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Schutz war „erste Priorität“

Während tödlichem Messerangriff in Solingen: Eheleute bieten Menschen Schutz

Während der Messer-Attacke in Solingen entsteht Panik. Ein Ehepaar öffnet die Tür seines Fotostudios, und nimmt verängstigte Menschen auf.

Solingen – Beim „Festival der Vielfalt“ in der Solinger Innenstadt hat ein 26-jähriger Mann am Freitag (23. August) eine tödliche Messerattacke verübt. Drei Menschen sterben, acht weitere werden verletzt. Die Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund verdichten sich. Ein Ehepaar, das ein Fotostudio in der Nähe des Tatorts betreibt, bot vielen fliehenden Menschen Schutz in ihrem Geschäft.

Fotostudio wird in Solingen zum Zufluchtsort: Ehepaar hilft während Messerangriff verängstigten Menschen

Der Fotoladen von Suzanne Bargheer-Gluch und Waldemar Gluch liege nur etwa fünf Gehminuten vom Ort des Angriffs entfernt. Während der schrecklichen Ereignisse auf dem Festival gerieten Menschen in Panik. Kurzerhand öffnete das Ehepaar sein Fotostudio, um den Verängstigten Zuflucht zu gewähren, wie RTL am Sonntag berichtete. Etwa 40 bis 50 Personen fanden in dem Laden Schutz. „Die Menschen waren verängstigt. Das konnte man ganz klar sehen, dass sie Angst hatten. Und dort, wo Angst da ist, muss man Schutz geben“, erklärte Waldemar Gluch gegenüber RTL.

Während der dramatischen Ereignisse handelten die beiden offenbar fast automatisch. Die Emotionen seien erst später gekommen, berichtete Gluch weiter. Im Moment des Anschlags und der darauffolgenden Panik war der Schutz der Menschen „die erste Priorität“, wie der Ladeninhaber sagt. „Meine Frau hat hier dann versucht, die Menschen etwas zu beruhigen und sie mit Getränken und anderen Dingen zu versorgen“. Zu diesem Zeitpunkt war dem Ehepaar das ganze Ausmaß des Anschlags noch nicht bekannt.

Nach dem Messerangriff in Solingen riegelt die Polizei den Tatort ab. Im Vordergrund liegen Blumen in Erinnerung an die Opfer (Bild vom 24. August 2024).

Zusammenhalt in Solingen: Schutzsuchende dankbar, Ehepaar bleibt bescheiden

Nachdem die unmittelbare Gefahr vorbei war, kehrten die Menschen nach und nach in ihre Wohnungen oder Hotels zurück. Diejenigen, die im Fotostudio Zuflucht gefunden hatten, zeigten sich dankbar. Sogar von einer Heldentat war laut RTL die Rede. Gluch indes hält die Hilfe für selbstverständlich: „Einige haben sich auch heute schon bedankt für diesen Einsatz. Ich denke, dass es auch viele andere machen würden.“

Das Ehepaar äußerte gegenüber RTL auch ihre Bestürzung über die Ereignisse. Das Festival, das sie mitorganisiert hatten, sollte eigentlich ein freudiges Ereignis werden. Doch „leider ist die Tat in Solingen passiert“, sagte der Ladeninhaber. Trotz der tragischen Geschehnisse verlieren Suzanne Bargheer-Gluch und ihr Mann aber nicht ihren Mut. „Das kann überall passieren, nicht nur in Deutschland. Überall. Und ich denke, wir sollten alle gemeinsam wieder die Stärke finden, auch wieder auf Feste zu gehen“, sagte Suzanne Bargheer-Gluch optimistisch.

Täter auf der Flucht, Spezialeinheiten in der Stadt: Die Bilder aus Solingen nach dem Anschlag

Schockierende Tat am Freitagabend (23. August) in Solingen. Gegen 21.45 Uhr zog ein Mann auf dem Stadtfest plötzlich ein Messer und stach wahllos auf Gäste ein. Er tötete drei Menschen und verletzte acht weitere schwer.
Schockierende Tat am Freitagabend (23. August) in Solingen. Gegen 21.45 Uhr zog ein Mann auf dem Stadtfest plötzlich ein Messer und stach wahllos auf Gäste ein. Er tötete drei Menschen und verletzte acht weitere schwer. © Gianni Gattus/picture alliance/dpa
Nach dem Messerangriff auf dem Stadtfest löste direkt Großalarm in Solingen aus. Die Polizei war mit schwer ausgerüsteten Einsatzkräften vor Ort, ein Helikopter kreiste über die Stadt.
Nach dem Messerangriff auf dem Stadtfest löste direkt Großalarm in Solingen aus. Die Polizei war mit schwer ausgerüsteten Einsatzkräften vor Ort, ein Helikopter kreiste über die Stadt. © Gianni Gattus/picture alliance/dpa
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul machte sich zeitnah ein Bild der Lage in Solingen.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul machte sich zeitnah ein Bild der Lage in Solingen.  © Thomas Banneyer/picture alliance/dpa
Notärzte kümmern sich um die Verletzten am Stadtfest. Der Angreifer habe gezielt auf den Hals der Opfer eingestochen, teilte die Polizei noch in der Nacht mit. Den Messerangriff bewerten die Behörden deshalb als Anschlag.
Notärzte kümmern sich um die Verletzten am Stadtfest. Der Angreifer habe gezielt auf den Hals der Opfer eingestochen, teilte die Polizei noch in der Nacht mit. Den Messerangriff bewerten die Behörden deshalb als Anschlag. © Thomas Banneyer/picture alliance/dpa
Der Tatort von Solingen. Eine Drohnenaufnahme zeigt die Bühne, vor der der Messerangreifer um sich gestochen hat.
Der Tatort von Solingen. Eine Drohnenaufnahme zeigt die Bühne, vor der der Messerangreifer um sich gestochen hatte.  © Christoph Reichwein/picture alliance/dpa
DJ Topic, bürgerlich Tobias Topic, kommt aus Solingen. In seiner Heimatstadt legte er am Freitagabend auf, währenddessen stach ein Mann wahllos auf Menschen ein.
DJ Topic, bürgerlich Tobias Topic, kommt aus Solingen. In seiner Heimatstadt legte er am Freitagabend auf, als sich der Anschlag ereignete. Um eine Massenpanik zu verhindern, bat die Security den DJ, einfach weiterzuspielen. Das hat er getan. © Montage: Instagram/@topic/Christoph Reichwein/dpa
Am Morgen nach dem Messerangriff in Solingen sind noch viele Fragen offen – und der Täter auf der Flucht.
Am Morgen nach dem Messerangriff in Solingen sind noch viele Fragen offen – und der Täter auf der Flucht.  © Thomas Banneyer/picture alliance/dpa
Am Samstag blieb die Innenstadt von Solingen teils gesperrt. Die Polizei fahndet mit einem Großaufgebot nach dem flüchtigen Messerangreifer. Er hatte laut Berichten den Tumult und die Panik nach der Attacke genutzt, um vom Tatort zu entkommen.
Am Samstag blieb die Innenstadt von Solingen teils gesperrt. Die Polizei fahndet mit einem Großaufgebot nach dem flüchtigen Messerangreifer. Er hatte laut Berichten den Tumult und die Panik nach der Attacke genutzt, um vom Tatort zu entkommen. © Christoph Reichwein/picture alliance/dpa
Eine Beschreibung des Täters veröffentlichte die Polizei vorerst nicht, Zeugenangaben seien widersprüchlich, heißt es. Dennoch eine dringende Warnung an die Bürgerinnen und Bürger von Solingen: Sie sollen vorsichtig bleiben, mahnt die Polizei. Und verdächtige Personen keinesfalls ansprechen.
Eine Beschreibung des Täters veröffentlichte die Polizei vorerst nicht, Zeugenangaben seien widersprüchlich, heißt es. Dennoch eine dringende Warnung an die Bürgerinnen und Bürger von Solingen: Sie sollen vorsichtig bleiben, mahnt die Polizei. Und verdächtige Personen keinesfalls ansprechen. © Christoph Reichwein/picture alliance/dpa
Der Schock sitzt tief in Solingen nach dem Anschlag auf das „Fest der Vielfalt“ zum 650-jährigen Stadtjubiläum. Anders als auf diesem Aushang geschrieben, spricht die Polizei allerdings nicht von einem „Terroranschlag“, sondern von einem „Anschlag“. Die Hintergründe der Tat sind am Samstag (24. August) noch völlig offen.
Der Schock sitzt tief in Solingen nach dem Anschlag auf das „Fest der Vielfalt“ zum 650-jährigen Stadtjubiläum. Anders als auf diesem Aushang geschrieben, spricht die Polizei allerdings nicht von einem „Terroranschlag“, sondern von einem „Anschlag“. Die Hintergründe der Tat sind am Samstag (24. August) noch völlig offen. © Christoph Reichwein/picture alliance/dpa

Die Opfer des Messerangriffs in Solingen sollen staatliche Unterstützung erhalten. „Die Bundesregierung wird für die Opfer dieser entsetzlichen Tat da sein“, erklärte der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober (FDP). Bei Bedarf werden psychosoziale, praktische und finanzielle Hilfen bereitgestellt. Betroffene erhalten außerdem unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 0009546 psychosoziale Beratung.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Ying Tang/Nur Photo

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