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Berchtesgadener Land und Traunstein

Plus von 59 Prozent: Immer mehr bayerische Kaufkraft landet in Salzburg – Linzergasse „mausert“ sich

Eine Fassade eines Geschäfts leuchtet in der Nacht grün auf.
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Der Leiner-Standort in der Alpenstraße.

Während die Menschen aus den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein im benachbarten Salzburg für insgesamt 188 Millionen Euro einkaufen, lassen die österreichischen Nachbarn umgekehrt „nur“ 66 Millionen in Bayern. Ein genauer Blick zeigt, warum die Kaufkraftbilanz so ungleich verteilt ist und was die Salzburger Altstadt sowie der Europark, der sich vergrößern will, damit zu tun haben.

Salzburg/Berchtesgadener Land/Traunstein - Nicht nur am Karfreitag - ein Feiertag in Deutschland, nicht aber in Österreich - fließt enorme Kaufkraft von den bayerischen Grenzlandkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein nach Salzburg. Im gesamten Jahr 2024 haben bayerische Konsumenten für 187,8 Millionen Euro in Salzburg eingekauft, vor allem hochwertige Produkte wie zum Beispiel Möbel oder Elektroartikel. Umgekehrt bilden Einkaufstouristen aus Salzburg und dem nahen Oberösterreich zwar lange Autoschlangen zum Beispiel nach Freilassing, ließen dort 2024 aber „nur“ 65,7 Millionen Euro in den Kassen vor allem der Lebensmittel- und Drogeriemärkte.

Das ergibt einen Überschuss von 122,1 Millionen Euro zu Gunsten Salzburgs. „Das ist gegenüber der letzten Kaufkraftstudie aus 2014 ein Plus von 59 Prozent“, so Roland Murauer von der Beratungsfirma CIMA.  So kaufen die Bayern - gemeint sind Bewohner aus den Landkreisen Berchtesgadener Landes und Traunstein - in Salzburg zu 47 Prozent „langfristige Güter“, also zum Beispiel Elektroartikel oder Möbel. „Da haben die Stadt und Eugendorf große Flächen, zum Beispiel IKEA oder Lutz“, erklärt Murauer. Die Raumplanung sei in Salzburg wesentlich liberaler gewesen als in Bayern.

Salzburger kaufen Drogerieprodukte, Lebensmittel und Bier

Was kaufen die Bayern noch ein in Salzburg? Zu 39 Prozent sind es sogenannte „mittelfristige Güter“, also zum Beispiel Bekleidung, Schuhe und Sportartikel. Es folgen 14 Prozent „kurzfristige Güter“, also Lebensmittel, „hier vor allem Fleisch und Wurst sowie Backwaren“. Umgekehrt kaufen die Salzburger in den beiden deutschen Landkreisen zu 66 Prozent (günstigere) Drogerieprodukte, Lebensmittel und Bier, dann noch 14 Prozent Bekleidung und immerhin noch 20 Prozent Waren aus der Kategorie „langfristige Güter“. 

Fakt ist also, dass die zwei bayerischen Grenzlandkreise BGL und Traunstein fast dreimal soviel Geld im „Oberzentrum“ Salzburg ausgeben wie umgekehrt. „Die Kaufkraftbilanz zwischen Salzburg und dem angrenzenden Bayern ist deutlich positiv: mit 122 Millionen Euro für Salzburg“, erklärt Murauer.

Im BGL und Traunstein fehlen die Kundenmagnete

Der Grund dafür sei auch, dass in Traunstein oder Freilassing viele „langfristige Produkte“ in der großen Auswahl nicht verfügbar seien. „Es gibt eben zum Beispiel keinen IKEA oder andere, große Betriebe, die als Kundenmagnet dienen“. Zudem seien die Verkehrsverbindungen nach Salzburg sehr gut. Hauptzielpunkte sind Eugendorf, Wals-Himmelreich und naturgemäß die Stadt Salzburg, wobei hier vor allem der Europark im Stadtteil Taxham von der Nähe zur Grenze profitiert. 

Die Altstadt - gemeint ist hier allerdings nicht der Touristenschwerpunkt Getreidegasse, sondern zum Beispiel auch die Linzergasse - ist bei den bayerischen Kunden etwas ins Hintertreffen geraten. „Viele Kunden aus Bayern sind wegen der vielen Meldungen über die ‚Innenstadtsperre‘ verunsichert und wissen nicht mehr, ob sie in die Stadt fahren dürfen oder nicht“, erklärt Murauer den Rückgang. Einzig die Linzergasse habe sich „gemausert“: Die Geschäfte dort würden mehr Kaufkraft anziehen, weil dieser Bereich nicht so touristisch geprägt ist.

Europark will sich deutlich vergrößern

Der Kaufkraftabfluss von den bayerischen Grenzregionen in Richtung Salzburg wird bleiben, auch weil mit dem Ausscheiden der Grünen aus der Landesregierung die Handelsflächen im Zentralraum erneut zulegen werden. Alleine der Europark will um 8000 Quadratmeter erweitern, in dem er aktuelle Lagerflächen hinter den Shops zu Verkaufsflächen umbauen will. Murauer: „Das ist schon bemerkenswert, da europaweit Einkaufszentren ihre Flächen eher reduzieren und viele Unternehmen statt Shops vermehrt auf den Online-Handel setzen, wo sie sich hohe Personal- und Mietkosten sparen können.“ 

Das „Aus“ der Möbelkette Kika/Leiner Ende Januar 2025 - in Salzburg war von der Insolvenz der Standort in der Alpenstraße betroffen - zeigt: Auch großflächige Anbieter stehen unter Druck. „Aus fachlicher Sicht ist es ein Irrglaube, mit noch mehr Verkaufsfläche dem Online-Handel Paroli bieten zu können“, ist Murauer von CIMA überzeugt.

Für den Spartengeschäftsführer Handel in der Salzburger Wirtschaftskammer, Johann Höflmaier, steht fest, „dass Kunden aus dem bayerischen und oberösterreichischen Grenzraum maßgeblich zum Umsatz in Salzburg beitragen und den Handel aufrechterhalten. Von den Salzburgern alleine könnte die aktuelle Kaufkraft nicht erbracht werden“. Dabei saugt der sogenannte Zentralraum, also die Stadt Salzburg und der umliegende Flachgau und Tennengau, nicht nur Kaufkraft aus den bayerischen Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land ab, sondern auch aus oberösterreichischen Grenzbezirken und den drei anderen Salzburger Gauen. (hud)

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