Groß angelegte Studie
„Brauchen dringend neue Strategien“ – Millionen Todesfälle durch Antibiotika-Resistenz?
Ein erschreckendes Szenario zeichnet sich ab: Millionen von Menschen könnten ihr Leben verlieren, da Keime immer mehr Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln.
London – Millionen Tote wegen Antibiotika? Die Frage, ob in naher Zukunft fast 40 Millionen Menschen weltweit sterben könnten, weil Krankheitserreger immer resistenter gegen Antibiotika werden, beschäftigt Wissenschaftler in Großbritannien. Eine Studie deutet darauf hin, dass die Resistenz vieler Krankheitserreger gegen das Medikament bis 2050 weltweit mehr als 39 Millionen Todesfälle verursachen könnte.
Länderübergreifende Studie: Antibiotika-Resistenz sorgt künftig für Millionen Todesfälle
Darüber hinaus könnte es bei weiteren 169 Millionen Todesfällen einen Zusammenhang mit antibiotikaresistenten Keimen geben. Diese alarmierenden Ergebnisse wurden von den Autoren einer umfangreichen Studie präsentiert, die am Dienstag, den 17. September 2024, im britischen Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde.
Antibiotika sind nur gegen Bakterien wirksam. Sie sind bei viralen Infektionen, zu denen die meisten Erkältungskrankheiten gehören, wirkungslos, werden jedoch oft verschrieben. Experten warnen daher schon seit längerem vor einer zunehmenden Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika durch übermäßigen oder unnötigen Einsatz.
Die Studie war von enormer Größe. Daten von mehr als 520 Millionen Patienten aus 204 Ländern und Gebieten wurden im Zeitraum von 1990 bis 2021 analysiert. Auf diese Weise wurde die Entwicklung der Antibiotika-Resistenzen untersucht und eine Prognose für die Jahre bis 2050 erstellt. Eine andere Studie enthüllte zuletzt, dass Corona-Impfungen 1,6 Millionen Menschen vor dem Tod bewahrten.
Jährlich könnten weltweit 1,91 Millionen Menschen an antibiotikaresistenten Keimen sterben
Von 1990 bis 2021 starben jedes Jahr weltweit mehr als eine Million Menschen aufgrund von Antibiotika-Resistenzen. Besonders betroffen waren ältere Menschen: Bei Menschen über 70 Jahren stieg die Zahl der Todesfälle in diesem Zeitraum um 80 Prozent. Bei Kindern unter fünf Jahren sank die Sterblichkeitsrate dagegen um mehr als 50 Prozent, was die Forscher hauptsächlich auf eine verbesserte Infektionsprävention und -kontrolle bei Säuglingen und Kleinkindern zurückführten.
Die Forscher prognostizieren, dass die Todesfälle aufgrund von Antibiotika-Resistenzen in den kommenden Jahrzehnten insgesamt weiter zunehmen werden: Bis 2050 könnten jedes Jahr weltweit 1,91 Millionen Menschen an antibiotikaresistenten Keimen sterben, was einem Anstieg von mehr als 67 Prozent im Vergleich zu 2021 entsprechen würde. Bei 8,22 Millionen Todesfällen pro Jahr könnten Antibiotika-Resistenzen eine Rolle spielen. Das wäre sogar ein Anstieg um 74,5 Prozent. Ein 24-Jähriger verlor kürzlich einen Wettlauf mit der Zeit, da die einzige Antibiotika-Alternative verboten war.
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Antibiotika: Gute Nachrichten für Südasien und das südliche Afrika
Die Forscher sehen jedoch nicht für alle Regionen der Welt düster. Eine verbesserte Infektionsbehandlung und ein besserer Zugang zu Antibiotika könnten von 2025 bis 2050 weltweit auch 92 Millionen Todesfälle verhindern, insbesondere in Südasien und im südlichen Afrika. (cgsc mit dpa)
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