Bewegende Szene vor dem Starbulls-Spiel
Der radelnde Eishockeyfan André Derksen: In Aising am Grab des Krefelder Meister-Torhüters
Was für eine bewegende Szene: 700 Kilometer war der radelnde Eishockeyfan André Derksen unterwegs und kurz nach seiner Ankunft in Rosenheim führte ihn sein Weg auf den Friedhof in Aising. Er besuchte den letzten Krefelder Meistertorhüter.
Krefeld/Rosenheim – 700 Kilometer in fünf Tagen von Krefeld nach Rosenheim – diese Strapazen nahm der radelnde Eishockeyfan André Derksen gerne auf sich. „Es hat sich gelohnt, aus mehreren Gründen“, sagte der sympathische 33-Jährige – obwohl seine Krefelder das Spiel in der DEL2 mit 3:6 gegen die Starbulls verloren. Einer der Hauptgründe, warum der Angestellte eines Edeka-Marktes in Krefeld diese Tour immer wieder machen würde: „Ich konnte das Grab des letzten Krefelder Meistertorhüters Robert Müller besuchen. Er bleibt für immer unvergessen.“
Treffpunkt: „Friedhof Rosenheim-Asing“
Die OVB-Sportredaktion, die während der Radtour von Derksen über Mannheim, Bietigheim und Augsburg ständig mit dem Obst- und Gemüse-Fachmann bei Edeka in Kontakt stand, wunderte sich schon über seinen geplanten Ankunftsort und Treffpunkt, nachdem er Rosenheim am Freitag um 16.30 Uhr erreichte: „Friedhof in Rosenheim-Aising“, schrieb André Derksen in seiner WhatsApp-Nachricht. Dass dort der gebürtige Rosenheimer Ex-Nationalkeeper Robert Müller die letzte Ruhestätte nach seinem traurigen Schicksal gefunden hat, war den Sportredakteuren zu dem Zeitpunkt noch nicht klar.
„Bayerisch ist kein Deutsch”
Endlich angekommen in Aising brauchte André Derksen erst einmal eine Stärkung. Er wollte unbedingt einen Leberkäs und da bot sich die Metzgerei Magg an, nur einen Katzensprung vom Friedhof entfernt. „Mit Kartoffesalod und siassem Senf. Mit Semme?“ wurde Derksen von der Metzgerei-Fachverkäuferin in bestem Bayerisch gefragt. „Was hat sie gesagt“, fragte Derksen nach. „Bayerisch ist kein Deutsch”, sagte er lächelnd, fügte aber gleich an, dass ihm der Dialekt gefalle. Im Gegensatz zu einigen anderen deutschen Bundesländern. „Kartoffelsalat ja, aber bloß keinen Senf“, sagte Derksen, der über schmerzende Knie klagte und dass er wohl keine zehn Kilometer mehr geschafft hätte. „Die letzte Etappe von Augsburg nach Rosenheim brachte mich an meine Grenzen“, erzählte der Krefeld-Fan, dem der Leberkäs deutlich besser schmeckte als das anschließende Spiel seiner Krefelder bei den Starbulls.
„Er führte uns zum Deutschen Meistertitel“
Vor der Partie ging es aber noch an den Friedhof zum Grab von Robert Müller, der am 21. Mai 2009 im Alter von nur 28 Jahren viel zu früh an den Folgen eines Gehirntumors starb. „Jedes Jahr an seinem Todestag schaue ich mir sein letztes Spiel in Ausschnitten an. Er spielte mit Köln ausgerechnet in Krefeld. Er führte uns 2003 zu unserem letzten Deutsche-Meistertitel. Es war ein Genuss ihm zuzuschauen“, erklärte Derksen , setzte seine Baseball-Cap ab und kniete vor dem Grab von Robert Müller nieder. Eine bewegende Szene auf dem Friedhof in Aising.
Einen Torhüter, wie damals Robert Müller einer war, hätte sich Derksen auch für das Spiel in Rosenheim gewünscht. „Wieder sechs Gegentore, zwei oder drei hätte Felix Bick halten müssen”, sagte Derksen nach dem Spiel, kritisierte aber auch die Krefelder Abwehr: „Die Defensive wirkte völlig überfordert und agierte komplett ohne vernünftiges Stellungsspiel. Das einzig Positive: Es kann nur besser werden.” Ansonsten war er von der Reise nach Rosenheim begeistert und würde es immer wieder machen: „Die Tour hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich habe viele Bekanntschaften gemacht und alle waren super nett. Es sind sogar Leute auf mich zugekommen und wollten ein Foto mit mir machen”.
Eine Situation irritierte André Derksen
Nur eine Situation irritierte ihn ein bisschen: “Es war schon ein wenig seltsam, als das ganze Stadion mir applaudierte.” Das geschah, als Rosenheims Stadionsprecher Vitus Reger kurz Derksens Tour beschrieb und seinen Namen nannte.
Zurück nicht mehr mit dem Rad
Die Reise war für André Derksen nach Spielende aber noch nicht zu Ende. Er musste ja wieder zurück nach Krefeld. „Nicht mit dem Rad. Das machen meine Knie nicht mehr mit”, schüttelte er mit dem Kopf. Weil die Autos der mitreisenden Krefelder Fans voll waren und es keine Mitfahrgelegenheit gab, setzte er sich in den Zug. Er war am Samstag um 2 Uhr in Ulm, dann musste er bis 6 Uhr auf den Anschlusszug nach Stuttgart warten. Ein letztes Mal schrieb er: „Um 18 Uhr sollte ich in Krefeld sein”. Ohne Punkte, dafür mit vielen schönen Erfahrungen im Gepäck.
