In Rosenheim merkt man von dieser Entwicklung jedoch noch überhaupt nichts. Im ganzen Stadtgebiet findet sich keine einzige Damenmannschaft, die am Ligabetrieb teilnimmt, was bei fast 66.000 Einwohnern schon etwas verwunderlich ist. Doch was sind die Gründe für das Fehlen einer Frauenmannschaft in einer Stadt, in der es 13 Fußballklubs gibt? Wir von beinschuss.de haben bei einigen Vereinen nachgefragt.

Rosenheim als Frauen-Fußball-Wüste: Trotz Liga-Hype keine Teams

Beim höchstklassigen Klub Rosenheims, dem TSV 1860 Rosenheim, stellt sich die Frage einer eigenen Damenmannschaft laut Peter Wimmer nicht: „Wir sind ein leistungsorientierter Verein für Jungs. Eine Frauenmannschaft aufzustellen, ist für uns wirtschaftlich und konzeptionell einfach nicht machbar. Wir konzentrieren uns mit unserem Ausbildungszentrum auf die Männermannschaft.“

Etwas offener für die Idee einer Frauenmannschaft ist man dagegen beim SB DJK Rosenheim, doch Abteilungsleiter Marc Haydn erklärt auch: „Wir haben im Moment keine sonderlich große Nachfrage, auch im Jugendbereich, was den Frauen-Fußball angeht. Zusätzlich wäre es auch schwierig, das platztechnisch zu lösen, da wir sehr viele Jugendmannschaften haben und uns den Kunstrasenplatz mit der American-Football-Abteilung teilen.“ Eine Spielgemeinschaft innerhalb Rosenheims sieht er als mögliche Option, Gespräche über eine Verwirklichung wurden jedoch noch nicht geführt.

FT Rosenheim will Comeback der Damenmannschaft

Dass es nicht so einfach ist, eine Mädchenmannschaft aufzustellen, hat auch der SV Westerndorf erfahren müssen. Als einziger Verein innerhalb der Stadtgrenzen bot der SVW ein reines Mädchen-Training an. Doch die Nachfrage ist auch hier gering, wie Trainer Roland Teufel mitteilte: „Derzeit bekommen wir kein richtiges Training zusammen. Es sind einfach zu wenig Spielerinnen da.“

Bei der FT Rosenheim hatte man dieses Problem schon vor zehn Jahren, als man die Damenmannschaft auflösen musste. Doch wenn es nach Abteilungsleiter Johann Pilsl geht, sollte es bei der Freien Turnerschaft bald wieder Frauen-Fußball geben: „Es ist unser Ziel, in zwei bis drei Jahren wieder einen Versuch zu starten. Wir haben derzeit schon drei oder vier Mädchen in der C-Jugend, da hoffen wir, dass wir drauf aufbauen können.“

Dass dieses Unterfangen jedoch nicht einfach wird, ist Pilsl bewusst: „Für so eine Mannschaft braucht man ja auch erfahrene Spielerinnen und Trainer. Die zu bekommen, wird schon auch schwierig.“ Auch für ihn wäre jedoch vor allem für die Anfangsjahre eine Spielgemeinschaft als Lösung eine Option.

Auch ASV Happing gesprächsbereit für eine Spielgemeinschaft

Ähnlich verhält es sich beim ASV Happing, der ebenfalls seine Damenmannschaft vor einigen Jahren abmelden musste. Auch beim ASV hat man den Frauenfußball jedoch nie aufgegeben, wie Abteilungsleiter Peter Soos erklärt: „Wir schauen uns immer nach Spielerinnen um und würden gerne wieder eine Mannschaft aufstellen.“

Doch Soos ergänzt: „Leider ist die Begeisterung zurzeit nicht so groß. Für ein eigenes Team fehlen uns die Spielerinnen, auch wenn wir im Jugendbereich ein paar Mädchen haben.“ Wie seine Kollegen vom SB DJK Rosenheim und der FT Rosenheim ist jedoch auch Soos einer Spielgemeinschaft gegenüber nicht vollends abgeneigt. „Wenn die Mädchen daran Interesse hätten, können wir uns das sicher vorstellen.“

Der Hype um den Frauen-Fußball scheint also an Rosenheim und seinen Fußballvereinen ziemlich vorbeigegangen zu sein. Während im Landkreis und unserem Fußball-Kreis Inn/Salzach viele Damenmannschaften zu finden sind, wird es im Stadtgebiet wohl noch eine Weile dauern, bis auch hier wieder Damen gegen den Ball treten können.

tb