Einheimische setzen sich zur Wehr
„Schädlich für die Stadt“: Einwohner in Toskana-Metropole wüten wegen Mittelalter-Lösung gegen Urlauber-Flut
Einmal durch Florenz schlendern, ist der große Traum vieler Touristen und Italien-Urlauber. Eine Neuerung kommt jetzt aber bei Einheimischen nicht gut an.
Florenz – Florenz, die berühmte Stadt in der Toskana, zieht aufgrund ihrer historischen Bedeutung jährlich eine Vielzahl von Touristen an. Die Menge an Besuchern bringt die Metropole jedoch an ihre Grenzen. Um dem entgegenzuwirken, soll nun ein Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert die Besucherströme lenken und so die Stadt entlasten. Während sich Italien-Urlauber auf eine neue Attraktion freuen können, regt sich bei den Einheimischen Widerstand.
Mega-Tunnel aus dem Mittelalter für Touristen-Ansturm in Italien-Hochburg
Der Präsident der Toskana, Eugenio Giani, und die Bürgermeisterin Sara Funaro haben sich auf ein Projekt geeinigt, das die Wiedereröffnung eines lange ungenutzten Tunnels vorsieht, wie firenzetoday.it berichtet. Dieser soll die Touristenströme umleiten und so die Stadt entlasten. Die Kosten für die Restaurierung des Tunnels belaufen sich auf 7,5 Millionen Euro. Der Tunnel soll den mittelalterlichen Turm Torre della Zecca mit der Piazza Poggi verbinden, die sich in einem der ältesten Stadtviertel von Florenz, San Niccolò, befindet.
Giani wird von toscana-notizie.it mit den Worten zitiert: „Es ist eine Intervention, die mir am Herzen liegt und die darauf abzielt, eine neue Route für den Tourismus zu schaffen, aber nicht nur“. Er fügt hinzu: „Und wenn der Tunnel unter dem Arno damals als Durchgang für Arbeiter und Dienstleistungen diente, wird er heute Touristen und Anwohnern dienen, die eine alternative und faszinierende Route wählen möchten, die es denjenigen ermöglicht, die mit dem Bus am Ufer des Arno ankommen, wieder aufzutauchen. Machen Sie ein paar Schritte zu Fuß in Oltrarno und besuchen Sie so einen wichtigen und eindrucksvollen Teil von Florenz“.
Bürgermeisterin will Touristen-Neuerung auch Bürgern schmackhaft machen, doch die wehren sich
Die Bürgermeisterin Sara Furano äußert sich begeistert über den „versteckten Teil ihrer Stadt“, den die Touristen nun entdecken können. „Wir würden das Projekt gerne gegen 2026 fertigstellen, aber das liegt am Zustand des Tunnels“, wird Giani im theflorentine.net zitiert. „Wenn der alte Tunnel unterm Arno zugänglich ist, wird er den Einwohnern von Florenz erlauben, einen versteckten Teil ihrer Stadt wiederzuentdecken und Touristen eine alternative Route nach Oltrarno zu nehmen sowie den Touristenstrom zu ändern“, so Furano, die sich damit abfinden musste, dass Florenz nicht als lebenswerteste Stadt gilt.
Neben dem Tunnel sollen auch die Straßenbahnlinien erweitert werden. „Sowohl für Bürger als auch für Touristen besteht die Möglichkeit, über mehr Zugangspunkte zu verfügen. Außerdem gibt uns dieser Gehweg, der eine Geschichte zu erzählen hat, die Möglichkeit, die starken Ströme umzuleiten, die zwischen Torre della Zecca und Piazza Santa Croce beginnen“, wird Funaro bei La Nazione zitiert.
Die Einheimischen reagieren jedoch mit Kritik auf die geplanten Neuerungen, wie corrierefiorentino.it schreibt. „Der Tourismus hat das Postamt, den Gemüsehändler, das Wahllokal, den Feinkostladen, die Buchhandlung weggenommen“, beklagen die Bewohner von San Niccolò, südlich des Arno. „Die Vorstellung entspricht nicht der unseren“, äußert eine Rednerin in einem historischen Viertel. „Wir werden einen Brief an die Region, die Gemeinde und die Nachbarschaft senden, um unseren Widerspruch zum Ausdruck zu bringen.“ Sie befürchten eine „Invasion“, wie es in den Gazetten zu lesen ist.
„Schädlich für die Stadt“: Mehrere Einwohner der Altstadt gehen auf die Barrikaden
Einige Bewohner befürchten, dass der neue Tunnel noch mehr Menschen in das Viertel locken wird. „Hier strömen bereits Scharen von Touristen durch, um zur Piazzale zu gelangen, mit der Öffnung des Tunnels werden noch mehr Touristen ankommen und das Viertel wird sich völlig verändern“, sagt ein Bewohner. „Der Tunnel wäre eine wahnsinnige Ausgabe, um ein Projekt durchzuführen, das nicht nur nutzlos, sondern auch schädlich für die Stadt und die Nachbarschaft ist“, heißt es weiter.
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Die Meinungen von Wirtschaft und Einheimischen gehen in vielen Touristen-Hotspots auseinander. In Ligurien betraf ein ungewöhnliches Phänomen beide Parteien. Wie sich die Fronten in Florenz entwickeln werden, bleibt abzuwarten. (ank)
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