Spannender Blick hinter die Kulissen
Kilometer fressen während andere feiern: So funktioniert der Eishockey-Liveticker aus Tilburg
Freitagabend (31. März), 20 Uhr: Der Puck im zweiten Viertelfinal-Spiel der Eishockey Oberliga Playoffs zwischen den Tilburg Trappers und den Starbulls Rosenheim ist eingeworfen. rosenheim24.de ist wie immer im Liveticker dabei – doch wie sieht so ein Tag aus? Hier gibt‘s den Blick hinter die Kulissen.
Rosenheim/Tilburg – Seit vielen Jahren zählt der Eishockey-Liveticker von rosenheim24.de für viele Fans der Starbulls Rosenheim zur Pflichtlektüre am Spieltag. Von jedem einzelnen Pflichtspiel der Grün-Weißen – egal ob vor heimischem Publikum oder auswärts – berichten die verschiedenen Mitarbeiter der Redaktion live. So auch am vergangenen Freitag (31. März) aus dem fernen Tilburg.
Für die Starbulls war es seit dem Abstieg aus der 2. Liga die weiteste Reise zu einem Auswärtsspiel. Rund 830 Kilometer einfache Fahrstrecke – der Routenplaner berechnet rund 8,5 Stunden mit dem Auto – liegen zwischen den Stadien beider Mannschaften. Eine derart lange Reise bedeutet im Vorfeld viel Aufwand, nicht nur für Spieler und Betreuer.
Um 20 Uhr begann die Partie im IJssportcentrum Tilburg, der Liveticker nahm ebenfalls Fahrt auf. Zu diesem Zeitpunkt war unser Mann an der Tastatur, Armin Sigl, bereits seit über 14 Stunden auf den Beinen. Seit 2019 reist er für rosenheim24.de als Freier Mitarbeiter quer durch die deutschen – und in diesem Fall auch niederländischen – Eishockey-Stadien, um von vor Ort zu berichten. Auch für ihn war es nun die erste Reise nach Tilburg.
Holpriger Start in den Tag
Gegen 6 Uhr startete der Tag für den 54-Jährigen – erstmal gab es ein ordentliches Frühstück und alles wurde zusammengepackt. Wurde auch sicher nichts vergessen? Laptop, Unterlagen, Tasche: Alles da! Um kurz nach 8 Uhr morgens ging es dann mit dem Auto los in Richtung Niederlande. 745 Kilometer zeigte das Navigationssystem bei der Abfahrt des gebürtigen Kolbermoorers, der inzwischen in Lagerlechfeld im Landkreis Augsburg lebt, an.
Direkt zum Start der langen Fahrt gab es dann gleich einmal ordentlich Stau auf der B17 in Richtung Augsburg. Sigl, der seine Touren immer bis ins Detail plant, wurde davon aber noch nicht nervös und nutzte die Stauumfahrung für einen Tank-Stopp sowie zur Besorgung eines kleinen Gastgeschenks für die niederländischen Kollegen in Tilburg.
Flasche bayerischer Gebirgsenzian als Mitbringsel
„Ich überlegte kurz, was ich als Mitbringsel auswählen soll. Champagner fiel definitiv aus, denn die Tilburger sollten nach dem zweiten Viertelfinalspiel eigentlich keinen Grund zum Feiern haben“, erklärte der 54-Jährige im Nachgang seines Trips ironisch und mit einem Augenzwinkern und fügt mit einem Lächeln an: „Also entschied ich mich für eine Flasche bayerischen Gebirgsenzian. Das passende Getränk, um den Frust einer Niederlage zu betäuben.“
Mit vollem Tank und Gastgeschenk im Arm ging es dann zurück auf die Straße. Pünktlich zur Abfahrt an der Tankstelle setzte schließlich auch noch Starkregen ein. „Na toll, auch das noch“, dachte sich Sigl, ließ sich aber eigenen Angaben zufolge nicht von seinem Plan abbringen. Er hatte schließlich ein Ziel vor Augen: Ab 20 Uhr live von den Eishockey Oberliga Playoffs zu berichten.
Kilometer fressen statt Sightseeing
Über Ulm und an Stuttgart vorbei ging es weiter in Richtung Karlsruhe, ehe ein paar Baustellen auf der Autobahn für leichte Verzögerungen sorgten. Da inzwischen wenigstens der Regen aufgehört hatte und sich sogar die Sonne zwischenzeitlich blicken ließ, kippte die Stimmung im Auto trotz des stellenweise zähen Verkehrs nicht.
Doch kurz darauf, inzwischen über drei Stunden nach der Abfahrt und in der Gegend rund um Speyer, schlug das Wetter plötzlich wieder um: Eine kräftige Gewitterzelle braute sich zuerst am Himmel zusammen und entlud sich wenig später mit aller Kraft. Ein geplanter Zwischenstopp bei der sehenswerten Innenstadt von Speyer fiel damit also im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser…
Beeindruckende Weinberge und Windparks entlang der Autobahn
Hinter Worms besserte sich die Wetterlage schließlich wieder ein Wenig und lud zu einem kurzen Stopp bei Dinkelsheim. „Dort konnte ich ein paar Fotos von den herrlichen Weinbergen machen, die sich den Platz mit Windrädern teilen müssen“, schildert Sigl seine gewonnenen Eindrücke. Doch allzu viel Zeit zum Genießen der Aussicht blieb nicht: Es wartete schließlich ein wichtiger Termin am Abend.
Also zurück ins Auto und weiter ging‘s! An Koblenz vorbei stand bei Erftal schließlich der Wechsel auf die A61 in Richtung Mönchengladbach/Venlo an. Kurz darauf war die kaum wahrnehmbare Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden auch schon passiert. „Ich musste mich jedoch mit dem Tempo auf der Autobahn ein wenig anpassen. In den Niederlanden gilt neuerdings in der Zeit zwischen 6 Uhr und 19 Uhr ein Tempolimit von 100km/h“, gibt Sigl zu verstehen.
Nach acht Stunden Fahrt endlich angekommen
Die restlichen 150 Kilometer bis nach Tilburg verliefen schließlich reibungslos und vergingen wie im Flug. Letztlich ist es etwa 16 Uhr, als es aus dem Navi tönte: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ Und tatsächlich: „Es war geschafft, ich stand endlich vor dem Wohnzimmer der Tilburg Trappers“, so der 54-Jährige stolz.
Für den Mann hinter dem Auswärts-Liveticker ging dann die eigentliche Arbeit erst so richtig los: „Ich meldete mich bei der Pressesprecherin an, die mich wirklich professionell unterstützte und mir meine Arbeit deutlich vereinfachte. Nachdem ich das Gastgeschenk überreicht hatte, orientierte ich mich ein wenig vor und in der Spielstätte und machte noch ein paar Fotos, bevor sich die Halle schon kurz darauf zu füllen begann“, schildert der Eishockey-Enthusiast.
Fans feiern, während es für den Mann an der Tastatur ernst wird
Gegen 16.30 Uhr erreichten auch die ersten Starbulls-Anhänger, die von der Mangfall den weiten Weg bis in die Provinz Nordbrabant auf sich genommen haben, das IJssportcentrum. „Hören konnte man sie bereits bevor sie das Stadion betreten haben“, lobt Sigl die stimmgewaltige Unterstützung der grün-weißen Fans vor der Partie.
Inzwischen war es ungefähr 18.30 Uhr, ein letzter Kaffee noch, ehe es auf der Pressetribüne ernst wurde und der Liveticker mit den Vorberichten und den aktuellsten Infos rund um die Partie startete. Für Sigl folgte ein letztes Mal durchatmen, schließlich warteten über drei Stunden Dauerstress auf den 54-Jährigen. Erst gegen 22.30 Uhr, rund eine halbe Stunde nach Spielende, war das Programm dann abgespult und der Liveticker beendet.
Positives Fazit trotz riesigen Aufwands
Doch der Arbeitstag für den Mann hinter der Tastatur war noch lange nicht vorbei: Schließlich warteten noch über 700 Kilometer Heimreise auf Sigl. Am Ende war er erst am Samstag (1 April) gegen 6 Uhr morgens wieder zuhause – nach 24 Stunden im Einsatz für den Eishockey-Liveticker. Auch wenn die Reise mit enorm viel Aufwand verbunden war, möchte Sigl die gewonnenen Eindrücke nicht missen.
Und schon bald kann er seine Erfahrungen noch vertiefen: Denn am Dienstag (4. April) steht das nächste Auswärtsspiel der Starbulls Rosenheim bei den Tilburg Trappers in den Playoffs der Eishockey Oberliga auf dem Programm. Auch dann wird Sigl wieder live mit dabei sein und versuchen, die Fans an den Bildschirmen des Livetickers in Gedanken mit ins Stadion zu nehmen.
aic
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