Titelverteidigung in den USA
Mit tänzerischer Leichtigkeit und Präzision: Der nächste Erfolg von Jessica von Bredow-Werndl
Jessica von Bredow-Werndl ist auch im neuen Jahr nicht zu stoppen. Nun hat sich die Aubenhausenerin den nächsten Titel geischert - und zwar zum zweiten Mal in Folge.
Von: Sabine Neumann
Aubenhausen/Omaha – Zum zweiten Mal hintereinander haben sich Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB den Weltcup-Titel gesichert. Mit tänzerischer Leichtigkeit und Präzision zelebrierte das Dressur-Traumpaar aus Aubenhausen seine Kür und riss das Publikum in Omaha/USA zu Beifallstürmen hin. Die Musik von Edith Piaf und Cole Porter war bis aufs i-Tüpfelchen auf die anspruchsvolle, fehlerfreie Choreografie abgestimmt.
„Sie war wirklich heiß“
Besonders viele Punkte sammelte das Duo in der überragenden Trabtour und in seinen Parade-Lektionen Piaffe und Passage sowie in den Übergängen. Mit 90,482 Prozent toppten die Olympiasiegerinnen zum neunten Mal die magische 90-Prozent-Marke. Die Dänin Nanna Skodborg Merrald mit Blue Hors Zepter wurde mit 87,126 Prozent Zweite, gefolgt von Isabell Werth und DSP Quantaz mit 85,761 Prozent.
Im Grand Prix, der Einlaufprüfung, reichten von Bredow-Werndl 79,922 Prozent zum Sieg. Die meisten Pferde ließen sich von der Hallenatmosphäre beeindrucken. Bei TSF Dalera BB machte sich mangelnde Wettkampfroutine durch Übereifer bemerkbar. Kleinere Fehler drückten die Note. Das letzte Turnier in Basel war mehr als zwei Monate her. „Sie war wirklich heiß“, sagte die 37-Jährige.
Im Finale war die Stute zwar hellwach und machte sich zu Beginn der Prüfung „noch größer als sie ohnehin schon ist“, wie von Bredow-Werndl bemerkte, konzentrierte sich aber auf ihre Reiterin. „Was ich erleben darf, ist nicht normal. Ein Pferd zu haben, das immer sein Bestes gibt, wenn es ins Viereck kommt, ist etwas ganz Besonderes. Ich bin so, so, so dankbar, dass ich dieses Pferd reiten darf und für diese ganz besondere Verbindung zwischen uns“, sagte die Reiterin sichtlich bewegt nach ihrem Ritt.
Unterstützung vom Vater
Vater Klaus Werndl sowie von Bredow-Werndls langjährige Sponsorin und Freundin Beatrice Büchler-Keller, Besitzerin von TSF Dalera BB, waren zur Unterstützung nach Omaha gereist und jubelten ebenso über den Sieg wie Daleras Pflegerin Anna Liebing und das gesamte deutsche Team, das zum 13. Mal den Weltcup-Titel gewann. Die dritte deutsche Reiterin, Ingrid Klimke mit Franziskus, konnte nicht im Finale antreten. Der Hengst habe sich „akut vertreten“, hieß es. Benjamin Werndl und Famoso hatten als viertbestes deutsches Paar im Weltcup-Ranking den Einzug ins Finale verpasst, da nur drei Reiter pro Nation zugelassen werden. Dem sportlichen Niveau der Veranstaltung kommt diese Regel nicht zugute.
13 statt 18 Paare
Im diesjährigen Finale war das Starterfeld so klein wie nie zuvor und nur vier Paare kamen über die 80-Prozent-Marke. Statt der vorgesehenen 18 traten nur 13 Paare an. Bereits im Vorfeld hatte die Weltmeisterin Charlotte Fry aus Großbritannien abgesagt. Ihr Top-Pferd Glamourdale muss derzeit seinen lukrativen Aufgaben als Deckhengst nachkommen. Mehrere Finalisten scheiterten an der Anreise beziehungsweise an den Einreisebestimmungen der USA. Auch von Bredow-Werndls Hinflug verlief anders als geplant. Sie musste über London und Chicago nach Omaha fliegen.
Die Niederländerin Dinja van Liere, die mit Hermes N.O.P. im vergangenen Jahr Einzel-Bronze bei den Weltmeisterschaften gewann, musste ihren Start vor dem Grand Prix zurückziehen, weil ihr Pferd nicht fit war. Ihre Teamkollegin Marieke van der Putten konnte in der Kür nicht antreten, weil ihr vierbeiniger Partner Titanium eine Kolik erlitt und operiert werden musste. Nicht ganz so dramatisch erlebte von Bredow-Werndl 2017 ihre erste Finalteilnahme in Omaha. Damals musste auch sie auf ihren Start verzichten. Unee hatte vor dem Abflug leichte Kolik-Symptome gezeigt, die sich aber bald besserten. Die Reiterin flog allein nach Omaha, der Hengst wurde in seinen Heimatstall zurücktransportiert.
Ruhepause für die Queen
Das erste große Saisonziel, die erfolgreiche Titelverteidigung im Weltcup, hat die Aubenhausenerin erreicht. Ihre „Queen“, TSF Dalera BB, hat nun eine längere Ruhepause. Von Bredow-Werndl selbst erwarten eine ganze Reihe junger Talente im Stall, die weiter ausgebildet und auf Turnieren gezeigt werden wollen. Die nächsten großen sportlichen Herausforderungen für die Werndl-Geschwister sind die Deutschen Meisterschaften in Balve vom 7. bis 11. Juni und der CHIO Aachen vom 28. Juni bis 2. Juli. Beides sind Sichtungsturniere für die deutschen Kaderreiter im Hinblick auf den Höhepunkt der Saison, die Europameisterschaften vom 4. bis 10. September in Riesenbeck.