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Unsere F1-Experten streiten

Sollte McLaren Lando Norris zur Nummer 2 degradieren?

Gas & Bremse: Sollte McLaren beim Titelkampf zwischen Lando Norris und Oscar Piastri jetzt handeln? Unsere Formel-1-Experten debattieren.

Woking – Schon vor dieser Saison war für die meisten Experten klar, dass der WM-Titel in der Formel 1 nur über McLaren gehen würde. Diese Einschätzung hat sich in den ersten zehn Rennen des Jahres bewahrheitet. Dass es aber der Australier Oscar Piastri sein würde, der die Fahrerwertung mit 22 Punkten auf seinen Teamkollegen Lando Norris anführt, hätten nur die wenigsten gedacht.

Die schnellsten Männer der Welt: Das sind die Formel-1-Stars 2025

F1-Fahrerfeld vor dem Grand Prix von Australien
Im Vergleich zur Saison 2024 gab es zahlreiche Veränderungen im Fahrerfeld der Formel 1. Doch auch im Laufe der Saison hat sich schon etwas getan. © Hasan Bratic/dpa
Lando Norris jubelt auf dem Podium in Melbourne.
Schon seit 2019 fährt Lando Norris in der Formel 1 für McLaren. In diesem Jahr will er endlich den WM-Titel gewinnen. © Hasan Bratic/dpa
Oscar Piastri beim Grand Prix von China
Mit Oscar Piastri hat McLaren einen weiteren Top-Piloten im Team. Der Australier fährt seit 2023 für die Briten und hat seinen Vertrag zu Saisonbeginn um mehrere Jahre verlängert. © Andy Wong/dpa
Charles Leclerc
Auch Charles Leclerc besitzt bei Ferrari einen mehrjährigen Vertrag. Genug Zeit also, um sich seinen Traum vom WM-Titel mit der Scuderia zu erfüllen.  © David Davies/dpa
Lewis Hamilton
Der Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari sorgte 2024 für ein absolutes Beben im Fahrerlager. In dieser Saison geht der Brite nun erstmals für Ferrari auf Punktejagd. © Alessio De Marco/dpa
Max Verstappen
Max Verstappen strebt in diesem Jahr seinen fünften WM-Titel mit Red Bull an. Doch ob der Niederländer auch über diese Saison hinaus für die Roten Bullen fährt, steht in den Sternen. © Andy Wong/dpa
Yuki Tsundoa
Zum Saisonstart saß Yuki Tsunoda noch im Racing Bull. Doch nach zwei Rennwochenenden gab es dann die überraschende Beförderung in den Red Bull. Und das ausgerechnet im letzten Jahr der Zusammenarbeit mit Honda. Pünktlich zum Großen Preis von Japan. © Hiro Komae/dpa
George Russell
Nach dem Abgang von Lewis Hamilton ist George Russell jetzt die Nummer 1 bei Mercedes. © dpa
Kimi Antonlli
Mit 18 Jahren ist Kimi Antonelli das Küken im Feld. Neben seiner ersten Formel-1-Saison beendet der Mercedes-Pilot auch noch die Schule. © PsnewZ/Imago
Fernando Alsonso
Mit inzwischen 43 Jahren ist Fernando Alonso der älteste Fahrer im Feld. Der Aston-Martin-Pilot hat mehr als 400 Rennen auf dem Buckel.  © Aston Martin Formula 1 Team
Lance Stroll
An seiner Seite startet auch in diesem Jahr Lance Stroll – der Sohn von Teambesitzer Lawrence Stroll. © Zak Mauger/Aston Martin Formula 1 Team
Pierre Gasley
Alpine und Pierre Gasly, das passt. Der Franzose geht auch 2025 für das Werksteam an den Start. An seiner Seite gibt es jedoch ein neues Gesicht. © Bradley Collyer/dpa
Franco Colapinto in Alpine-Kleidung.
Schon 2024 durfte Franco Colapinto bei Williams sein Können zeigen. Bei Alpine ersetzt er Jack Doohan, bekommt aber vorerst nur fünf Rennen. © DeFodi Images/Imago
Jack Doohan
Jack Doohan, Sohn des fünffachen Motorrad-Weltmeisters Mick Doohan, fuhr die ersten sechs Rennen für Alpine. Ab Imola ist er wieder Test- und Ersatzfahrer. © Joel Carrett/dpa
Oliver Bearnan
Ein weiteres neues Gesicht im Feld sitzt im Haas: Oliver Bearman. Der Brite kam bereits 2024 als Ersatzfahrer zum Einsatz und hinterließ dabei einen guten Eindruck. © David Davies/dpa
Esteban Ocon
Im zweiten Haas sitzt ebenfalls ein neuer Mann. Esteban Ocon wechselt von Alpine zum US-Rennstall. © Heath McKinley/dpa
Isack Hadjar
Frisches Blut gibt es auch bei den Racing Bulls. Mit Isack Hadjar befördert Red Bull einen Piloten aus seinem Nachwuchsprogramm in die Königsklasse. © NurPhoto/Imago
LIamo Lawson
An der Seite von Hadjar fährt Liam Lawson. Der Neuseeländer begann die Saison noch im Red Bull, wurde wegen schwacher Leistungen aber ab dem Großen Preis von Japan zu den Racing Bulls versetzt. © MAXPPP/Imago
Alex Albon
Nach einer kurzen Formel-1-Pause im Jahr 2021 fand Alex Albon 2022 bei Williams ein neues Cockpit. Dort glänzt er seither mit starken Leistungen. © Asanka Brendon Ratnayake/dpa
Carlos Sainz
An der Seite des Thailänders startet ab diesem Jahr Carlos Sainz. Der Spanier musste seinen Sitz bei Ferrari für Lewis Hamilton räumen. © Joel Carrett/dpa
Nico Hülkenberg
Ab 2026 wird aus dem Stake F1 Team Kick Sauber das Werksteam von Audi. Mit Nico Hülkenberg ist nun auch ein erfahrener deutscher Fahrer gefunden. © Andy Hone/LAT Images
Gabriel Bortoleto
Eine deutsche Nationalmannschaft mit einem Schumacher gibt es aber nicht. An Hülkenbergs Seite geht Gabriel Bortoleto an den Start. Der Brasilianer kommt als Meister in der Formel 2 nach Hinwill. © Andy Hone/LAT Images

Doch Norris, der im letzten Jahr hinter Red-Bull-Star Max Verstappen zum Vizeweltmeister wurde, fällt bislang vor allem durch Fehler auf, die ihm wichtige Punkte kosten – etwa sein Crash in Saudi-Arabien oder die jüngste Kollision mit Teamkollege Piastri in Montreal. Der ehemalige Haas-Teamchef Günther Steiner empfahl McLaren daher eine Teamorder. Ein Gedanke, der auch unter unseren Formel-1-Redakteuren kontrovers diskutiert wird.

Gas: McLaren muss jetzt handeln, bevor es zu spät ist

von Sönke Brederlow

Die Kollision zwischen Oscar Piastri und Lando Norris in Montreal sollte McLaren endgültig die Augen geöffnet haben. Zwar führt der Australier die Fahrer-WM mittlerweile recht deutlich an, doch das Rennen in Kanada hat eindrucksvoll gezeigt, wie schnell sich das Blatt in der Formel 1 wenden kann. Wären die beiden McLaren-Piloten im Kampf um den Sieg kollidiert und ausgefallen, hätte Max Verstappen womöglich die vollen 25 Punkte geholt – ein Szenario, das das WM-Bild drastisch verändert hätte.

Sollte sich McLaren auf Oscar Piastri konzentrieren, auch wenn Lando Norris dadurch aus dem Fokus rutscht?

So ist McLaren am Sonntag mit einem blauen Auge davongekommen. Doch der Vorfall macht unmissverständlich klar: Die Teamführung am Kommandostand ist jetzt gefordert. Das bedeutet nicht, dass Piastri künftig kampflos an Norris vorbei gewinkt werden muss. Aber klare Absprachen und rechtzeitige Ansagen während des Rennens sind unerlässlich, um für Sicherheit zu sorgen – und zu verhindern, dass Verstappen in der zweiten Saisonhälfte doch noch zu seinem fünften WM-Titel fährt.

Wäre eine Teamorder unfair? Lando Norris hatte seine Chance auf den WM-Titel, doch er hat sie mit einer Reihe eigener Fehler in den ersten zehn Rennen weitgehend verspielt. Das berühmte Fass ist inzwischen nahezu voll, weshalb McLaren jetzt eingreifen muss, um den begehrten Fahrer-Titel nicht zu verlieren. Dazu kommt: Oscar Piastri agiert bislang mit bemerkenswerter Konstanz, fährt reif und fokussiert – und hätte den Titel schon jetzt mehr als verdient. (SoBre)

Bremse: McLaren ist dominant genug und braucht keine Teamorder

von Simon Mones

Natürlich würde eine Teamorder McLaren das Leben leichter machen. Letztlich nimmt das Team aber so aktiv Einfluss auf das Rennen. In jedem anderen Sport würde man von einer Manipulation sprechen. Die FIA hatte die Stallorder nicht ohne Grund 2003 verboten und erst wieder aufgehoben, nachdem Ferrari 2010 beim Großen Preis von Deutschland Fernando Alonso dennoch an Felipe Massa vorbei gefunkt hatte. Aus meiner Sicht war es ein Fehler, das Verbot aufzuheben. So reicht oftmals ein Funkspruch, wenn man am Teamkollegen nicht vorbeikommt.

Hinzu kommt, dass McLaren mit den „Papaya Rules“ eindeutige Regeln für die beiden Piloten festgelegt hat. „Die Papaya-Regeln lauten: Es ist dein Teamkollege. Fahre gegen ihn hart, sauber und berühre ihn nicht“, betonte McLaren-Boss Zak Brown in einem Interview mit Sky Sports F1 in der vergangenen Saison. Warum diese Regeln wegen eines Vorfalles gleich über den Haufen werfen? Ja, die Kollision hat McLaren wichtige Punkte gekostet, doch wie Teamchef Andrea Stella berechtigterweise betont: Es war keine böse Absicht und hätte auch mit einem anderen Fahrer passieren können. Und in Woking hatte man ohnehin damit gerechnet, dass es früher oder später krachen würde.

Hinzu kommt, McLaren ist in diesem Jahr das dominante Team in der Formel 1. Ja, in Montreal sah man nicht so gut aus, aber ähnliche Rennen hatten Mercedes und Red Bull in den vergangenen Jahren auch. Piastri hat mit 43 Punkten einen komfortablen Vorsprung auf Verstapen. Zwischen dem Australier und George Russell liegen sogar 63 Punkte. Norris liegt nur 22 Punkte hinter seinem Teamkollegen. Zwei Siege in Spielberg und Silverstone und der Brite ist wieder mitten im WM-Kampf. Eine Teamorder käme nach zehn Rennen viel zu früh. Dafür ist der Abstand zwischen den beiden noch zu knapp. McLaren tut also gut daran, sie weiter unter den Papaya-Rules frei fahren zu lassen – so wie es Andrea Stella nach der Kollision bereits angekündigt hatte. (smo)

Rubriklistenbild: © Florent Gooden/Imago

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