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Theresa Eder und Anja Gfäller im Interview

„Darf man nicht ernst nehmen“: Das sagen die TuS-Spielerinnen über Hass in sozialen Medien

Theresa Eder und Anja Gfäller vom TuS Bad Aibling im OVB-Interview.
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Theresa Eder und Anja Gfäller vom TuS Bad Aibling im OVB-Interview.

Die Frauen-Fußball-WM zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings steht nicht immer das Sportliche im Mittelpunkt. Theresa Eder und Anja Gfäller vom TuS Bad Aibling sprechen im OVB-Interview nun über die wichtigsten Themen.

Bad Aibling – Knapp 1,1 Millionen Deutsche haben das Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland live vor ihrem Fernseher verfolgt. Eine der Zuschauer war Theresa Eder. Eder ist die Kapitänin der Damen-Mannschaft des TuS Bad Aibling, die in der Bayernliga aktiv und somit das ligahöchste Frauenteam der Region ist. Die Torjägerin verfolgte die Partie zwischen Neuseeland und Norwegen, während sie ihrem Beruf nachging. Für ihre österreichische Teamkollegin Anja Gfäller war dies in ihrem Job nicht möglich. Die frühen Anstoßzeiten waren vor der WM ein großes Thema, aber nicht der einzige nicht-sportliche Streitpunkt. Auch Frauen-Männer-Vergleiche und Kapitänsbinden standen im Mittelpunkt.

„Das ist schade, aber es ist so“

Schaffen Sie es, die WM-Spiele zu verfolgen?

Theresa Eder: Ich verfolge die WM, so gut es geht. Bei uns im Betrieb haben sie beim Eröffnungsspiel den Fernseher angemacht, das ist ganz cool. Ich habe Glück, aber ich glaube nicht, dass sich das in einem normalen Büro viele Arbeitnehmer anschauen können. Die deutschen Spiele sind extra so geplant, dass sie vormittags sind, aber selbst da hat man Arbeit. Das ist schade, aber es ist so. Ich freue mich trotzdem, dass etwas läuft.

Anja Gfäller: Es ist schwierig mit den Zeiten. Österreich hat sich leider nicht qualifiziert, deshalb feuere ich Deutschland an.

Anja Gfäller sieht Fortschritte im Frauen- Fußball.

Wie schätzen Sie die deutsche Mannschaft ein?

Eder: Das letzte Testspiel war ja nicht so gut, aber sonst sehe ich sie schon bei den Favoriten.

Gfäller: Deutschland gehört zu den Top-Vier. Neben den USA, England und Spanien.

Frauen werden im Sport oft mit Männern verglichen. Ist das gerecht?

Gfäller: Ich finde nicht, dass Vergleiche Sinn machen. Wir haben mal Testspiele gegen eine B-Jugend der Jungs gemacht und haben zweimal Unentschieden gespielt. Man hat die Unterschiede schon klar gemerkt. Ich bin eine der Schnelleren aus unserer Mannschaft, bin aber auch nicht immer hinterhergekommen. Einen großen körperlichen Unterschied gab es nicht, aber sie waren eben auch jünger als wir. Ich finde, dass es zwei verschiedene Sachen sind. Wir spielen viel anders als die Jungs, das hat man schnell gemerkt.

Eder: Ich würde beides nicht miteinander vergleichen, sondern einfach jedem sein Ding machen lassen.

Gfäller: Viele Frauen wollen den Vergleich auch gar nicht. Ich habe darüber meine Diplomarbeit beim Abitur geschrieben. Bei den österreichischen Frauen haben 90 Prozent gesagt, dass sie gar nicht mit den Männern verglichen werden wollen – aber das automatisch passiert.

„Darf man nicht ernst nehmen“

Der Frauen-Fußball bekommt auch viele Hass-Kommentare in den sozialen Medien.

Eder: Man darf sich die Kommentare echt nicht anschauen, das darf man nicht ernst nehmen. Wir spielen einfach gerne Fußball, ich glaube nicht, dass da jemand drüber urteilen muss. Auch die Nationalmannschaft will einfach ihr Land vertreten.

Gfäller: Wenn eine Frau einmal am Ball vorbei schlägt, kommen schon Hass-Kommentare, die Männer aber können machen, was sie wollen. Der Bayerische Fußball-Verband hat auf Instagram mal ein Tor gepostet, das wir zwei geschossen haben. Da waren dann auch Kommentare, dass es ja nicht so gut gewesen sei. Eigentlich war das aber gut herausgespielt.

Eder: Ich denke, es entwickelt sich in eine ganz gute Richtung. Der Frauen-Fußball bekommt schon mehr Aufmerksamkeit als in den letzten Jahren, es läuft im Free-TV – und vielleicht stellt sich der Hass irgendwann etwas ein.

Vor der WM war die Kapitänsbinde im Fokus. Gehören solche Diskussionen zum Sport dazu?

Eder: Bei der Männer-WM war das auch ein großes Thema. Ich glaube, dass das extrem vom eigentlichen Thema ablenkt, es geht ja letztendlich um Fußball. Klar ist es gut, wenn man für Rechte einsteht, aber ob es durch diese Binde sein muss, weiß ich nicht. Ich frage mich, warum man das so künstlich aufspielen muss. Man könnte auch Geld spenden oder sich anders dafür einsetzen. Über die Herren-Nationalmannschaft haben sich andere Nationen dann fast schon lustig gemacht. Das hat sich auch auf die sportliche Leistung ausgewirkt.

Jubel über einen Treffer: Torjägerin Theresa Eder (links) freut sich mit Teamkollegin Anja Gfäller.

Existiert dieses Thema in Bad Aibling?

Eder: Ich selbst habe eine Binde, da ist unser Logo drauf. Es gibt aber auch Spielerinnen in der Liga, die eine Binde mit Regenbogen-Farben haben. Es ist aber nicht so, als hätten wir darüber abgestimmt, das ist nicht so ein großes Thema.

Kampf um jede Spielerin

Frauen-Fußball bekommt mehr Aufmerksamkeit. Ist das auch in der Region spürbar?

Eder: Eine Liga über uns, in der Regionalliga Süd, fangen die Vereine jetzt an, den Spielerinnen Verträge zu geben. Dementsprechend braucht man aber auch einen Sponsor, der da genug Geld reinsteckt. Das ist in der Stadt einfacher, als auf dem Land. Wir kämpfen jedes Jahr darum, dass wir einen Kader zusammenkriegen. Wir haben keine Jugend und jetzt auch keine zweite Mannschaft mehr, die hat sich aufgelöst. Dementsprechend gibt es nur noch die erste Mannschaft und die muss immer extern neue Spieler suchen. Wenn Vereine anfangen, Geld zu zahlen, wird es professioneller. Gleichzeitig wird es für die Teams, die kein Geld zahlen können, schwieriger. In Bruckmühl wird momentan etwas aufgezogen, auch auf Instagram wird immer mehr über Frauen-Fußball geredet. Aber ob auch mehr Frauen anfangen, das weiß ich nicht.

Und wie ist es in Österreich?

Gfäller: Als ich 2012 angefangen habe, war Fußball noch ein Männersport. Inzwischen ist es normal, wenn eine Frau spielt. Das zeigt auch, dass da mehr Aufmerksamkeit da ist. In Österreich hat der Frauen-Fußball dank der EM zugenommen. Da waren wir gut, und auf einmal waren überall in den Zeitungen Artikel darüber.

Eder: Es ist definitiv einfacher als Mädchen, jetzt mit Fußball anzufangen. Man hat viel mehr Alternativen – wie stark man dann gefördert wird, ist die andere Frage.

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