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Wetter und weitere Faktoren

Dynamische Preise in Skigebieten: „Verlierer sind tendenziell die Familien“

Skifahrer vor einem Abhang
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Schneevergnügen: Skifahren erfreut sich Winter für Winter großer Beliebtheit. (Symbolbild)

Immer mehr Skigebiete in den Alpen greifen auf das dynamische Preismodell zurück. Für Verbraucherschützer sind die Skifahrer die Verlierer.

Bern – Skifahren ist ein teures Vergnügen. Schon die Ausrüstung mit Helm, den Brettern oder dem Snowboard und den dazugehörenden Spezialschuhen gehen ordentlich ins Geld. Dazu die Klamotten mit spezieller Unterwäsche sowie wasserabweisender Jacke und Hose. In den allermeisten Fällen kommt noch die Unterkunft obendrauf. Und natürlich der Skipass, der zur Nutzung der Lifte benötigt wird.

Dynamisches Preismodell beim Skifahren: Vor allem in der Schweiz schon länger ein Thema

Bei einem längeren Aufenthalt kann da schnell mal eine vierstellige Summe zusammenkommen. Dennoch haben die Skigebiete in den Alpen Winter für Winter Hochkonjunktur, können sich vor Touristen kaum retten. Diese sollten aber in immer mehr Regionen ganz genau hinschauen, was sie für das Vergnügen im Schnee hinblättern müssen. Denn die Preise für die Skipässe werden in immer mehr Skigebieten flexibel gestaltet.

Dann wird von dynamischen Preisen gesprochen, wie sie auch aus britischen Pubs bekannt sind. Diese richten sich nach dem Wetter, der Saisonphase, dem Wochentag, der Nachfrage und dem Buchungszeitpunkt. Wer hat's erfunden? Womöglich die Schweizer? Jedenfalls schlug das Thema bereits in den vergangenen Jahren vor allem unter den Eidgenossen hohe Wellen, wo sich diese Art der Preisgestaltung bereits etabliert zu haben scheint.

Immer abwärts: Beim Skifahren wird auch eine Menge Schnee aufgewirbelt.

Konsumentenschützerin über dynamische Preise: „Man zieht den Leuten das Geld aus der Tasche“

Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung Konsumentenschutz, kritisierte zu Jahresbeginn laut SRF: „Dynamische Preise sind im Durchschnitt eine Preiserhöhung und eine undurchsichtige Lotterie. Man gaukelt den Leuten vor, dass sie wie im Lotto einen guten Treffer landen können, wenn sie am richtigen Ort und zur richtigen Zeit buchen, aber eigentlich zieht man den Leuten mehr Geld aus den Taschen.“

Dem entgegnete Serge Grand, Direktor Ski von „Ticketcorner“, das das sogenannte „Dynamic Pricing“ mitgestaltet hat: „Ein Kunde kann beispielsweise unter der Woche günstigere Tickets erwerben.“ Klar, da ist in den allermeisten Fällen auch die Nachfrage geringer. Er nannte aber auch ein weiteres Beispiel: „Oder eine Familie, die jetzt schon weiß, wann sie in die Ski-Ferien geht, kann vom Frühbuchungsrabatt profitieren, der über 20 Prozent sein kann.“

Dynamische Preise für Skipässe: Können Kosten unbemerkt angezogen werden?

Neu aufgegriffen hat das Thema vor Beginn der neuen Skisaison das Schweizer Portal 20min.ch, demzufolge etwa in Arosa-Lenzerheide, in Laax, in Crans-Montana oder in Gstaad mit dynamischen Preisen gearbeitet wird. Da Laax, das 224 Pistenkilometer bietet, keine Obergrenze festgelegt habe, könnten die Preise bei entsprechender Wetterlage und Nachfrage „schwindelerregende Höhen“ erreichen.

Auch hier kommt Stalder zu Wort, die die dynamischen Preismodelle als „großen Nachteil für die Kunden“ ansieht. Sie bemängelt absolute Intransparenz, weshalb die Kosten für Skipässe problemlos und unbemerkt angezogen werden könnten. Die Stiftung Konsumentenschutz habe bei eigenen Tests festgestellt, dass die vermeintlichen Preisfaktoren wie Wetter, Nachfrage oder Saisonphase „kaum Einfluss auf die Preise“ hätten. Vielmehr wirke die Preisgestaltung ziemlich willkürlich.

Stalder hält fest: „Am Ende sind die Skifahrerinnen und Skifahrer die Verlierer, sie bezahlen bei dynamischen Preissystemen fast immer mehr.“ Auch ein Argument von Grand lässt sie nicht gelten: „Frühbucherrabatte gab es schon immer – auch bei Fixpreisen.“

Video: Snow Dome in Bispingen bietet Skifahren und Snowboarden in der Lüneburger Heide

Preisüberwacher über dynamisches Modell: „Familien sind tendenziell die Verlierer“

Kritik hagelt es auch von Beat Niederhauser. Der Geschäftsleiter und Stellvertreter der Preisüberwacher findet: „Die Vorhersehbarkeit wird je nach Ausgestaltung der dynamischen Preise verringert.“ Damit würden rationale Entscheidungen erschwert.

Frühbucher würden zudem ein gewisses Risiko beim Wetter eingehen. Folglich könne in diesen Fällen niemand wissen, „ob das Preis-Leistungsverhältnis dann stimmt“. Besser würden die Skifahrer wegkommen, die spontan entscheiden können. „Familien sind meist weniger flexibel und damit tendenziell die Verlierer“, hält Niederhauser fest.

Wie dem Bericht weiter zu entnehmen ist, verteidigt sich das Skigebiet Laax und verweist über die Medienstelle Laax darauf, dass das dynamische Preismodell auf Basis eines Algorithmus funktionieren würde. Dieses greife auf die bereits genannten Faktoren zurück. Weiter heißt es: „Vergleichbare, tagesaktuelle und individualisierte Preisfestlegungen sind seit Jahren aus der Airline- und Hotelindustrie bekannt.“

„Dynamic Pricing“ in Skigebieten: „Österreich, Deutschland und Frankreich folgen der Schweiz“

Für die Skigebiete hat sich das dynamische Preismodell fraglos bewährt. Laut Berner Oberländer greift auch die Skiregion Adelboden-Lenk ab dieser Saison darauf zurück (Artikel hinter Bezahlschranke).

Bereits zu Jahresbeginn stellte Philipp Lütolf von der Hochschule Luzern laut dem besagten SRF-Bericht fest, dass zwei Drittel der großen Schweizer Skigebiete „Dynamic Pricing“ anwenden. Und: „Auch in Österreich, Deutschland und Frankreich folgen immer mehr Skigebiete der Schweiz und setzen auf dynamische Preise.“

Ohnehin müssen Skifahrer wohl nicht nur in Österreich in diesem Jahr mit höheren Preisen rechnen. Derweil will eine Urlaubsregion in der Alpenrepublik offenbar drei Liftbetriebe einschränken. In Italien und damit auch in Südtirol droht bei fehlender Haftpflichtversicherung ein saftiges Bußgeld. (mg)

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