Steine schießen „wie eine Kanonenkugel“ durch die Luft
Gewaltiger Felssturz in der Schweiz verschont Bergdorf um Haaresbreite
Bei einem riesigen Felssturz in der Schweiz wäre das beschauliche Bergdorf Brienz fast unter einer meterhohen Gerölllawine begraben worden. Doch wie durch ein Wunder machten die Schuttmassen wenige Meter vor dem ersten Haus der Ortschaft Halt. Dennoch könnte es Schäden gegeben haben:
Brienz (Schweiz) – Erst vor wenigen Tagen sorgte der Felssturz bei Galtür im österreichischen Bundesland Tirol für Aufregung, jetzt ereignete sich ein ähnliches Naturschauspiel in der Schweiz. Die von Experten bereits seit Wochen und Monaten erwartete Situation trat in der Nacht auf Freitag (16. Juni) ein.
Mit lautem Getöse und Grollen stürzten riesige Geröllmassen den Hang oberhalb von Brienz im Kanton Graubünden – rund 25 Kilometer südwestlich von Davos – herab. Bereits am Mittwoch (14. Juni) kamen riesige Felsbrocken herunter, sie blieben ersten Erkenntnissen auf Wiesen vor dem Dorf liegen. Menschen befanden sich zu diesem Zeitpunkt allerdings schon keine mehr in den Häusern. Bereits im Frühjahr wurden aufgrund der Gegebenheiten und einer Einschätzung von Experten rund 80 Einwohner evakuiert, sie harren seit Mitte Mai bei Verwandten oder in Ferienwohnungen aus.
Felssturz mit riesigem Ausmaß
In Brienz rechneten Geologen mit dem Abrutschen von zwei Millionen Kubikmetern Gestein – 20 Mal so viel wie zuletzt in Tirol. Wie viel davon in der Nacht heruntergekommen ist, war am Freitag (16. Juni) noch nicht abzuschätzen. Es war auch noch unklar, ob weiterhin Geröll Richtung Dorf rutscht.
#InfoGFS: In der Nacht ist ein grosser Teil der #Insel Richtung Brienz/Brinzauls abgegangen. Die Felsmassen verfehlten das Dorf nur knapp: Auf der Kantonsstrasse beim Schulhaus hinterliessen sie eine meterhohe Ablagerung. #BrienzerRutsch #GlückGehabt pic.twitter.com/yedkdjPiKa
— Gemeinde Albula/Alvra (@AlbulaAlvra) June 16, 2023
Bislang wurden allerdings die Häuser wie durch ein Wunder verschont: Nur wenige Meter vor dem alten Schulhaus blieben die Felsmassen liegen, eine Straße oberhalb des Örtchens liege allerdings meterhoch unter Schutt, sagte Christian Gartmann, Sprecher der Gemeinde Albula, zu der Brienz gehört.
Schäden an Gebäuden können nicht ausgeschlossen werden
„Brienz hatte großes Glück“, sagte er dem Sender SRF und fügte an: „Wir gehen im Moment nicht davon aus, dass es Schäden gab.“ Ob die Wohnhäuser und die Kirche aber wirklich völlig verschont blieben, sollte im Laufe des Tages bei einen Helikopterflug geprüft werden.
„Bei solchen Ereignissen krachen manchmal Felsblöcke auf andere Blöcke. Dann gibt es Splittersteine von der Größe einer Faust bis zu einem Fußball“, sagte Gartmann. Sie könnten „wie eine Kanonenkugel“ Hunderte Meter durch die Luft schießen und Fensterscheiben oder andere Gebäudeteile beschädigen.
Klimawandel nicht für Felssturz in Brienz verantwortlich
Anders als beim jüngsten Bergsturz in Tirol in Österreich ist in Brienz nicht der Klimawandel Auslöser. Er führt andernorts dazu, dass der Permafrost schmilzt, also das Eis, das Fels in großen Höhen wie Klebstoff zusammenhält. In Tirol waren am vergangenen Sonntag rund 100.000 Kubikmeter abgestürzt. Hunderte Meter des Südgipfels des Fluchthorn-Massivs samt Gipfelkreuz brachen ab. Das Felsmaterial landete fernab von bewohnten Gebieten und gefährdete niemanden.
aic mit Material der dpa