Zu wenig Informatikerinnen
Baerbock warnt vor Klischees im Job: „Werden von vielen Ländern überholt“
Um mehr Frauen für die IT zu gewinnen, müssen Klischees abgebaut werden. Eine Informatik-Professorin hat noch einen ganz anderen „Trick“ auf Lager.
Frauen können gut mit Kindern und Männer gut mit Zahlen? Ein Klischee, das in Deutschland zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird. Wenige Männer wählen den Job des Erziehers, wenige Frauen den der Informatikerin.
Zahlen des IT-Branchenverbands Bitkom zeigen: In deutschen IT- und Telekommunikationsunternehmen sind durchschnittlich 15 Prozent der Angestellten Frauen. „Bei der IT haben wir haben eins unserer größten Defizite“, sagt Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne).
Seit ihrem Amtsantritt konnte der Frauenanteil in anderen Bereichen, wie der Führungsebene von Unternehmen, von 30 auf 35 Prozent erhöht werden. „Im IT-Bereich ist uns das nicht gelungen“, sagt Baerbock bei einer Podiumsdiskussion der zweiten Fachtagung „Klischeefrei“ am 1. März 2024.
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Deutsche Frauen studieren weniger gerne Informatik als internationale Studentinnen
Familienministerin Lisa Paus (SPD) stimmt ihr zu: „Es gibt einfach viel zu wenig Frauen im IT-Bereich. Wir müssen Klischees abbauen, um das zu überwinden.“ Wenn es in Deutschland mehr Männer in Frauenberufen und Frauen in der IT geben solle, dann müsse man das Thema „Sexismus in der Arbeitswelt und in den Unternehmen adressieren“, sagt sie.
„Es ist wichtig, dass wir diskriminierungsfrei arbeiten. Spätestens mit Blick auf den globalen Wettbewerb um Fachkräfte, wären wir schön blöd, wenn wir das nicht tun“, findet auch Baerbock. Allgemein könne sich Deutschland beim Thema Klischees „nicht stolz auf die Schulter klopfen“, findet die Grünen-Politikerin. „Was bei uns passiert ist nur der Mindeststandard, wir werden von vielen Ländern überholt.“
„Wir sehen, dass deutsche Mädchen nicht so gerne Informatik studieren, wie zum Beispiel unsere vielen internationalen Studentinnen“, sagt Katharina Zweig, Professorin am Fachbereich Informatik der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) in der Podiumsdiskussion.
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Professorin verrät Trick, um Frauen für Informatik zu gewinnen
Weil unter den Studierenden an ihrer Universität so viele pakistanische und indische Frauen seien, sei jedoch noch ein weiterer Aspekt wichtig: „Wir müssen mehr dafür tun, dass diese Frauen bleiben!“ Oft würden internationale Studierende bei deutschen Firmen keine Arbeitsplätze finden. Oft heiße es, ihre Sprache sei nicht gut genug. „Das kann doch nicht sein, dass wir so viele Leute, die unbedingt nach Deutschland kommen wollen, ausbilden und sie dann wieder wegschicken“, ärgert sich Zweig.
„Also ich glaube, da würde es sich lohnen, wirklich auch mal ein Programm aufzusetzen, dass wir diese Fachkräfte halten können. Dann hätten wir automatisch mehr Frauen und mehr Repräsentanz und mehr Diversität“, findet sie. Ähnlich sieht das Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung im Interview mit BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.
„Ein kleiner Trick von uns ist, dass wir tatsächlich einen Bindestrich-Studiengang entwickelt haben“, sagt die Informatikerin. Der Studiengang heiße „Sozioinformatik“ und ziehe mehr Frauen an. Er beschäftige sich vor allem mit der Frage, welche Auswirkungen Software auf die Gesellschaft als Ganzes habe. „Da bewerben sich ein paar Frauen, aber es dürften auch gerne noch mehr sein“, findet Zweig.
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