Die Reaktionen
Neuer Papst Leo XIV. – Vatikan-Kenner sieht bei erstem Auftritt sofort den „klaren Bruch“
Die Welt hat einen neuen Papst. Nach zahlreichen Spekulationen steht nun fest, wer die Katholiken führt und welche Richtung Leo XIV. in den kommenden Jahren einschlägt. Die Reaktionen.
Vatikanstadt – „Habemus papam!“ Die berühmten Worte sind gefallen. Am 8. Mai um 18.07 Uhr war der Jubel am Petersplatz groß. Tausende Christen und Schaulustige aus aller Welt warteten seit dem Vortag geduldig auf dem Platz vor der Sixtinischen Kapelle in Rom. Nun steht fest, wer das höchste kirchliche Amt antreten wird. Es ist Robert F. Prevost, der sich Leo XIV. nennt und erster Pontifex aus den USA ist.
Das ist der neue Papst Robert F. Prevost, der sich Leo XIV. nennt
Der 69-Jährige ist Kardinal aus Chicago und gehört dem Augustinerorden an. Vatikan-Experte Andreas Englisch (61) ordnet im Welt-Interview ein: „Er ist kein Trump-Fan und von seinen Einstellungen her jemand, den sich Franziskus gewünscht hätte.“ Die Erwartungen an den Pontifex sind hoch. „Er muss sofort in die Schuhe und das aktuelle Kirchenjahr zu Ende führen“, sagte Englisch. „Die Zeiten des italienischen Papstes sind vorbei, er ist ein globaler Papst.“
Leo XIV. ist der neue Papst – Vatikan zeigt erste Fotos kurz nach der Wahl




Neuer Papst Leo XIV. – US-Präsident Trump reagiert sofort
US-Präsident Donald Trump (78) postete auf seinem Nachrichtenkanal Truth Social direkt erste Glückwünsche an seinen Landsmann. „Herzlichen Glückwunsch an Kardinal Robert Francis Prevost, der gerade zum Papst ernannt wurde. Es ist eine große Ehre, der erste amerikanische Papst zu sein. Welch eine Freude und eine große Ehre für unser Land! Ich freue mich darauf, Papst Leo XIV. kennenzulernen. Es wird ein bedeutsamer Moment sein!“
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) hat dem neuen Papst Leo XIV. zu seiner Wahl gratuliert. „Zu Ihrer Wahl zum Oberhaupt der Katholischen Kirche gratuliere ich Ihnen sehr herzlich“, erklärte Merz am Donnerstag. Der Papst sei für viele Menschen „ein Anker für Gerechtigkeit und Versöhnung“.
Der dpa zufolge schloss Russlands Staatschef Wladimir Putin (72) seinen Glückwünschen auch diplomatische Gedanken an. In einem vom Kreml veröffentlichten Telegramm zeigte er sich zuversichtlich, dass sich „der konstruktive Dialog und die Interaktion zwischen Russland und dem Vatikan auf der Grundlage der christlichen Werte, die uns verbinden, weiter entwickeln werden“.
Friede und Franziskus als erste Worte – „Bemerkenswert“
Nach der Ernennung folgte ein genau festgelegter Ablauf für das Kirchenoberhaupt, voll mit Ritualen und Symbolik. Eine wichtige Rolle spielt der „Raum der Tränen“, in dem der Pontifex eingekleidet wird. „Friede sei mit euch allen“ richtete er nach dem Betreten des Balkons des Petersdoms an die wartenden Fans in Rom. „Bemerkenswert“ empfindet Peter Dückers (59), Domvikar in Aachen, gegenüber n-tv, dass dies die ersten Worte waren.
Dem Pfarrer zufolge sei Prevost einer, der den Dialog suche und auch die Fehler der Vergangenheit aufarbeiten werde, insbesondere im Hinblick auf Missbrauchsskandale der katholischen Kirche. Mit der Erwähnung seines Vorgängers Franziskus „hat er damit in einer gewissen Weise Kontinuität versprochen“, so Dückers.
„Es scheint sich wahrscheinlich um eine Fortsetzung der Liberalisierung durch Franziskus zu handeln“, sagte der katholische Priester und Blogger Ed Tomlinson gegenüber independent.co.uk. Auch der Passauer Bischof Stefan Oster hat dem neu gewählten
Papst Leo XIV. gratuliert. Er habe Kardinal Robert Prevost bei der jüngsten Bischofssynode „als einen tiefen, klugen, geistlichen und
besonnenen Mann kennenlernen“ dürfen, sagte er der KNA.
Kardinal ist sich sicher: „Wir werden keine Kopie von Papst Franziskus bekommen“
Auch wenn er in seiner ersten öffentlichen Rede als Papst seinen Vorgänger Franziskus würdigte und damit eine gewisse Kontinuität in Aussicht stellte, habe er sich auch direkt sehr klar abgegrenzt, sagt Kirchenhistoriker Hubert Wolf von der Universität Münster. „Äußerlich vollzog er einen klaren Bruch mit der Bescheidenheit des Franziskus, der ganz in schlichtem Weiß aufgetreten war. Leo XIV. kam wie Benedikt XVI. mit rotem Schulterumhang und Stola. Er wollte offenbar damit deutlich machen: Ich bin kein Abziehbild von Franziskus.“ Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte in diesem Zusammenhang: „Die Kardinäle wollten wohl ein Kontinuum zu Papst Franziskus, aber keine Kopie.“
In eine ähnliche Richtung äußerte sich auch Kardinal Reinhard Marx aus München, der das Konklave mitentschied. In den ARD-Tagesthemen sagte der Erzbischof: „Wir werden keine Kopie von Papst Franziskus bekommen. Aber die Richtung ist schon, das große Pontifikat, das wir in zwölf Jahren erlebt haben, auch in seinen Elementen jetzt auf neue Weise weiterzuführen. Das ist schon eine Perspektive, die ich erwarte.“
Zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Papstes gehöre es Marx zufolge, die Kirche zusammenzuhalten. Franziskus habe das Projekt einer synodalen Kirche vorangebracht. „Das wird man weiterentwickeln.“ Wichtig seien außerdem die Reform der Kurie und die politische Stimme der Kirche, die „über die Nationen hinweg die Menschheitsfamilie zusammenführt“.
Neuer Papst sei „ein Mann der Mitte“
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt meinte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über den neuen Papst: „Ich erhoffe mir von ihm neue Impulse, wie wir in einer zunehmend säkulareren Welt die Neu-Evangelisierung anpacken können“. In dieser Hinsicht scheint sich die katholische Kirche wohl einig zu sein.
Nach der Wahl äußerte sich auch Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Mit Kardinal Robert Francis Prevost sei ein „Mann der Mitte“ zum Papst gewählt worden – „politisch versiert, international vernetzt und zudem bestens informiert über die katholische Kirche in Deutschland“.
Derzeit gehören laut Deutscher Bischofskonferenz rund 1,4 Milliarden Menschen durch Taufe der römisch-katholischen Kirche an. Drei wichtige Aufgaben kommen auf jeden Fall auf den Papst zu. (diase/cln/dpa)
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