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Obergrenze gefordert

„Kanaren-Ausverkauf“: Zehntausende Einheimische protestieren gegen Massentourismus

Schluss mit überlaufenden Inseln. Menschen auf den Kanaren protestieren gegen den hohen Besucherandrang. Andere befinden sich im Hungerstreik.

Las Palmas de Gran Canaria – Die Einheimischen auf den Kanarischen Inseln haben genug vom Massentourismus. Am Samstag (20. April) schlossen sich Zehntausende Menschen unter dem Motto „Die Kanaren haben eine Grenze“ zu Protesten auf den Kanaren zusammen. Mit Trillerpfeifen, Sprechchören und Transparenzen zeigten sie ihren Unmut. Die Organisatoren der Proteste fordern unter anderem eine Obergrenze für Touristen und bezahlbaren Wohnraum.

Proteste auf den Kanaren: Zehntausende gegen Massentourismus

Auf den acht bewohnten und zu Spanien gehörenden Inseln nahmen an den Tourismus-Protesten nach Angaben der Veranstalter rund 55.000 Menschen teil. Auf Transparenten war zum Beispiel „Der Tourismus erhöht meine Miete“, „Das Paradies wird nicht mit Beton gemacht“ oder „Respektiert meine Heimat“ zu lesen. Vergangene Woche waren mehrere Aktivisten der Protestbewegung „Kanaren-Ausverkauf“ sogar in einen Hungerstreik gegen den Massentourismus getreten.

Zehntausende Menschen haben auf den Kanaren gegen den Massentourismus demonstriert.

„Canarias se agota“-Sprecher Victor Martín sprach von einem „historischen Tag“. „Wir sind nicht mehr eine kleine Gruppe, sondern ein ganzes Volk, das auf die Barrikaden geht“, wurde er vom staatlichen TV-Sender RTVE zitiert. Der Protest auf den Kanaren werde nicht aufhören. „Wir sind nicht gegen den Tourismus“, sagte die Demonstrantin Rosario Correo dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVE. „Wir fordern nur, dass sie das aktuelle Modell ändern, das ein unbegrenztes Wachstum des Tourismus zulässt.“

Der Demonstrant Alfonso Boullon pflichtete ihr bei: „Die Regierung und die Regionalführungen der Inseln müssen dieses korrupte Modell eines niemals endenden Wachstums beenden, das auf der Zerstörung der Umwelt beruht und nur die Wirtschaft schwächt.“

Proteste gegen Tourismus auf den Kanaren: Unbezahlbarer Wohnraum für Einheimische

Auf den Kanaren leben rund 2,2 Millionen Menschen. Im vergangenen Jahr besuchten etwa 14 Millionen Touristinnen und Touristen die beliebten Ferieninseln. Vorne mit dabei: Besucher aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden sowie rund zwei Millionen Spanier vom Festland. Besonders beliebt sind Teneriffa, Gran Canaria und Lanzarote. Auch auf dem spanischen Festland gab es in Madrid und Barcelona Solidaritätskundgebungen.

Mit den Protesten auf den Kanaren wollen die Menschen eine effektive Überwachung der Bestimmungen für die Vermietung von Urlauberunterkünften erreichen, eine Begrenzung beim Kauf von Immobilien durch Menschen ohne Wohnsitz auf den Inseln und die Einführung einer Umweltsteuer für Touristen. Für viele Einheimische ist es kaum möglich, sich ein Haus zu kaufen. Wie der Spiegel schreibt, schossen die Mieten in den letzten zehn Jahren um fast 80 Prozent in die Höhe. Zudem forderten die Demonstrierenden einen Baustopp für zwei Hotels auf Teneriffa.

Tourismus auf den Kanaren: Proteste gegen „Zerstörung“ der Insel

Aktivisten betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Tourismus seien, sondern gegen die schleichende Zerstörung der Inseln. Der Biologe und bekannte Dokumentarfilmer Felipe Ravina meinte kürzlich: „Seit Jahren werben wir für uns als weltweit einzigartiges Naturreiseziel, aber der Tourismus zerstört das Produkt, das wir verkaufen.“

Für die Wirtschaft der Inseln ist der Tourismus unverzichtbar. Die Branche steht für 35 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichert 40 Prozent der Arbeitsplätze. Dennoch sind die Kanaren die zweitärmste unter den 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens, die den deutschen Bundesländern entsprechen. Auch für Spanien insgesamt spielt der Tourismus mit einem BIP-Anteil von immerhin 12,8 Prozent eine wichtige Rolle. Es ist das zweitbeliebteste Urlaubsland der Welt, vergangenes Jahr kamen 85 Millionen Touristen. (vk/dpa/afp)

Rubriklistenbild: © Europa Press Canarias/dpa

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