Aus der Eishockey-Statistik
Überragende Serie von Charlie Sarault: Starbulls-Stürmer auf einem Level mit Quirk und Weller
Die Starbulls Rosenheim haben trotz Verletzungspech und einem Rumpfkader überraschend gegen Landshut gewonnen. Junge Spieler wie Kevin Handschuh und Michael Musin sprangen ein und erzielten wichtige Tore. Doch auch ein Ausländer überragt.
Rosenheim – Die Starbulls Rosenheim sind in dieser DEL2-Saison eigentlich immer für eine Überraschung gut – manchmal für eine negative wie beim 1:4 gegen Crimmitschau am zweiten Weihnachtsfeiertag, viel öfter aber für eine positive. Doch was die Eishockeyspieler von der Mangfall dieses Wochenende geleistet haben, verdient noch eine eigene Erwähnung. Das bezieht sich nicht auf die zwei von sechs möglichen Punkten, die sie dabei erreicht haben, sondern auf die besonderen und alles andere als alltäglichen Umstände, unter denen das geschah.
Ravensburg zieht an den Starbulls vorbei
Die Wahrscheinlichkeit war riesig, dass sie den seit 15 Spieltagen innehabenden vierten Tabellenrang an Ravensburg abtreten müssen, ging man doch mit einem letzten Aufgebot, einem Rumpfkader, in die beiden Spiele. Denn durch das derzeitige Verletzungspech fehlten in Crimmitschau zehn Stammspieler, gegen den Lokalrivalen aus Landshut waren es nach Sebastian Zwickls Rückkehr immer noch neun. Allerdings muss man einschränken, dass nach dem Quotienten „Punkte pro Spiel“ die Ravensburg Towerstars, die noch ein Spiel in der Hinterhand haben, nun tatsächlich die Starbulls um 0,02 Punkte (1,76:1,74) überholt haben.
So unwahrscheinlich es erscheinen mag, es hätten sogar zwei Siege herausspringen können, denn in Sachsen verlor man trotz eines Schussverhältnisses von 46:18 mit 2:3, wobei zweieinhalb verschlafene Minuten zu Beginn des Schlussdrittels letztlich für die Niederlage entscheidend waren. Doch der Verlängerungssieg gegen Landshut verhinderte, dass man zum ersten Mal in der laufenden Spielzeit drei Spiele am Stück verloren geben musste.
Musin übertrumpft Zwickl
Dass es gegen die im Vorjahr komplett dominierenden Niederbayern zum zweiten Zwei-Punkte-Heimsieg reichte und die Bilanz mit fünf von sieben Punkten und 12:13-Toren nun fast ausgeglichen ist, lag auch daran, dass trotz der Punkteflauten der in den letzten Wochen so treffsicheren Travis Ewanyk und Ville Järveläinen diesmal andere, völlig überraschende Youngster einsprangen. So gelang Kevin Handschuh, zuvor nur mit drei Assists in 42 Partien im Protokoll stehend, nicht nur sein erster Saisontreffer, sondern auch noch ein Assist zu seinem erst zweiten Mehr-Punkte-Spiel im Rosenheimer Dress. Und Michael Musin, Torjäger der U20, konnte bereits in seinem zweiten Einsatz bei den „Großen“ sein erstes Tor bejubeln. Zum Vergleich: Sebastian Zwickl hatte in dieser Saison ein Spiel länger gebraucht und U20-Stürmer Andreas Schneider, bisher in neun Begegnungen eingesetzt, wartet noch auf seinen ersten Treffer.
Stretch überragt am Bullypunkt
Absolut bemerkenswert war wieder einmal die Stärke am Bullypunkt, in der Vergangenheit beileibe nicht immer die Regel. Gegen Landshut wurden 68,5 Prozent der Anspiele gewonnen, C.J. Stretch eroberte den Puck für sein Team in sage und schreibe 80 Prozent seiner Versuche. Und über Shane Hanna, den „Marathon-Mann“, braucht man eigentlich nicht viel zu erzählen, doch, dass er, nach mehr als der Hälfte des Spieles auf dem Eis agierend, in der Overtime gerade mal neun Sekunden für seinen zweiten Gamewinner brauchte – das schnellste Tor nach einem Anpfiff in dieser Saison – war wohl das Tüpfelchen auf dem I. Sein derzeitiges Wirken lässt die ganz alten Fans fast schon an Eishockey-Legende Udo Kießling denken, der vor gut 50 Jahren einige Bundesliga-Spiele für den EV Rosenheim komplett durchspielte, nur unterbrochen von Strafbankaufenthalten.
Der Neuzugang im Kasten, Cody Porter, reiht sich ein in die Serie der Oskar-Autio-Backups, denen es nicht gelungen ist, ihr erstes Spiel zu gewinnen. Wie Pascal Seidel musste er vor dem ersten Sieg eine Niederlage hinnehmen, bei Patrik Mühlberger waren es gleich zwei, Alexander Rose bekam nach seiner Auftaktniederlage gegen Dresden noch keine weitere Chance.
Sarault auf einem Level mit Quirk und Weller
Der Sieg im Derby in der mit 5022 Fans ausverkauften Halle – zum sechsten Mal seit dem Wiederaufstieg – hat die Starbulls in Verbindung mit Dresdens Niederlage gegen Krefeld in den Heimspiel-Charts wieder an die Spitze klettern lassen. Und ein Spieler konnte nachträglich ein unerwartetes Erfolgserlebnis feiern: Charlie Sarault bekam für den 5:2-Sieg gegen Bad Nauheim eine ursprünglich Manuel Strodel zugerechnete Vorlage gut geschrieben, was ihm nicht nur einen Scorerpunkt mehr beschert, sondern auch eine Serie von zehn Scoring-Spielen in Folge – was vor ihm auf diesem Level nur Starbulls-Stars wie Corey Quirk, Stephan Gottwald, Patrick Asselin, Greg Squires, Shawn Weller und Tyler McNeely geschafft haben.