untergang der „Bayesian“. Das luxuriöse Segelschiff kippte und versank in kürzester Zeit etwa eine halbe Seemeile vor der Küste. Aber wieso?

Das letzte Foto der „Bayesian“ – Bilder des tragischen Yacht-Unglücks vor Italien

Yacht-Drama vor Sizilien. 22 Urlauber waren an Bord des Luxus-Segelboots, das am Montagmorgen (19. August) bei einem schweren Unwetter in Italien sank.
Yacht-Drama vor Sizilien. 22 Urlauber waren an Bord des Luxus-Segelboots, das am Montagmorgen (19. August) bei einem schweren Unwetter in Italien sank. © Vigili del Fuoco
„Das Boot ist einfach verschwunden“, berichten Fischer aus Palermo. Die „Bayesian“ sank gegen 4 Uhr morgens, am Tag darauf suchen Boote, Taucher und Helikopter nach Überlebenden.
„Das Boot ist einfach verschwunden“, berichten Fischer aus Palermo. Die „Bayesian“ sank gegen 4 Uhr morgens, am Tag darauf suchen Boote, Taucher und Helikopter nach Überlebenden. © Lucio Ganci/picture aliiance/dpa/AP
Tische, Schirme, Stühle und Blumentöpfe fliegen beim Unwetter in Palermo durch die Luft. Auf dem Wasser verursachte der Sturm wohl einen Tornado.
Tische, Schirme, Stühle und Blumentöpfe fliegen beim Unwetter in Palermo durch die Luft. Auf dem Wasser verursachte der Sturm wohl einen Tornado. © BAIA Santa Nicolicchia
Etliche Rettungskräfte sind am Einsatz in Italien beteiligt. Ambulanz und Polizei stehen am Ufer von Porticello bereit.
Etliche Rettungskräfte sind am Einsatz in Italien beteiligt. Ambulanz und Polizei stehen am Ufer von Porticello bereit.  © Igor Petyx/Imago
Rettungskräfte bergen die Leiche eines der Opfer des unter britischer Flagge fahrenden Schiffes „Bayesan“. Es handelt sich laut Medienberichten um den Koch des Urlauberschiffs. Sechs weitere Menschen bleiben vermisst.
Rettungskräfte bergen die Leiche eines der Opfer des unter britischer Flagge fahrenden Schiffes „Bayesan“. Es handelt sich laut Medienberichten um den Koch des Urlauberschiffs. Sechs weitere Menschen bleiben vermisst. © Lucio Ganci/picture alliance/dpa/AP
Unter den Vermissten ist laut britischen Medien der Tech-Milliardär Mike Lynch, auch bekannt als „englischer Bill Gates“. Ihm soll die gesunkene Yacht gehört haben.
Unter den Vermissten ist laut britischen Medien der Tech-Milliardär Mike Lynch, auch bekannt als „englischer Bill Gates“. Ihm soll die gesunkene Yacht gehört haben. © BEN GURR/ POOL/AFP
Tauchteams suchen nach der versunkenen Yacht. Laut Feuerwehr liegt sie in rund 50 Metern Tiefe. Es wird befürchtet, dass Passagiere während des Unwetters in den Kabinen waren und von den Wassermassen eingeschlossen wurden, als die „Bayesian“ sank.
Tauchteams suchen nach der versunkenen Yacht. Laut Feuerwehr liegt sie in rund 50 Metern Tiefe. Es wird befürchtet, dass Passagiere während des Unwetters in den Kabinen waren und von den Wassermassen eingeschlossen wurden, als die „Bayesian“ sank. © Vigili del Fuoco
Überlebende schildern dramatische Szenen vom Kentern der Luxus-Yacht. Eine Frau berichtet, ihre Tochter sei ihr in den Fluten erst entglitten, doch dann habe sie sie „fest umarmt“ und schließlich wurden beide gerettet. Insgesamt 15 Personen wurden am Morgen von der Küstenwache und freiwilligen Helfern an Land gebracht.
Überlebende schildern dramatische Szenen vom Kentern der Luxus-Yacht. Eine Frau berichtet, ihre Tochter sei ihr in den Fluten erst entglitten, doch dann habe sie sie „fest umarmt“ und schließlich wurden beide gerettet. Insgesamt 15 Personen wurden am Morgen von der Küstenwache und freiwilligen Helfern an Land gebracht.  © Vigili del Fuoco
Die Staatsanwaltschaft von Termini Imerese leitete noch am Montag Untersuchungen zum Bootsunglück vor Palermo ein. Unter anderem wurden die Überlebenden, darunter der Kapitän, vernommen.
Die Staatsanwaltschaft von Termini Imerese leitete noch am Montag Untersuchungen zum Bootsunglück vor Palermo ein. Unter anderem wurden die Überlebenden, darunter der Kapitän, vernommen.  © Vigili del Fuoco
Derweil geht die Suche nach den Vermissten weiter. Mit jeder Stunde schrumpft allerdings die Hoffnung der Feuerwehr, Menschen lebend zu finden. Es bleibt, auf kleine Wunder zu hoffen.
Derweil geht die Suche nach den Vermissten weiter. Mit jeder Stunde schrumpft allerdings die Hoffnung der Feuerwehr, Menschen lebend zu finden. Es bleibt, auf kleine Wunder zu hoffen. © Vigili del Fuoco
Das ist das letzte Foto der „Bayesian“, bevor sie am Montagmorgen bei einem Unwetter vor Sizilien versank. Am Abend zuvor hatte die Urlaubsgruppe an Bord noch eine Party gefeiert. Ein Barkeeper aus Bagheria fotografierte das hell erleuchtete Schiff am Sonntagabend gegen 22 Uhr.
Das ist das letzte Foto der „Bayesian“, bevor sie am Montagmorgen bei einem Unwetter vor Sizilien versank. Am Abend zuvor hatte die Urlaubsgruppe an Bord noch eine Party gefeiert. Ein Barkeeper aus Bagheria fotografierte das hell erleuchtete Schiff am Sonntagabend gegen 22 Uhr. © Fabio la Bianca
Die Suche nach dem britischen Technologiemagnaten Mike Lynch geht weiter, nachdem die „Bayesian“ vor Sizilien gesunken ist. Italienische Rettungskräfte, die Feuerwehr und die Küstenwache sind im Einsatz. Hubschrauber unterstützen die Suche auf Hochtouren.
Die Suche nach dem britischen Technologiemagnaten Mike Lynch geht weiter, nachdem die „Bayesian“ vor Sizilien gesunken ist. Italienische Rettungskräfte, die Feuerwehr und die Küstenwache sind im Einsatz. Auch Hubschrauber unterstützen die Suche. © Fotogramma/IPA/ABACAPRESS/IMAGO
Die Leichen von fünf der bislang sechs Vermissten nach dem Yacht-Unglück wurden im Wrack entdeckt. Vier Körper konnten am Mittwoch (21. August) geborgen werden. Dabei handelt es sich um zwei Ehepaare.
Die Leichen von fünf der bislang sechs Vermissten nach dem Yacht-Unglück wurden im Wrack entdeckt. Vier Körper konnten am Mittwoch (21. August) geborgen werden. Dabei handelt es sich um zwei Ehepaare. © Jonathan Brady/dpa
Der fünfte Leichensack wird im Hafen von Porticello von Rettungskräften an Land gebracht, die nach den sechs Touristen suchen, die vermisst werden, nachdem die Luxusyacht Bayesian am Montag in einem Sturm gesunken war, während sie etwa eine halbe Meile vor der sizilianischen Küste festgemacht hatte.
479004340.jpg © Jonathan Brady/picture alliance/dpa
Das Aufgebot der Einsatzkräfte vor der Küste von Palermo war enorm. Die Bergungsarbeiten gestalteten sich unter anderem so schwierig, weil den Tauchern am Grund nach dem Abtauchen in 50 Meter Tiefe nur zehn Minuten zum Arbeiten blieben. Ein Tauchroboter unterstützte.
479037496.jpg © Salvatore Cavalli/picture alliance/dpa/AP
Ein Boot mit einem Tauchteam macht sich am vierten Tag der Such- und Bergungsaktion auf den Weg zur Bayesian. Eine weitere Leiche wurde geborgen. Vermutlich handelt es sich um den britischen Milliardär Mike Lynch oder dessen 18-jährige Tochter.
Ein Boot mit einem Tauchteam machte sich am vierten Tag der Such- und Bergungsaktion auf den Weg zur Bayesian. Eine weitere Leiche wurde geborgen. Vermutlich handelt es sich um den britischen Milliardär Mike Lynch oder dessen 18-jährige Tochter. © Jonathan Brady/dpa

Rätsel um Untergang vor Sizilien – Yacht „Bayesian“ laut Hersteller praktisch „unsinkbar“

Das prachtvolle Segelschiff sei eine „eine der sichersten Yachten der Welt“ sagt Giovanni Costantino Interviews mit dem Corriere della Sera und der FAZ. Der Italiener ist Präsident der Italian Sea Group, die hinter der Bootsmarke Perini Navi steht. Er betonte, dass die Yachten von Perini Navi sogar „Wirbelstürmen wie Katrina“ standhalten würden und ein kurzer Sturm, wie der, der vor Palermo zum fatalen Unwetter wurde, nicht ausreichen würde, um ein Schiff wie die „Bayesian“ zu versenken. Es sei praktisch „unsinkbar“. Doch die Realität sah anders aus.

Das ist die Yacht „Bayesian“

Das 56 Meter lange Segelschiff, das 2008 in Viareggio (Toskana) unter dem Namen „Salute“ vom Stapel lief, kostete laut New York Post fast 40 Millionen Dollar (etwa 36 Millionen Euro) und wurde mehrfach ausgezeichnet, vor allem für sein prächtiges Innendesign. Ein besonderes Merkmal der „Bayesian“ war ihr 75 Meter hoher Aluminiummast, der lange Zeit der höchste seiner Art war.

Bootsbauer vermutet „gravierende Fehler“ bei Bootsunglück in Italien

Costantino sieht hauptsächlich Kapitän James Cutfield als Hauptverantwortlichen für das Bootsunglück und kritisiert ihn öffentlich. Er ist der Meinung, dass nur „gravierende Fehler“ den Untergang der Yacht hätten verursachen können. Er hebt hervor, dass das Schiff des deutschen Kapitäns Karsten Börner den Sturm problemlos überstanden und sogar 15 Menschen vor dem Ertrinken gerettet hat.

Cutfield hatte der Zeitung La Repubblica gesagt: „Wir haben es nicht kommen sehen“. Costantino widerspricht vehement: „Es war unmöglich, von dem Sturm nicht zu wissen“. Wetterdaten hatten das Unwetter tatsächlich mehr als eine Stunde vor dem Unglück angezeigt, weshalb Meteorologe Jörg Kachelmann die Crew bereits scharf kritisiert hatte.

Costantino ist überzeugt, dass an Bord der „Bayesian“ grundlegende Sicherheitsmaßnahmen missachtet wurden. „Die Menschen hätte nicht in den Kabinen seine dürfen, das Schiff hätte nicht vor Anker liegen dürfen.“ Er vermutet, dass der größte Fehler darin bestand, dass möglicherweise Türen und Luken offen waren.

Untergang vor Sizilien: Höchstwahrscheinlich trat Wasser in die Yacht ein – aber warum?

Der Tiefsee-Experte Philippe Epelbaum erklärt bei IPPEN.MEDIA, dass eigentlich kein Boot mehr eine Chance hat, wenn Wasser eindringt. „Wenn das Verhältnis von Wasser im Boot zur verdrängten Masse kippt, geht es schnell. Dann gibt es kein Zurück mehr“. Er vermutet, dass eine große Welle oder offene Luken theoretisch zur Tragödie vor Sizilien geführt haben könnten.

Einsatzkräfte an der Unglücksstelle der Luxusyacht „Bayesian“ vor Sizilien – sieben Menschen verloren bei dem Untergang des Bootes ihr Leben.

Normalerweise richten sich Yachten dieser Größe dank eines großen, schweren Kiels nach dem Kentern selbst wieder auf, vorausgesetzt, es ist kein Wasser im Inneren. Ein erfahrener Skipper bei IPPEN.MEDIA vermutet jedoch, dass der Kiel der „Bayesian“ möglicherweise eingefahren war.

Ermittlungen zu Bootsunglück in Italien laufen – bislang noch keine Erkenntnisse

Die Hafenbehörde und die Staatsanwaltschaft von Termini Imerese wollen nun klären, was tatsächlich zum Untergang der „Bayesian“ geführt hat. Kapitän Cutfield wurde bereits stundenlang befragt, offizielle Erkenntnisse stehen jedoch noch aus. Und die Fragen rund um die Yacht-Tragödie türmen sich. Auch die Italian Sea Group fordert Aufklärung. Costantino gibt einen Hinweis auf den Grund: „Wir haben einen enormen Imageschaden und einen Einbruch an der Börse erlitten. Wir erwägen mögliche Maßnahmen, um unser Image und die Glaubwürdigkeit von Perini Navi zu schützen.“ (moe)

Rubriklistenbild: © Salvatore Cavalli/dpa

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