Hochwasser durch massive Regenfälle
Unwetterchaos in Italien: Mehrere Gebiete mit „Alarmstufe rot“
Heftige Regenfälle verursachen Hochwasser in Norditalien. Noch ist die Gefahr nicht gebannt. Zwei Menschen gelten indes als vermisst.
Update vom 20. September, 11.53 Uhr: Heftige Unwetter fegten in den letzten Tagen über einige Regionen Italiens. Besonders betroffen: Die Emilia Romagna und die Marken. Wie das Wetterportal 3bmeteo.com berichtet, fiel in Teilen der betroffenen Regionen binnen 36 Stunden dreimal so viel Niederschlag, wie sonst durchschnittlich im ganzen Monat September.
Am Freitag, dem 20. September, soll sich die Wetterlage in den Regionen wieder beruhigen. Regenfälle sind im Laufe des Vormittags bereits abgeklungen. Das Warnportal der Region Emilia Romagna sagt örtlich nur noch leichte Niederschläger vorher. Die Nachwirkungen des Sturmtiefs „Boris“ dürften jedoch noch anhalten und die Einsatzkräfte weiter in Atem halten. Videos der Nachrichtenagentur Ansa zeigen weiterhin überflutete Ortschaften, sowie zerstörte Gebäude.
Heftige Unwetter in Teilen Italiens - Feuerwehr meldet hunderte Einsätze binnen kurzer Zeit
Mehr als 500 Einsätze binnen 24 Stunden vermeldete der nationale Feuerwehrverband Italiens allein in der Region Emilia Romagna. Insbesondere die Provinz Ravenna wurde von den Wassermassen heimgesucht. Dort sind etwa in Traversara Rettungshubschrauber im Einsatz, um Anwohner zu evakuieren, die wegen steigender Flusspegel von Hochwasser bedroht sind. Vereinzelt wurden auch Verbindungsstraßen durch Erdrutsche blockiert. Mindestens zwei Personen gelten weiterhin als vermisst.
In der Provinz Forlì Cesena rückten die Wasserrettung aus, um 14 Personen zu evakuieren, darunter sieben Menschen mit Behinderung eines Pflegeheims, sowie etwa hundert vom Wasser bedrohte Tiere. Auch in den Marken standen bei den Feuerwehrleuten mehr als 300 Einsätze zu Buche.
Sturmtief Boris sorgt für heftige Unwetter in Italien – Tausende evakuiert, zwei Personen gelten als vermisst
Erstmeldung vom 20. September, 5.44 Uhr: In Norditalien kommt es erneut zu heftigen Unwettern und Überschwemmungen. Zwei Menschen gelten in der Region Emilia-Romagna als vermisst, etwa tausend Bewohner mussten ihre Häuser verlassen. Schulen blieben am Donnerstag (19. September) geschlossen und der Zugverkehr wurde eingestellt, wie die Behörden mitteilten. Es ist das dritte schwere Hochwasser in der Region innerhalb von weniger als zwei Jahren.
Überschwemmungen in Norditalien: 350 Liter Regen pro Quadratmeter in 48 Stunden
Das Sturmtief Anett, international auch „Boris“ genannt, brachte die schweren Regenfälle. Innerhalb von nur 48 Stunden fielen 350 Liter Regen pro Quadratmeter, wie die Regierung der Region Emilia-Romagna mitteilte. Durchschnittlich liegen die Niederschläge in dem Gebiet im gesamten Monat September zwischen 60 und 70 Litern pro Quadratmeter. Gebiete in der italienischen Region Marken sowie Emilia-Romagna waren von den Überschwemmungen betroffen, insbesondere die Provinzen Bologna, Forli, Cesena und Ravenna und Rimini. „Alarmstufe rot“ gilt zunächst bis 21. September, wie der Katastrophenschutz mitteilte.
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Insbesondere die Lage an den Flüssen Lamone und Montone in der Gegend Ravenna sei kritisch, wie lokale Medien berichteten. Dort hatte die Stadtverwaltung die Menschen mit Wohnort am Rande der Flüsse dazu aufgerufen, sich in die oberen Stockwerke zu begeben. Die Bewohner sollen zudem den Pegelständen der Flüsse höchste Aufmerksamkeit schenken. „Wir arbeiten daran, so viele Menschen zu retten, wie wir können. Die Situation ist nicht gut“, teilte der Bürgermeister von Bagnacavallo, Matteo Giacomoni, laut dem Südtiroler Medium Stol über die Evakuierungen in der Ortschaft mit. Zwei Menschen gelten dort als vermisst, nachdem das Dach eines Gebäudes eingestürzt war, auf das sie sich vor den Wassermassen geflüchtet hatten.
Hochwasser in Norditalien: Warum Bewohner auch den Behörden eine Mitschuld geben
Die Stadt Faenza war erneut stark von dem Unwetter betroffen. Es ist dort das dritte schwere Hochwasser seit Mai vergangenen Jahres. Damals hatte es zweimal Überschwemmungen in der Region gegeben, bei denen ein Millionenschaden entstand und 17 Menschen ums Leben kamen. Dafür, dass ihre Häuser nun erneut überschwemmt wurden, machten die Bewohner der Stadt auch die Untätigkeit der Behörden verantwortlich, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete. „In meinem Haus steht das Wasser anderthalb Meter hoch, und ich hatte es gerade erst wieder fertig eingerichtet“, sagte ein Bewohner dem Online-Medium Local Team. Von „Wut und Enttäuschung“ der Bewohner war demnach die Rede.
Zivilschutz und Feuerwehr kämpfen indes unermüdlich gegen die Schäden, teilweise sind auch Rettungshubschrauber im Einsatz. Insgesamt rückten die Rettungskräfte zu mehr als 500 Einsätzen aus, hieß es am Donnerstag. Laut Emilia-Romagnas Regionalpräsidentin Irene Priolo sollen die Schäden in diesem Jahr allerdings weniger hoch ausfallen, als bei den Hochwassern im vergangenen Mai, wie sie im Gespräch mit dem Radiosender Rai Radio 1 sagte. Damals hatten 45.000 Menschen ihre Häuser zeitweise verlassen müssen.
Das Sturmtief Boris hatte in den vergangenen Tagen neben Norditalien auch in Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien für heftige Überschwemmungen gesorgt. Im Süden Italiens, in Apulien, war in den vergangenen Tagen ein Feuerwehrmann bei Rettungsarbeiten im Hochwasser ums Leben gekommen (bme/dpa).
