„Flexibles Tempolimit“ ist Geschichte
„Aus“ für Umwelt-100-er auf Tauernautobahn zwischen Salzburg und Golling
Nach dem „Aus“ des Umwelt-80-ers auf der stadtnahen Westautobahn zwischen dem Knoten Salzburg und Salzburg-Nord ist ab Mittwoch (15. November) auch der Umwelt-100-er auf der Tauernautobahn zwischen Salzburg und Golling aufgehoben.
Salzburg – Das von der SPÖ-geführten Landesregierung bereits 2008 eingeführte, sogenannte „flexible Tempolimit“ ist seit Mittwoch Geschichte. Eine entsprechende Verordnung der Landesregierung wurde am Montagnachmittag (13. November) veröffentlicht. Hintergrund des flexiblen Tempos, also 100 statt 130 km/h, waren hohe Schadstoffwerte. Eine permanente Messstation bei Hallein schaltete automatisch von 130 auf 100, wenn dieser Werte überschritten waren.
Nun sind die Grenzwerte allerdings schon seit drei Jahren in der Regel unter den Grenzwerten, auch weil die Fahrzeuge immer weniger Schadstoffe ausstoßen und auch der Anteil an E-Autos steigt. In der ursprünglichen Verordnung aus dem Jahr 2008 heißt es, dass das flexible Tempolimit, das in Österreich nach dem Immissionsschutz-Gesetz Luft als „IG-L 100“ bezeichnete Tempolimit aufzuheben ist, wenn die Grenzwerte dauerhaft unterschritten werden. Dies ist jetzt der Fall, auch schon die mittlerweile aus der Landesregierung ausgeschiedenen Grünen mussten darum zähneknirschend das IG-L 80 Limit auf der stadtnahen Autobahn aufheben. Dasselbe passiert jetzt auf dem 25 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Knoten Salzburg – Beginn Tauernautobahn – bis Golling.
„Landesregierung setzt Gesund der Menschen aufs Spiel“
Kritik kommt naturgemäß von Naturschutzverbänden und den Grünen, die Stickstoffdioxide würden bei Tempo 130 wieder steigen, sagt zum Beispiel die Grüne Landtagsabgeordnete Martina Berthold. „Die Landesregierung setzt damit die Gesundheit der Menschen aufs Spiel, ein Facharzt für Lungenkrankheiten hat im Landtag darauf hingewiesen, dass ein höheres Tempo zu mehr Luftverschmutzung und damit zu einem steigenden Risiko für Lungenkrebs, Asthma und Schlaganfällen führt“.
Die zuständige, freiheitliche Landesrätin geht darauf nicht ein, sie richte sich nach der geltenden Rechtslage und stehe für „ideologische Tempolimits“ nicht zur Verfügung. Die Kritiker hoffen indes auf eine Rückkehr des Umwelt-100-ers, da die EU ihre Richtlinie für die Luftqualität derzeit überarbeitet und dann Grenzwerte von derzeit 40 auf 20 Mikrogramm oder noch weniger herabgesetzt werden könnten. An der Messstelle Hallein lag der Jahresmittelwert 2022 bei 30,7 Gramm Stickstoffoxid.
100-er spülte viel Geld in die Kasse
Mit dem Ende des gefühlt dauerhaft geschalteten 100-ers auf der Tauernautobahn bis Golling entgeht dem Land aber auch viel Geld, denn Temposünder hätten pro Jahr rund 2,3 Mio. Euro in die Landeskasse gespült, zweckgebunden für den Umweltschutz, also zum Beispiel das landesweite Klimaticket. Die beiden stationären Radaranlagen bei Puch bleiben und blitzen in Zukunft eben ab Tempo 130, außer die Asfinag schaltet aus anderen Gründen ein niedrigeres Tempo.
Eingeführt wurde der Luft-100-er in Salzburg 2008 von der damals rot-schwarzen Landesregierung und dem damaligen Verkehrslandesrat Blachfellner. Schon zuvor hatte es drei Jahre lang einen permanenten 100-er in dem 25 Kilometer langen Abschnitt bis zum Ofenauer-Tunnel gegeben. In anderen Bundesländern bleiben die IG-l 100 geschaltet, in Oberösterreich zum Beispiel zwischen dem Knoten Linz und Enns. In Tirol sieht man den Umwelt-100-er als Teil eines Maßnahmenpakets, das die Lebensqualität der Anwohner hebe.
hud