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Viele Gänsehaut-Momente beim ESC 2023

Schweden siegt, deutsche Band redet letzten Platz schön: „Natürlich ist das hart, aber...“

67. Eurovision Song Contest - Finale Liverpool Loreen Lord of the lost
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Loreen (Mitte) aus Schweden jubelt über ihren ESC-Sieg. Im Vordergrund ist „Lord of the Lost“ zu sehen. Die deutsche Band landete auf dem letzten Platz.

Liverpool – Nächste Blamage für Deutschland beim Eurovision Song Contest: Die Hamburger Dark-Rock-Band „Lord Of The Lost“ landete bei der Mega-Show in Liverpool auf dem letzten Platz. Der Sieg ging an die Sängerin aus Schweden – es ist bereits ihr zweiter Triumph bei der weltgrößten TV-Musikshow!

Die Sängerin Loreen errang zum zweiten Mal für ihr Land den Sieg bei der größten Musikshow der Welt. 2012 war ihr dies mit „Euphoria“ gelungen, diesmal schaffte sie es mit dem recht ähnlich klingenden „Tattoo“. Bislang hatte es nur einen zweifachen ESC-Sieger gegeben: den Iren Johnny Logan - das war 1980 und 1987, als der Grand Prix noch viel kleiner war. Finnland wurde in der Nacht zum Sonntag Zweiter, gefolgt von Israel, Italien, Norwegen und der Ukraine (Liveticker zum Nachlesen).

Deutschland wieder ganz hinten

Willst du Deutschland oben sehen, musst du die Tabelle drehen: Das war zuletzt fast immer das Fazit nach dem ESC. Deutschland landete diesmal mit der Hamburger Dark-Rock-Band Lord Of The Lost ganz hinten, wie dies schon 2022, 2016 und 2015 der Fall war. Die deutsche Pleiteserie der vergangenen Jahre mit letzten oder (2021, 2019, 2017) vorletzten Plätzen unterbrach 2018 lediglich Michael Schulte mit einem vierten Platz. „Natürlich ist das hart, auf dem letzten Platz zu landen“, sagte Lord-Of-The-Lost-Sänger Chris Harms nach der Show. Aber das könne „diese unfassbar schöne Erfahrung nicht vermiesen“. Sie würden „jederzeit wieder mitmachen“. Sie machten jetzt einfach weiter. „Wir haben jetzt den Festivalsommer. Wir haben zig ausverkaufte Shows. Wir gehen mit Iron Maiden auf Tour in Europa.“

Siegerin sammelt 583 Punkte

Loreen verdankt ihren Sieg vor allem den Jury-Votes, bei denen sie 340 Punkte bekam. Von den Zuschauern kamen 243 hinzu (zusammen 583). Die schwedische Sängerin mit langen Krallenfingernägeln ist 39 Jahre alt und stammt aus Stockholm. Mit „Euphoria“ hatte sie vor elf Jahren nicht nur den ESC-Titel eingeheimst, sondern war damals auch in Deutschland und weiteren Ländern an die Spitze der Charts gestürmt. Seitdem war es international wieder ruhiger um die Schwedin geworden.

Der Sieger der Herzen

Bei den TV-Zuschauern lag mit 376 Punkten eindeutig Finnlands Rap-Metal-Elektro-Lied vorne (plus 150 Jury-Punkte; gesamt 526). Auch bei den deutschen Fernsehzuschauern war Finnland die Nummer eins, gefolgt von Italien, Albanien, der Ukraine, Kroatien, Norwegen, Polen, Schweiz, Belgien und Schweden. Mit nacktem Oberkörper und einer Art neongrünem Bolero um die Schultern begeisterte der 29 Jahre alte Sänger Kääjirä (eigentlich Jere Pöyhönen) mit seiner wilden Nummer „Cha Cha Cha“. Das schrille Lied mit eingängigem Pop-Refrain und einem pinken Ballettquartett - mit absichtlich debil grinsenden Tänzerinnen und Tänzern - war nahezu maßgeschneidert für den ESC. Auf der Brust trägt Kääjirä übrigens ein Tattoo, das an das Logo seiner Lieblingsband Rammstein erinnert - ein Vorbild, das man auch aus „Cha Cha Cha“ heraushören konnte.

„Einspieler“ aus Kiew zu Beginn

Das große Finale begann mit einem Einspieler mit Szenen unter anderem aus Kiew vom Maidan - wo sich Sänger Oleh Psjuk vom Kalush Orchestra einen Kaffee holte und wo in der U-Bahn-Station getanzt wurde. Dann traten die Vorjahressieger auch live in der Halle auf. Der 67. Eurovision Song Contest fand im englischen Liverpool statt, auch wenn 2022 die Ukraine in Turin gewonnen hatte. Großbritannien war als zweitplatziertes Land für die vom russischen Angriffskrieg heimgesuchte Ukraine als Gastgeberland eingesprungen.

Auch Prinzessin Kate am Intro beteiligt

Prinzessin Kate saß in dem kleinen Einspieler zum Auftakt in einer Szene am Klavier. Die Frau von Thronfolger Prinz William trug ein blaues Kleid. Auf dem Instagram-Account von William und Kate wurde das Video ebenfalls veröffentlicht. Es sei ihr eine Freude gewesen, bei der Aktion mit dem Kalush Orchestra dabei gewesen zu sein.

Deutschland marschiert ohne Flagge ein

Mit einem Einmarsch und einer „Flag-Parade“ wie bei Olympia ging die Show weiter. Die deutsche Band Lord Of The Lost verzichtete jedoch auf eine schwarz-rot-goldene Flagge, was manche Twitterer monierten.

Der emotionalste Moment

Der ganze Saal stimmte mit ein, als der niederländische Musiker und ESC-Sieger von 2019, Duncan Laurence, mit den Moderatoren der Vorjahre den Klassiker „You‘ll Never Walk Alone“ sang. Dazu wurden viele Ukraine-Flaggen geschwenkt. Tränen der Rührung flossen. Das Lied von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein aus dem 1945 uraufgeführten Musical „Carousel“ ermutigt dazu, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken.

Der bitterste Moment

Während in Liverpool die Zuschauer feierten, wurde die Heimatstadt der ukrainischen ESC-Teilnehmer Tvorchi von Russland angegriffen. Kurz vor dem Auftritt des Duos erschütterten Explosionen russischer Raketen die Stadt Ternopil in der Westukraine. Das teilten die Behörden mit und riefen die Bewohner auf, Schutzräume aufzusuchen.

Peter Urbans letzte Worte

„Es war mir immer ein Vergnügen und eine große Ehre“, sagte Peter Urban (75), als er sich nach einem Vierteljahrhundert als ESC-Kommentator vom deutschen TV-Publikum verabschiedete. In den nächsten Jahren könne er den ESC nun gemeinsam mit seiner Familie schauen. Er dankte den Zuschauern für die Treue, „auch in den Jahren, wenn es für uns nicht so gut lief“. Und abschließend: „Von einem wunderbaren ESC in Liverpool sage ich bye-bye. Ihr Peter Urban. Danke.“

mw (mit Material von dpa)

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