Skurille Szene im Video
Zwei Last-Minute-Eigentore: Tiroler Team schießt sich mit Absicht aus dem Pokal
Zwei Eigentore in der Schlussphase, ein freiwilliges Pokal-Aus – ein Tiroler Team sorgt mit einer ungewöhnlichen Entscheidung für Diskussionen. Was steckte hinter dieser Entscheidung?
Tirol – Es war ein ganz normaler Pokalabend am Dienstagabend (29. Juli) im Tiroler Unterhaus. Bis zur 89. Minute. Dann drehte sich plötzlich alles – und zwar ins eigene Tor. Ein Spiel, das wie viele begann, endet mit einem Paukenschlag, der Österreichs Amateurfußball nun landesweit beschäftigt. In der Vorrunde des Kerschdorfer Tirol Cups schien der Bezirksligist SV Achenkirch auf bestem Weg in die nächste Runde – und warf den Sieg dennoch spektakulär weg. Zwei Eigentore in zwei Minuten. Absichtlich. Ohne Druck. Ohne Gegner.
Tirol: Fußball-Team schießt sich mit Absicht aus dem Pokal
Was sich auf dem Platz des SV Radfeld (1. Klasse Ost) abspielte, könnte aus einem absurden Fußball-Roman stammen. Statt sich über das 4:3 in der Schlussphase zu freuen, zog Achenkirch die Reißleine – und sich gleich mit aus dem Wettbewerb. Ein Eigentor in der 89. Minute. Ein weiteres in der 90. Das Spiel endet 5:4 – für Radfeld. Auf der Tribüne: ratlose Gesichter, entgeistertes Raunen. Und Handys, die genau das aufzeichneten, was niemand glauben wollte.
Die Erklärung des SV Achenkirch folgt am Tag danach – nüchtern, schriftlich und alles andere als emotionslos: „Wir hatten keine spielfähige Mannschaft für die nächste Runde.“ Grund: Ein geplanter Teamurlaub in Spanien. Laut Vereinsangaben wären so viele Spieler am Wochenende außer Landes, dass ein Antreten gegen den Regionalliga-Klub SC Kundl unmöglich gewesen wäre. Und weil eine Spielabsage hohe Geldstrafen nach sich ziehen kann, entschloss man sich offenbar zur pragmatischen Notbremse – auf dem Platz.
„Aus sportlicher Sicht ein Desaster“, meint ein Funktionär eines benachbarten Vereins kopfschüttelnd gegenüber „Tiroler Tageszeitung“. „Wenn ich nicht weiterkommen will, gehe ich nicht 4:2 in Führung. Das ist doch ein Hohn für alle anderen Teams.“ Der Tiroler Fußballverband hat das Spiel bereits zur Prüfung an den Strafsenat übergeben. Mögliche Sanktionen: eine Geldstrafe, ein möglicher Ausschluss aus dem nächsten Cup-Jahr oder auch ein Verweis. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein kurioser Spielverlauf ein sportjuristisches Nachspiel hat.
Tirol: Kurioses Pokal-Aus geht auf Social Media viral
Der SV Achenkirch versucht, den Schaden zu begrenzen. Man sei sich „bewusst, dass diese Vorgehensweise Irritationen ausgelöst hat“. Die Eigentore selbst seien in einer „Affektsituation“ entstanden. Es sei „keinesfalls die Absicht gewesen, den Wettbewerb oder andere Vereine zu benachteiligen“. In Richtung Gegner SV Radfeld bittet man um Entschuldigung – für das Spiel, das mittlerweile auf Social Media und Europa viral geht. Die Szene: Ein Achenkirch-Spieler mit Ball, ohne Gegnerdruck, läuft seelenruhig zurück – und netzt ein. Zweimal. Die Begleitmusik: Fassungsloses Gelächter, vereinzelt Pfiffe und dazwischen: peinlich berührtes Schweigen.
Was bleibt, ist ein kurioses Kapitel im österreichischen Amateurfußball. Und ein Dilemma: Zwischen sportlicher Fairness, Cup-Ehre und praktischer Lebensplanung. Denn die Achenkircher wollten wohl einfach ehrlich sein – und nicht auf einem halben Bein mit Restkader auflaufen. Doch wie ehrlich darf man im Fußball sein? Und zu welchem Preis? Der Tiroler Fußballverband wird diese Frage nun juristisch klären müssen. Doch in den Stammtisch-Debatten ist die Entscheidung längst gefallen. Achenkirch hat den Fairplay-Gedanken ad absurdum geführt – mit Absicht ins eigene Netz. Vielleicht wird künftig im Tiroler Unterhaus nicht mehr nur nach Toren, sondern auch nach Reisezielen aufgestellt. Hauptsache: Sonnencreme statt Strafsenat. (mck)