Auf der Mitgliederversammlung
Mit dem „Messer auf der Brust“?: Starbulls haben grünes Licht für Ausgliederung – Zweifel bleiben
Die Mitglieder der Starbulls Rosenheim haben auf der Mitgliederversammlung für eine Satzungsänderung gestimmt. Diese beinhaltet unter anderem eine Ausgliederung aus dem Stammverein. Die Starbulls haben also grünes Licht, dennoch bestehen Zweifel.
Rosenheim – Die Starbulls Rosenheim haben gleich mehrere richtungsweisende Entscheidungen getroffen. Bei der 11. Ordentlichen Mitgliederversammlung des Eishockeyvereins haben die Mitglieder mit einer Mehrheit für eine Satzungsänderung gestimmt. Diese sieht unter anderem Änderungen in der zukünftigen Vorstandswahl und eine Ausgliederung in GmbHs vor. Dies soll in einer weiteren Versammlung vollzogen werden.
Starbulls-Vorstände in ihren Ämtern bestätigt
Bei den Vorstandswahlen lief alles noch nach dem alten Muster ab. Die bisherigen Starbulls-Vorstände Marcus Thaller, Hans-Peter Schwarzfischer und Christian Hötzendorfer wurden allesamt in ihren Ämtern bestätigt, ebenso die beiden Rechnungsprüfer Walter Fladerer und Alois Spanrad. Geplant ist zukünftig, dass ein weiterer vierter Vorstand hinzukommt. Seit der letzten Mitgliederversammlung konnten die Verantwortlichen beeindruckende Zahlen verkünden – nicht alle positiv. Die Mitgliederzahl verdoppelte sich seitdem fast auf 1303, beim Dauerkartenverkauf nähert man sich der 2000er-Marke an. Einnahmen beim Sponsoring und Ticketing hatten sich mehr als verdoppelt. Und der Umsatz verdreifachte sich seit der Saison 2018/19. Allerdings erbrachte die abgelaufene Saison ein Minus von mehr als einer halben Million Euro. Dies sei hauptsächlich den Nachverpflichtungen geschuldet. „Wir sind an die Grenzen des für uns Möglichen gegangen“, erklärte Thaller – und fügte an: „Ein Abstieg wäre um ein Vielfaches teurer geworden.“ Die Verbindlichkeiten seien aber durch Bürgschaften und Darlehen entsprechend abgedeckt.
Immerhin hat man auch Konsolidierungsmaßnahmen ins Auge gefasst. Dazu gehörten auch die Erhöhung der Eintrittsgelder und die Reduzierung des Spieleretats. Und das Anlagevermögen ist deutlich gestiegen. Hier sei man „ligaweit mit Abstand die Nummer eins“, wie Thaller erklärte. Schließlich hat man gemeinsam mit der Stadt Rosenheim kräftig ins Rofa-Stadion investiert. „Eines der schönsten sanierten Stadien europaweit“, meinte Hötzendorfer, „die Bude ist einfach genial“.
Zwei weitere Stockwerke für das Rofa-Stadion
Über das Stadion sprach auch Oberbürgermeister Andreas März. Immerhin sind am Ende 15 Millionen Euro reingesteckt worden, dies sei fast ein Drittel des Investitionshaushalts der Stadt für ein Jahr. März stellte klar: Das Geld ins Stadion zu investieren, sei „die einzig richtige Entscheidung“ gewesen. Man habe nun „ein Eisstadion, das Charakter und Seele hat“. Eishockey habe wieder eine Strahlkraft, so der OB, der sich als „bekennender Eishockeyfan“ erklärte.
Und dieses Stadion soll nun eine weitere Baumaßnahme erhalten: eine Aufstockung. Im kommenden Sommer sollen über dem aktuellen VIP-Raum noch zwei Stockwerke draufgesetzt werden. Eines mit acht exklusiven Logen, eines mit Schulungsräumen für den Nachwuchs. Rechtsanwalt Peter Dürr, der durch die Versammlung führte, nannte es „die größte Investition, die der Verein vornimmt“. Dabei würde es um „einige Millionen Euro“ gehen. Im Mai könne mit dem Bau begonnen werden, nachdem es bereits einen Stadtratsbeschluss zu dieser Thematik gebe und die Baugenehmigung bereits vorhanden sei.
Ausgliederung in eine Holding: Starbulls bekommen grünes Licht
Mit den Baumaßnahmen einhergehen soll auch die Ausgliederung aus dem Stammverein. Geplant ist eine Holding, die von einem Aufsichtsrat überwacht wird, bereits aktiv ist die Bulls Event + Business GmbH – diese sollen hundertprozentige Tochtergesellschaften sein. Eine Immobilien GmbH soll hingegen Investoren bekommen, wobei das Thema „50 + 1“ in de Satzung verankert werden soll. Zudem will man die erste Mannschaft in eine Spielbetriebs GmbH & Co. KG ausgliedern. Dies sei bereits bei mehreren Eishockeyclubs der Fall, als Beispiel wurden die Straubing Tigers aus der DEL genannt.
Die Ausgliederung beschäftigte die anwesenden Mitglieder und auch die Antworten in der Fragerunde hatten nicht alle überzeugt. „Wir sind der Verein und wollen nicht, dass uns der Verein genommen wird“, hieß es da, zudem müsse man einen „Schutzmechanismus gegen den Ausverkauf durch Investoren einbauen“. Die Starbulls-Verantwortlichen stellten heraus, dass die Mitgliederversammlung weiterhin wertvolle Stimmrechte habe. „Wir werden einen Teufel tun, um den Verein zu verramschen“, meinte Dürr, stellte aber auch klar: „Ohne die Immo GmbH können wir nicht bauen.“ Thaller erklärte: „Jeder Monat, an dem wir Logen später eröffnen können, kostet uns richtig Geld.“ Er sei sich „ziemlich sicher, dass wir die Logen wegbekommen“ und erhoffe sich dadurch „definitiv siebenstellige Umsätze, die wir erwirtschaften können“.
Mehr als eine Stunde diskutierten die Vorstände mit den Fans, merkten aber hinterher an, „dass es eine sehr sachliche Diskussion war“, auch wenn einem Teilnehmer das Gefühl überkam, „dass ihr uns hier das Messer auf die Brust setzt“. Letztlich stimmten die Mitglieder für die Satzungsänderungen: Bei 187 Ja-Stimmen gab es 50 Gegenstimmen und zehn Enthaltungen – die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit wurde damit erreicht.