Corona-Partys und Antiwurmmittel statt Impfung
„Hirn auf Reptilienstufe“: Österreicher (55) infiziert sich absichtlich mit Corona - tot
In Österreich hat einem Mann seine vehemente Ablehnung gegen eine Corona-Impfung indirekt das Leben gekostet. Der 55-Jährige hatte sich wohl absichtlich mit Corona infiziert, um später als Genesener zu gelten - mit fatalen Folgen.
Österreich – In Österreich wurden kürzlich die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nochmal deutlich verschärft. Am Montag verhängte Österreich einen Lockdown für Ungeimpfte. Die zwei österreichischen Regionen mit den höchsten Corona-Zahlen und vollen Intensivstationen gehen nächste Woche sogar in einen allgemeinen Lockdown. Das kündigten die Ministerpräsidenten von Salzburg und Oberösterreich, Wilfried Haslauer und Thomas Stelzer, am Donnerstag (18. November) an.
Doch eine Impfung kommt für viele Menschen in unserem Nachbarland weiter nicht in Frage. So auch die Entscheidung eines 55-Jährigen. Wie die „Kleine Zeitung“ unter Berufung auf eine Ärztin im steirischen Liezen berichtet, habe sich der Mann auf eine sogenannte Corona-Party begeben, um sich bewusst zu infizieren. Ziel des Mannes sei es gewesen, nach einer Genesung von Covid-19 die derzeit in Österreich geltenden Beschränkungen für Ungeimpfte zu umgehen. Doch seine Entscheidung hatte fatale Folgen. Der 55-Jährige musste laut Bericht seine Infektion mit dem Tod bezahlen.
Wer nimmt an solchen Corona-Partys teil?
Oft finde es nur in kleineren Ortschaften statt, aber es gebe viele solcher Zusammenkünfte. „Das kann gutgehen, wir wissen aber auch von einem Ennstaler, der so eine Ansteckung mit dem Leben bezahlt hat. Er ist an Corona verstorben, obwohl er erst 55 Jahre alt war“, so die Ärztin.
Während Mediziner dringend von der Teilnahme an einer solchen Party abraten, gibt es offensichtlich speziell in Österreich jede Menge Interessenten. Doch wer sind diese Menschen? „Einer ist etwa Jurist und sicher nicht dumm. Auch sonst sind dort oft Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Das Thema ist dermaßen hoch emotionalisiert, dass das Hirn auf eine Art Reptilienstufe zurückfällt“, erläutert die Ärztin.
Impfgegner schwören auf Pferde-Wurmkur
Ungeachtet der hohen Werte und der Restriktionen hat Österreich ein ähnliches Problem wie Deutschland. In den Augen vieler Mediziner und Experten ist die Impfquote viel zu niedrig – dort sind nur 64,8 Prozent der Bevölkerung geimpft. Doch anstatt sich an Regeln zu halten oder sich impfen zu lassen, schwören dort einige Impfgegner stattdessen auf Corona-Partys und vor allem auf das Antiwurmmittel Ivermectin. Dabei werden mit dem Wirkstoff eigentlich vor allem größere Tiere – Pferde, Schafe und Rinder – entwurmt.
In Oberösterreich ist die Nachfrage nach dem vor allem in der Tiermedizin eingesetzten Stoff mittlerweile so groß, dass es zu Lieferengpässen kommt. Das Mittel ist sehr beliebt, auch weil der impfskeptische und mittlerweile selbst an Covid-19 erkrankte Chef der rechten FPÖ, Herbert Kickl, jüngst das Mittel empfahl.
In OÖ gibt es entweder ungewöhnlich viele Menschen, deren Tiere gerade Läuse, Milben, Zecken oder Würmer haben. Oder ungewöhnlich viele Corona-Spinner.
— Armin Wolf (@ArminWolf) November 16, 2021
Und ich habe eine qualifizierte Vermutung, welche Hypothese eher zutrifft.https://t.co/j5xhhIdA8m https://t.co/uMhd42qp9s
Die FPÖ hat während der Pandemie die Corona-Maßnahmen der Regierung als Freiheitsbeschränkungen abgelehnt. Anfang November präsentierte Kickl einen „Plan B“ gegen das Virus. Aus seiner Sicht sollte auf die frühzeitige Behandlung von Covid-19 statt auf die Impfung gesetzt werden, die „zu viele schwere Verläufen und Todesopfer produziert hat.“ Er erwähnte dabei auch das Antiwurmmittel Ivermectin, das gegen die Krankheit eingesetzt werden könne. Mit seiner Kampagne gegen Impfungen und für nicht empfohlene Therapien stellte sich Kickl klar gegen die medizinische Lehrmeinung.
You are not a horse. You are not a cow. Seriously, y'all. Stop it. https://t.co/TWb75xYEY4
— U.S. FDA (@US_FDA) August 21, 2021
Bereits im August warnte auch die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel ausdrücklich vor dem Antiwurmmittel. „Du bist kein Pferd. Du bist keine Kuh. Ihr alle nicht. Ernsthaft. Hört damit auf.“, heißt es in einem Tweet der Behörde.
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