Premiere in der Karriere des Kapitäns
Neuer sieht Rot: Keiner will Bayern-Ikone die Schuld zuschieben
Manuel Neuers Platzverweis war das zentrale Thema nach dem DFB-Pokal-Aus des FC Bayern. Es scheint jedoch, als ob niemand Vorwürfe erheben möchte.
München – Die erste Titelchance der Saison ist für den FC Bayern durch die 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen im Achtelfinale des DFB-Pokals verloren gegangen. Die Münchner hielten sich dabei trotz langer Unterzahl, verursacht durch den ersten Platzverweis in der beeindruckenden Karriere von Manuel Neuer, tapfer.
Schiedsrichter Harm Osmers zögerte nicht lange, nachdem Manuel Neuer den Leverkusener Jeremie Frimpong vor dem Strafraum per Bodycheck stoppte. Er zeigte dem im Sommer aus dem DFB-Team zurückgetretenen Weltmeister die Rote Karte. Neuer kommentierte später: „Er läuft in mich rein und versucht es dankend anzunehmen. Da ich den Ball nicht treffe, ist das okay“.
Julian Nagelsmann zur Szene um Manuel Neuer: „Eigentlich ist das seine große Stärke“
Julian Nagelsmann analysierte die Situation bereits während der Halbzeitpause in der ARD und bezeichnete die Rote Karte für Manuel Neuer als „unstrittig“. Er fügte hinzu: „Eigentlich ist das seine große Stärke, die Beherrschung des Raumes hinter der Kette“. Gegen Leverkusen jedoch machte Neuer einen fatalen Fehler.
„Hinterher ist man immer schlauer. Vielleicht wäre tiefer zu stehen und zu warten die bessere Alternative gewesen“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann. Allerdings passt dies weder zu Neuers Art, noch zur offensiven Spielweise, die Trainer Vincent Kompany beim FC Bayern (wieder) eingeführt hat. Deshalb sprach TV-Experte Bastian Schweinsteiger Neuer weitgehend von der Schuld frei.
Bastian Schweinsteiger sieht eine Fehlerkette beim FC Bayern
Der langjährige Teamkollege von Neuer erklärte: „Einer der beiden Innenverteidiger hätte einen Tick tiefer stehen können. Das Risiko ist immer da, dass du zu spät kommst“. Er erinnerte auch daran, dass Neuer gerade wegen seiner mutigen Entscheidungen eine Ära im Torwartspiel geprägt hat.
„Ich erinnere mich an eine ähnliche Szene im WM-Finale 2014 gegen Gonzalo Higuaín. Da hat er aber klar den Ball gespielt“, sagte Schweinsteiger. Das WM-Finale in Brasilien gegen Argentinien liegt fast zehneinhalb Jahre zurück, vielleicht fehlt es dem inzwischen 38-jährigen Neuer in sehr engen Situationen inzwischen an einem Hauch von fußballerischer Geistesgegenwart.
Bayern-Bosse lassen keine Diskussion um Neuer aufkommen
Der FC Bayern möchte jedoch keine Diskussionen über den Torhüter aufkommen lassen. „Das ist Fußball und das gehört dazu“, sagte Kompany zum Platzverweis von Neuer. Präsident Herbert Heiner meinte, dass Neuer wegen „Entscheidungen von Millisekunden kein Vorwurf“ zu machen sei. „Manu ist ein sehr schlauer Torwart, der solche Bälle normalerweise riecht“, fügte Sportvorstand Max Eberl hinzu. Das erneute Ausscheiden aus dem DFB-Pokal bleibt für den FC Bayern ein großer Ärger.
Es ist noch unklar, ob Neuer die erste Rotsperre seiner Karriere in der nächsten Saison absitzen wird, da sein Vertrag ausläuft. Nach Informationen von fussball.news möchte der FC Bayern verlängern, aber Neuer hat sich die Möglichkeit eines Karriereendes offen gehalten.
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