In den Engadin
Rekordflug vom Inn bis zum Inn: So viele Kilometer segelt ein Rosenheimer mit dem Gleitschirm
Atemberaubende Ausblicke und spektakuläre Weiten, beim Gleitschirmfliegen ist den Fliegern einiges geboten. Der Rosenheimer Uli Straßer zählt zu den besten Fliegern Deutschlands und hat nun einen neuen Rekordflug absolviert.
Rosenheim – Uli Straßer aus Rosenheim hat seinen alten Rekord verbessert und ist vom Sulzberg bei Brannenburg über 170 Kilometer weit bis nach Scuol im Engadin geflogen.
Ostwindlage Fluch und Segen
Die Gleitschirmflieger sahen die bis vor kurzem anhaltende Ostwindlage mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ostwindlagen bringen kontinentale und daher trockene Luft an den Nordalpenrand. Wichtige Voraussetzung für gute und hochreichende Thermik, oft allerdings gepaart mit spürbarem Ostwind. Thermik ist für den Gleitschirmsport gut, ist sie doch Garant für das „Obenbleiben“. Zu viel Wind hingegen ist eher mit anspruchsvollen, schnell turbulenten Flugbedingungen verbunden.
Nicht alle Tage während dieser Ostwindlage waren daher auch gute Flugtage für die Textilflieger. Am 29. Mai waren die Thermikprognosen vielversprechend, allerdings auch mit einer gehörigen Portion Ostwind garniert. Der mehrfache deutsche Meister im Streckenfliegen, Dr. Uli Straßer, konnte diese Wetterkonstellation dennoch für einen nicht alltäglichen Streckenflug mit dem Gleitschirm vom Sulzberg bei Brannenburg bis nach Scuol im Engadin nutzen.
Über den Wendelstein und an der Zugspitze vorbei
Mit Rückenwind-Unterstützung durch den Ostwind führte die Flugroute zunächst über Wendelstein und Wallberg Richtung Sylvenstein-Stausee, weiter über das Karwendel und Wettersteingebirge, vorbei an der Zugspitze und schließlich über die Mieminger Kette nach Umfliegen des für Gleitschirmflieger wegen des Flughafens Innsbruck weiträumig gesperrten Luftraums wieder ins Inntal. Den Inn flussaufwärts ging es über Landeck und den Reschenpass dann weiter bis zur wetterbedingten Landung in Scuol im Engadin. Ein zeitlich theoretisch noch mögliches Weiterfliegen bis nach St. Moritz wurde durch gegen Abend zunehmende Gewittergefahr und damit einhergehend auffrischende Winde verhindert.
Bei der Landung war Straßer 171 Kilometer Luftlinie vom Startplatz entfernt – neuer Rekord! 13 Kilometer weiter als bei seinem letzten Rekordflug bis kurz vor den Bodensee in 2018.
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Per Anhalter und Zug ging es dann noch am gleichen Tag wieder zurück nach Rosenheim. „Insbesondere als Innstädter ein tolles Erlebnis“, meinte Straßer, „der Quelle des heimatlichen Flusses ein gutes Stück entgegenzufliegen und im Engadin, dessen Name auf die römische Bezeichnung En für den Fluss Inn zurückzuführen ist, zu landen. Und wer weiß, vielleicht kommt ja wieder eine ähnliche Wetterlage mit weniger Gewittertendenz am Abend? Dann ist es zur Quelle des Inns am Maloja-Pass nicht mehr weit.“
