Muss Musk Twitter verkaufen?
Weitere Pleite für SpaceX – „Wäre sofort dafür, Musk zu enteignen“
Wieder scheitert ein Testflug von Elon Musks „Starship“. Der Tesla-Chef zeigt sich optimistisch. Ein Kritiker spricht vom „großen politischen Skandal“.
„Bis in die Unendlichkeit und noch viel weiter“ – das ist die Devise von Astronauten-Spielzeug Buzz Lightyear aus der Filmreihe Toystory. Und es scheint auch das Motto von Tesla-Chef Elon Musk zu sein, wenn es um sein SpaceX-Projekt geht – und um die Bereitschaft, ungeachtet aller Testflug-Pleiten, mit jedem neuen Versuch 50 bis 100 Millionen Euro ins All zu schießen. Auf ein Nimmerwiedersehen. Aber wie viele Versuche bleiben dem reichsten Mann der Welt noch, bevor er pleite geht?
Elon Musk will mehr Testläufe von SpaceX-Raketen – in kürzeren Abständen
Es war der neunte Testflug für Elon Musks Starship. Bis ins All hat es die Rakete geschafft. Doch der Flugkörper ließ sich nicht wie geplant kontrolliert landen. 46 Minuten nach Start verlor das Team den Kontakt zur Rakete. Trümmerteile der Rakete sind laut SpaceX-Report in die geplante Gefahrenzone im Indischen Ozean gefallen.
Starship made it to the scheduled ship engine cutoff, so big improvement over last flight! Also, no significant loss of heat shield tiles during ascent.
— Elon Musk (@elonmusk) May 28, 2025
Leaks caused loss of main tank pressure during the coast and re-entry phase. Lot of good data to review.
Launch cadence for…
Musk postete kurz nach dem Raketen-Test auf seiner Plattform X, ehemals Twitter, man habe trotz des Fehlversuchs „viele gute Daten“ sammeln können. Und der Flug habe „eine große Verbesserung gezeigt.“ Der Multimillionär kündigte im gleichen Post weitere Testflüge in noch kürzeren Abständen an: „alle drei bis vier Wochen“.
Von seinem Vermögen könnte Musk die Rakete noch über 5000 mal starten lassen
Jeder Start kostet laut Musks eigenen Aussagen und der SpaceX-Kostenübersicht zur Falcon-9-Rakete zwischen 50 und 100 Millionen Dollar. Nun lässt sich rechnen: Laut der Forbes-Liste 2025 führt Musk die Gruppe der zehn reichsten Männer der Welt mit 406,9 Milliarden Dollar an – ein großer Anteil des Vermögens liegt in Firmenanteilen und Aktien.
Teilt man diese Summe durch einen Mittelwert von 75 Millionen Dollar pro Flug und Test, könnte der Tesla-Chef noch 5425 Mal die Raketen zünden. Dass er wirtschaftlich einmal gezwungen wäre, andere Anlagen, wie etwa Anteile der Social-Media-Plattform „X“ zu verkaufen, um seinen Traum vom Mars-Tourismus zu erfüllen, ist wohl vorerst nicht zu erwarten.
„Einer der großen politischen Skandale der Gegenwart“ – Politik-Professor kritisiert Musk
Rolf-Ulrich Kunze, Professor für politische Geschichte des 20. Jahrhunderts am Karlsruher Institut für Technologie, sieht das auf Anfrage der Frankfurter Rundschau ähnlich: „Ich fürchte, dass er gar nicht so viel Privat-Feuerwerk verschießen kann, dass es irgendwann nicht mehr geht.“ Musks Handeln kritisiert der Politik-Historiker. „Das ist ohne Zweifel einer der ganz großen politischen Skandale unserer Gegenwart.“ Der Tesla-Chef sei ein rechtsautokratischer Oligarch, der „mit globalem Anspruch politische Ziele ohne jedwede demokratische Kontrollmöglichkeit bestimmt“.
Mit Projekten wie SpaceX, das vermeintlich gesellschaftliche Ziele verfolge, unterlaufe der Millionär demokratische Formate und Kontrollmechanismen. Die Befürchtung, dass er für den Erfolg seiner Projekte auch an andere Staatstüren als die von Donald Trump klopfen könnte, sei durchaus nicht unberechtigt, sagt Kunze. „Er könnte etwa ärmere und politisch weniger gefestigte Länder mit Geld bestechen. Da ist vieles denkbar.“
Das Mittel der Wahl gegen Musk: Vor die US-Gerichte ziehen
Zu oft wird für Kunzes Geschmack bei Vergleichen auf ähnlichen Wirtschaftsgrößen Ende des 19. Jahrhunderts verwiesen. Etwa den Eisenbahnmogul Vanderbilt. „Die wollten allerdings nur steinalt und -reich werden.“ Eine klare Vermengung mit politischen Zielen habe es in Musks Größenordnung nicht gegeben. „Sein ökonomischer Erfolg berechtigt ihn nicht, sich politisch einzumischen. Die Ökonomie reguliert nicht die Politik. Es müsste aber andersrum sein“, betont der Experte. „Wenn es die rechtsstaatlichen Möglichkeiten gäbe, wäre ich sofort dafür, Musk zu enteignen“
„Ich bin letztlich nicht völlig pessimistisch“, erklärt der Politikgeschichte-Professor dennoch. „Es gibt durchaus Möglichkeiten, die Dinge zu steuern. Europäische Länder dürfen nur nicht tatenlos zusehen – EU-Regulierungen können ihm beikommen.“ Aber auch Haftungsklagen seien ein Mittel. Etwa, wenn eine von Musks Raketen oder Space-Projekte jemanden verletzen oder anderen Schaden anrichten. „Dann ist das Mittel der Wahl, vor US-Gerichte zu ziehen. Ein scharfes Schwert, mit dem man ihm wehtun kann.“
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