„Er hat das durchgezogen“
Bastian Schweinsteiger springt als Linienrichter ein – und wird vom Schiedsrichter überstimmt
Ein Highlight erwartete die Zuschauer in Oberlangkampfen. Beim Spiel zwischen SR Oberlangkampfen (OLKA) und der SPG Brixental/Westendorf griff Bastian Schweinsteiger zur Schiedsrichterfahne. Wie es dazu kam und wieso er einmal überstimmt wurde.
Oberlangkampfen – Der Sportring Oberlangkampfen ist ein stolzer Verein. Seit 1965 gibt es ihn, in diesem Jahr feierte man also das 60-jährige Vereinsbestehen. Einmal schaffte man sogar den Sprung in die höchste Liga des Bundeslandes, die Tiroler Liga – 1984 war das. Der Medienrummel damals hielt sich in Grenzen – anders als jetzt: „Dass der kleine SR OLKA mit seinen 250 Mitgliedern so in der Presse steht“, zeigt sich Obmann David Gratt im Gespräch mit der OVB-Sportredaktion auch ein paar Tage später fassungslos. Der Grund des medialen Echos: Bastian Schweinsteiger machte seine Aufwartung beim Sportring. Der Weltmeister von 2014 aus Oberaudorf hatte Gratt & Co. aufgrund familiärer Verbundenheit besucht – und beteiligte sich sogleich auch aktiv am Vereinsleben des rührigen Clubs.
Bastian Schweinsteiger in Tirol als Linienrichter im Einsatz
Der Hintergrund dieses Besuchs ist übrigens im Jahr 1984 zu verorten. Trainer der Aufstiegsmannschaft von „OLKA“, wie der Verein auch genannt wird, war Fred Schweinsteiger. In der Vereinschronik spricht man ehrfürchtig von „Schweinsteigers Wunderteam“ und bezeichnet den ehemaligen Drittligaspieler von 1860 und dem SB Rosenheim als „Fußballmessias“. Immerhin hievte er die Tiroler mit zwei Meistertiteln hintereinander zum größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. „Und das nur mit Spielern aus dem eigenen Dorf“, erzählt David Gratt. Einer der Garanten in der erfolgreichen Mannschaft: Gratts Papa. „Aus dieser Zeit ist dann eine Freundschaft entstanden“, sagt Gratt junior.
In der Kabine und auf der Tribüne
Und diese Freundschaft wurde nun mit neuem Leben gefüllt – von Bastian Schweinsteiger. „Wir haben ihn eingeladen, und jetzt hat er diese auch angenommen“, sagt der OLKA-Obmann, dessen Schwester im Team von Oberlangkampfens Damen aufläuft. Diese hatten ein Punktspiel gegen Brixental zu bestreiten – und bekamen plötzlich prominente Unterstützung. „Bastian hat uns ja öfters schon mal eine Videobotschaft zukommen lassen. Dass er sich jetzt die Zeit genommen hat, das hat uns riesig gefreut.“
Der Weltmeister von 2014 war nicht nur am Rande mit dabei, sondern mittendrin: In der Vereinskantine beim Kaffeetrinken, vor dem Spiel beim Kreis der Spielerinnen in der Kabine und während der ersten Halbzeit auf der Tribüne des Erlenaustadions. Dort war heuer das Funktionsgebäude komplett renoviert und eröffnet worden. „Bastian hat sich alles angeschaut und war begeistert“, freut sich Gratt.
Weltmeister vom Schiedsrichter überstimmt
Als dann zu Beginn der zweiten Halbzeit ein Linienrichter gesucht wurde, schnappte sich der jetzige ARD-TV-Experte die Fahne und schritt zur Tat. „Da haben einige wohl gemeint, dass er das nur für ein paar Minuten aus Spaß macht. Aber der hat das konsequent durchgezogen und bis zum Schluss ordentlich gemacht“, lobte Gratt. Einmal ist die frühere FC-Bayern-Legende vom Schiedsrichter überstimmt worden. „Das war ein Abseitspfiff gegen die gegnerische Mannschaft. Bastian hätte es nicht gegeben und wäre damit aus meiner Sicht richtig gelegen. Aber der Schiedsrichter ist halt der Chef“, erklärte der Obmann der Vereins.
Er ärgerte sich, dass seine Mannschaft das Spiel nicht konsequent durchgezogen hatte, wie Schweinsteiger sein Linienrichter-Amt. Denn nachdem Oberlangkampfen in der 80. Minute noch die 3:1-Führung erzielt hatte, musste man sich letztlich noch mit 3:4 geschlagen geben. Bastian Schweinsteiger hat danach die OLKA-Spielerinnen noch abgeklatscht und gleich wieder aufgemuntert – und auch die siegreiche Mannschaft bekam ein gemeinsames Foto mit dem früheren Champions-League-Sieger. „Trotz der Niederlage war es ein riesiges Highlight“, betont David Gratt. Und auch ein besonderer Moment in 60 Jahren SR OLKA.