„Kühe nicht mit den Augen fixieren“
Seltsame Kuh-Attacken in Südtirol: Wie Sie sich bei Kühen in den Bergen verhalten sollten – und wie nicht
Wanderer sind auf der Seiser Alm von Kühen angegriffen und verletzt worden. Nach der Kuh-Attacke hat Südtirol Verhaltensregeln für Touristen herausgegeben.
Bozen – Urlauber sind beim Wandern von einer Kuh-Herde auf der Seiser Alm in Südtirol (Italien) attackiert worden. Laut Augenzeugen habe die Leitkuh eine Frau aufgegabelt und mehrere Meter durch die Luft geschleudert, berichteten lokale Medien. Ein Mann sei zu Boden gestoßen worden. Die aufgebrachten Kühe seien auch auf den Notarzt und die Retter losgegangen. Erst der Rettungshubschrauber konnte die Kühe verjagen. Die Ursache für das aggressive Verhalten der Kühe ist zunächst noch unklar, sorgte für zahlreiche Spekulationen. Südtirol reagiert auf die außergewöhnliche Kuh-Attacke mit Verhaltensregeln für Wanderer.
Nach seltsamer Kuh-Attacke in Südtirol – So sollten sich Urlauber verhalten, wenn sie einer Kuh begegnen
Nach Bär und Wolf sollten sich Südtirol-Urlauber offenbar auch vor der Kuh in Acht nehmen. Der Vorfall auf der Seiser Alm erschütterte das Land über seine Grenzen hinaus. Offenbar handelte es sich um keinen Einzelfall. Ein weiteres Ehepaar schilderte eine beängstigende Szene auf einer Almwiese.
„Kühe sind friedliebende und ruhige Tiere“, unterstreicht der Südtiroler Bauernverband bei Nachrichtenportal Südtirol News. Doch in Ausnahmesituationen könnten Kühe auch nervös werden, besonders, wenn Hunde auf den Almen frei herumlaufen oder Wanderer Kälber streicheln möchten.
„Am besten ist es, Abstand zur Herde zu halten, damit sich die Kühe nicht bedroht fühlen“, rät Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler bei Südtirol News. Die wichtigsten Regeln „Wie verhalte ich mich bei Kühen?“ sind jetzt zusammengefasst auf der Tourismus Webseite südtirolerland.it zu finden. Es sind Verhaltensregeln für Spaziergänger und Wanderer, um gefährliche Situationen mit Kühen zu vermeiden:
- Nicht über Zäune klettern oder durch Kuhherden laufen, sondern dem markierten Weg folgen
- Gebührenden Abstand zu Weidetieren halten: eine Alm ist kein Streichelzoo oder Selfie-Hotspot
- Kühe nicht mit den Augen fixieren
- Entspannt an den Tieren vorbeigehen
- Stress macht friedliche Kühe aggressiv
Alm-Kühe sind kein Streichelzoo – Hände weg von Kälbchen, warnen Experten
Kleine Kälbchen sind herzig anzusehen. Sie sind auf der Weide oft neugierig und nähern sich Wanderern, erklärt Tiefenthaler bei Südtirol News. „Auch hier gilt, am besten den Kälbern auszuweichen und sie keinesfalls zu streicheln, oder am Kopf zu kraulen. Das könnten die Kühe nämlich falsch verstehen und die Kälber verteidigen.“ Mutterkühe wollen ihre Kälber vor Gefahren beschützen.
Kuh-Attacken in Südtirol – Bei Hunden und Kühen ist besondere Vorsicht geboten
Kuh-Attacken auf Wanderer sind zwar selten, heißt es auf der Webseite. Doch wenn Jungtiere in der Nähe sind, der Wanderweg durch eine Kuh-Weide führt und Hunde dabei sind, könnte es schnell gefährlich werden. Hunde in der Nähe von Kühen sind ein besonderes Thema. Mutterkühe sehen Hunde als Bedrohung.
Deswegen sollten sie immer an der Leine geführt werden und niemals frei herumlaufen. Es gibt eine Ausnahme: In brenzlichen Situationen, wenn eine Kuh angreift, sollte der Hund sofort von der Leine gelassen werden. Dann kann sich das Rind auf den Hund und nicht auf den Menschen konzentrieren, empfiehlt der Südtiroler Bauernbund-Landesobmann. Hundebesitzer sollten diese Regeln kennen, wenn sie auf Kühe treffen:
- Hunde anleinen (wie auch gesetzlich vorgesehen) und auch an kurzer Leine halten: Hunde werden als Gefahr gesehen
- Zeichnet sich ein Angriff durch eine Kuh ab: Hund sofort ableinen!
- Der Wanderer kann sich so besser in Sicherheit bringen
Wie verhalte ich mich bei einem Kuhangriff?
Falls es trotz angepasster Verhaltensweisen, Vorsicht und Respekt vor den Weidetieren zu einer Kuh-Attacke kommt, ist es wichtig ruhig zu bleiben, langsam die Weide zu verlassen und den Tieren nicht den Rücken zuzukehren:
- Ruhig bleiben, sich groß machen und langsam nach hinten weggehen
- Tier nicht den Rücken zudrehen
- Nicht auf den Boden legen oder hektisch weglaufen
Spekulationen nach dem Kuh-Angriff in Südtirol – Herde durch Wolf traumatisiert?
Die Ursache für das aggressive Verhalten der Kühe auf der Seiser Alm ist zunächst noch unklar. „Es war wie in einem schlechten Film. Den Blick der Kuh werde ich nie mehr vergessen“, erzählte der Notarzt nach dem Einsatz. Ein Hund sei kurz vor dem Vorfall durch die Herde gerannt, was das aggressive Verhalten der Kühe erklären könnte, berichtet das ORF. Die Herde sei offenbar bereits durch einen Wolf traumatisiert gewesen, heißt es. Landwirte in der Schweiz hätten demnach große Probleme mit aggressiven Kuhherden gehabt, die von einem Wolf angegriffen worden seien.
In der Alpenregion gibt es bereits Ärger um Wölfe. In Österreich rettete ein Polizeihubschrauber Frauen nachts vom Berg. In Südtirol wächst die Furcht vor Raubtieren. Bergretter rücken nachts nicht mehr aus – die Suche nach einem Rentner wurde im Juni abgebrochen. Ende Juni ist im Trentino ein toter Bär entdeckt worden. Es war der mit dem Code M62 versehene Problembär. (ml)
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