Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

OVB-Exklusivinterview

Eishockey-Meister vor 40 Jahren: Rainer Blum verrät das Geheimnis des Rosenheimer Erfolges

Dreimal Rainer Blum: Ein aktuelles Bild, Autogrammkarte aus den 80er-Jahren und zusammen mit Peter Scharf nach dem Gewinn der Meisterschaft 1985.
+
Dreimal Rainer Blum: Links ein aktuelles Bild als Inhaber der CityGolf-Anlage in Rosenheim, in der Mitte die Autogrammkarte aus den 80er-Jahren und rechts zusammen mit Peter Scharf nach dem Gewinn der Meisterschaft 1985.

Der Sportbund Rosenheim wurde dreimal Deutscher Eishockeymeister. Der zweite Titelgewinn war 1985 – vor 40 Jahren. Anlass genug zu einem Treffen am Sonntag (2. März) in Rosenheim. Verteidiger Rainer Blum erinnert sich an das Meisterteam.

Rosenheim – Vor 40 Jahren, in der Saison 1984/1985, wurden die Rosenheimer Eishockeyspieler nach 1982 zum zweiten Mal Deutscher Meister. Wie drei Jahre vorher hieß der Gegner Mannheim und wieder setzten sich die Rosenheimer relativ klar mit 3:0-Siegen durch. Die heißeste Partie war das Spiel drei am Dienstag, 19. März 1985, im Rosenheimer Eisstadion vor über 8000 Zuschauern, als Ernst Höfner in der Verlängerung der 2:1-Siegtreffer gelang. Mit dabei war Verteidiger Rainer Blum, der drei Jahre vorher noch für den Mannheimer ERC gegen Rosenheim spielte. Blum war 79-facher Nationalspieler und fester Bestandteil der Mannschaft. Der gebürtige Augsburger blieb auch nach seiner Karriere in Rosenheim und ist aktuell Betreiber der CityGolf-Anlage in Happing. 

Sieben Jahre für Rosenheim gespielt

Rainer Blum spielte insgesamt sieben Jahre in Rosenheim, bestritt knapp 450 Spiele für den Sportbund und erzielte dabei 126 Scorerpunkte (44 Tore/82 Assists). Er erinnert sich im Interview mit der OVB-Sportredaktion nicht nur an den Titel 1985, sondern auch an sein erstes Jahr in Rosenheim (1979/1980), als er ganz besondere Mitspieler in seinem Team hatte.  Beim Treffen mit seinen ehemaligen Teamkollegen, das am 2. März im Rahmen des Starbulls-Heimspiels gegen Krefeld stattfindet, kann Rainer Blum allerdings nicht dabei sein. „Schade, denn ich hätte die Jungs gerne wieder mal gesehen“, sagt der mittlerweile 65-jährige Blum, der seine Karriere 1995 beim damaligen Zweitligisten EHC Klostersee beendete. 

Rainer Blum, Rosenheimer Meisterspieler von 1985 und 1989, beim Exklusivinterview mit der OVB-Sportredaktion.

Rosenheim wurde vor 40 Jahren zum zweiten Mal deutscher Eishockeymeister. Es war Ihr erster Titelgewinn, nachdem Sie ja drei Jahre vorher auf der anderen Seite gestanden sind. Ihre Erinnerungen an das Finale 1985?

Rainer Blum: Die Meisterschaft 1982  war für Rosenheim natürlich wunderbar. Die erste Meisterschaft für mich und die zweite für den Sportbund war logischerweise für mich etwas ganz Besonderes. Und wenn du natürlich vorher schon ein Finale verloren hast, dann ist es umso schöner. Wir hatten auch eine tolle Mannschaft. 

Ernst Höfner erzielte das entscheidende Tor

Sie haben das entscheidende Spiel 1985 fast verpasst. Was war los?  

Blum: Ich habe zwei Tage vorher 40 Grad Fieber gehabt. Meinen Einsatz hatte ich unseren Mannschaftsärzten Suldinger und Prentl zu verdanken. Die haben sich da aufopferungsvoll um mich gekümmert. Und dann war ich beim entscheidenden Spiel am Start. Ich habe dieses Spiel gar nicht mehr so richtig in Erinnerung. Ich weiß nur, dass es in die Verlängerung gegangen ist und Ernst Höfner das Tor erzielte. Danach ging die Post ab. 

Was war denn entscheidend, dass ihr den Titel gewonnen und in der Play-off keine einzige Niederlage kassiert habt?

Blum: Da war einmal unser Trainer Pavel Wohl. Er war so eine tolle Persönlichkeit und er hat uns so eingestellt, dass die Mannschaft wie ein Uhrwerk funktioniert hat. 

Sie haben selbst eine bärenstarke Saison gespielt. War das vielleicht sogar Ihre beste Saison?

Blum: Richtig. Das war mit Sicherheit meine beste Saison. Da muss halt alles passen. Ich habe natürlich in einer mega tollen Reihe spielen dürfen. Das war damals unser erster Block mit meinem Verteidigerpartner Peter Scharf und vorne mit Franz Reindl, Ernst Höfner und Schorsch Franz. So haben wir auch in der Nationalmannschaft zusammengespielt. Und ja, da hat wirklich alles gepasst. Das war einfach cool.  

Und der Peter Scharf war auch immer zur Stelle, wenn es hart auf hart ging.

Blum: So war es. Der Peter hatte einfach eine Tölzer Urkraft. Es gab in der Liga nicht viele Spieler, die Streit mit ihm gesucht haben.

Trotzdem gab es in der Finalserie einige “Freundschaften” auf dem Eis. Gerade in der Finalserie. Ich sage nur Roy Roedger und Manfred Ahne.

Blum: Ja, da gab es natürlich einige Duelle. Die Mannheimer hatten damals einen kanadischen Touch. Ich habe ja da selbst drei Jahre gespielt. Und natürlich gab es immer ein paar Feindbilder. 

Früher gab es mehr Bodychecks

War das Spiel damals härter oder täuscht das?

Blum: Zu unserer Zeit in den 80er und 90er-Jahren ging es etwas langsamer zu und darum hast du die gegnerischen Spieler oft leichter treffen können. Es hat damals wesentlich härter gewirkt, weil es mehr Bodychecks gab. Das war damals der Charakter vom Eishockey und das hat den Zuschauern natürlich gefallen. Es war nicht nur ein toller Mannschaftssport, sondern einfach mal ein bisschen Attacke. 

Was war denn das Geheimnis der 85er-Mannschaft? Außer Torhüter Karl Friesen? 

Blum: Geheimnis kann man so nicht sagen. Unwahrscheinlich viel hat natürlich unser damaliger Trainer Pavel Wohl ausgemacht. Ich habe in meiner ganzen Zeit, in der ich gespielt habe, zwischenmenschlich und von der Empathie her keinen besseren Trainer gehabt. Er hat es einfach verstanden. Er kam stellenweise vor dem Spiel zu mir und hat gesagt: „Rainer, ich brauche dich heute. Ohne dich kann ich nicht gewinnen.“ Das habe ich ihm geglaubt, auch wenn er es wahrscheinlich auch allen anderen Spielern gesagt hat. Aber in dem Moment habe ich es geglaubt. Wir haben auch eine tolle Harmonie in der Mannschaft gehabt. Am Dienstag haben unser wöchentliches Kabinenfest gemacht, anschließend durften wir auf ein Bierchen gehen und dann ist die Mannschaft ausgerückt. Da gab es eigentlich keinen, der gesagt hat, ich bin da nicht dabei. Wir waren ein verschworener Haufen.

Gibt es irgendeine Szene aus ihrer Karriere, die Ihnen sofort einfällt? Ein cooles Tor? Ein harter Check? 

Blum: Oft sind es ja deine eigenen Szenen. So ist es auch bei mir. Nicht aus der Meistersaison 1985, sondern vier Jahre später ein Playoff-Spiel 1989 in Köln. Ich habe damals mit Ron Fischer verteidigt. Wir lagen kurz vor Schluss zurück. Dann sind wir beide nach vorne marschiert.  Ron holte das Ding aus der Ecke raus und ich fahre vor. Er passte mir auf den Schläger und drei Sekunden vor Schluss knalle ich das Ding eben rein. Das Tor ist bei mir abgespeichert, das ist mir wirklich in Erinnerung geblieben, weil wir das Spiel dann auch noch gewonnen haben. 

Zurück zur 85er-Meisterschaft. Da hat es drei Jahre vorher bereits das Finale Rosenheim gegen Mannheim gegeben. Aber da sind Sie auf der anderen Seite gestanden. Was war denn da ausschlaggebend, dass Rosenheim völlig sensationell diesen Meistertitel geholt hat? 

Blum: Die Mannschaft war in der Defensive mega stark besetzt. Die Offensive, ohne jetzt den Spielern irgendwie nahe treten zu wollen, war für die Bundesliga durchschnittlich. Aber wenn du einen Lauf hast, hast du einen Lauf. So wie Rosenheim zum Beispiel gegen Landshut. Die Niederbayern haben wahrscheinlich 55 Minuten auf das Tor von Karl Friesen gespielt und dann schießt der Baldi (Anm. d. Red. Gerhard Baldauf) dieses unglaubliche Tor. Und es gibt dann diesen sogenannten Eishockey-Gott, der entscheide - heute gewinnt diese Mannschaft und nicht die mit den 30 Torchancen. Dieser Meistertitel war für die Entwicklung des Rosenheimer Eishockeys entscheidend, denn dann hat sich die Familie März entschieden, das Eishockey in Rosenheim zu unterstützen. 

Eishockey von einem anderen Stern

Sie haben ja bereits in der Saison 1979/1980 als 19-Jähriger eine Saison für Rosenheim gespielt. Und das mit außergewöhnlichen Spielern. Mit zwei tschechischen Weltmeistern. Wie hat sich das angefühlt?

Blum: Das war Eishockey von einem anderen Stern, was Verteidiger Oldrich Machac und Jiri Holik gespielt haben. Ich war 19 Jahre alt und hatte zwei Weltklassespieler in meiner Mannschaft. Da bist du ehrfürchtig. Holik war ein begnadeter Eishockey-Spieler. Was der auf dem Eis gemacht hat, war unglaublich. Er hätte locker die Möglichkeit gehabt, in der NHL zu spielen. 

Es gab ja noch viele andere super Mitspieler.

Blum: Ich habe auch noch mit den Weltklasse-Keepern Vladimir Dzurilla in Augsburg und Jiri Kralik in Rosenheim gespielt, oder mit Vincent Lukac und dem dreifachen Stanley-Cup-Gewinner Jaro Pouzar in einem Team gestanden. Diese Weltklassespieler haben alle dazu beigetragen, dass sich Rosenheim zu einer solchen Eishockey-Stadt entwickelt hat. Es spielten ja über Jahre und Jahrzehnte Topspieler in Rosenheim. Das waren auch alle megatolle Menschen. Von den ganzen deutschen Mitspielern ganz zu schweigen. 

Gibt es noch Kontakte zu ehemaligen Mitspielern? 

Blum: Ich habe natürlich Kontakte, die ich pflege. Zum Beispiel zu Schorsch Franz, zu Markus Berwanger oder Mondi Hilger. Wir sehen uns nicht regelmäßig, freuen uns aber immer, wenn wir uns über den Weg laufen. Ansonsten habe ich zur 85er-Mannschaft nicht mehr viele Kontakte und deshalb bin ich auch wirklich sehr traurig, dass ich am kommenden Sonntag nicht dabei sein kann. Ich bin im Urlaub, der schon seit Monaten gebucht ist. 

Einer kann leider nicht mehr mit dabei sein, weil er frühzeitig an einem Herzinfarkt verstorben ist: Horst-Peter “Wacki” Kretschmer, zu dem Sie ja auch einen besonderen Kontakt gehabt haben. 

Blum: Der Wacki war ein super Eishockeyspieler und toller Typ. Sein früher Tod mit 59 Jahren war sehr tragisch. Er genoss als Spieler eine Art Kult-Status. Zweikämpfe mit ihm taten meistens weh. Er war einer der besten deutschen Verteidiger, torgefährlich und ausgestattet mit einem harten Schuss. Nach unserer Eishockeykarriere hat er mich als Arbeitskollege begleitet und bei mir auf der Golfanlage gearbeitet.   

Kretschmer war sogar Kapitän der 85er-Meistermannschaft und Sie waren ein Jahr später sein Nachfolger. Eine Ehre?

Blum: Kapitän der Meistermannschaft zu sein, ist schon eine Auszeichnung.  Auch für mich ein Jahr später. So einen Status zu haben, konnte ich schon genießen, wobei wir natürlich viele Führungsspieler gehabt haben und einer hat eben das “C” getragen. Später war Ernst Höfner unser Kapitän und er hat das hervorragend gemacht. 

Verfolgen Sie das Rosenheimer Eishockey noch? 

Blum: Ich bin selten im Stadion, verfolge die Starbulls aber immer noch und finde die Arbeit der letzten Jahre toll. In dieser Saison läuft es sehr gut und in der Playoff-Runde ist immer alles möglich.

Abschließend noch eine Frage zu Ihnen. Sie kommen jetzt dann ins Rentenalter. Was macht Rainer Blum heute? 

Blum: Ich habe als junger Mensch überdurchschnittlich verdient, aber nicht so viel, dass man sich dann zur Ruhe setzen kann. Ich habe es immer geschafft, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Vor 25 Jahren habe ich in Rosenheim die CityGolf-Anlage gebaut und bin damit ein bisschen im Sport geblieben. Solange ich Freude am Arbeiten habe, betreibe ich die Anlage weiter. Und als Rentner fühle mich ich nicht, auch wenn ich mittlerweile schon Opa bin.

Kommentare