Interne Unstimmigkeiten beim DFB?
Scharfe Kritik an Reform im Kinderfußball: „Unfassbar und nicht nachvollziehbar“
Ab 2024 will der Deutsche-Fußball-Bund (DFB) neue Spielformen im Nachwuchsbereich umsetzen und vor allem in den Altersklassen U6 bis U11 den Leistungsdruck minimieren. Das Ziel dieser Reform sei eine „nachhaltige Förderung“ der Kinder. Doch das geplante Vorhaben stößt auf viel Kritik und Gegenwind. Auch Vizepräsident Hans-Joachim-Watzke meldete sich nun zu Wort.
Deutschland - Knapp neun Jahre nach dem großartigen WM-Triumph der Männer in Brasilien steht der deutsche Fußball am Abgrund. Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft 2018 und 2022, 2021 scheiterten Thomas Müller und Co. im EM-Achtelfinale an England. Peinliche Niederlagen gegen vermeintlich kleine Nationen wie Südkorea und Japan sorgten für viel Unmut unter den deutschen Anhängern.
Geplante Reform im Kinderfußball ab 2024
Da kommt eine Europameisterschaft im eigenen Land doch zum richtigen Zeitpunkt, oder? Mitnichten, denn sowohl die Mannschaft als auch Trainer Hansi Flick sind mehr als nur angezählt und müssen jetzt liefern. Am kommenden Samstag geht es erneut gegen die Japaner, ein paar Tage später kommt es zum Gipfeltreffen gegen Frankreich rund um Mega-Star Kylian Mbappe. Keine leichten Aufgaben.
Auch der Deutsche-Fußball-Bund hat einiges zu tun. Zum Einen versucht der Verband händeringend für die EM im eigenen Land zu werben, zum Anderen ist man mit der geplanten Reform im Kinderfußball ab 2024 mehr als nur beschäftigt. Denn das Vorhaben steht im Kreuzfeuer Kritik und wird nun sogar aus den eigenen Reihen hinterfragt.
„Spaß am Spiel nachhaltig fördern“
Doch was sind die Hintergründe? Ab dem kommenden Jahr sollen neue Spielformen im Nachwuchsbereich bundesweit umgesetzt werden, um Leistungsdruck zu minimieren und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund zu rücken. Wichtigstes Ziel der Reform in den Altersklassen U6 bis U11 sei es, „mit einer kindgerechten Art des Fußballs den Spaß am Spiel nachhaltig zu fördern“, teilt der DFB mit. Künftig soll es dann so genannte Spielfeste geben.
Der Vorteil: mehr Kinder kommen zum Einsatz und somit auch zum Fußball. Dabei steht nicht mehr der einfache Wettbewerb mit Sieg oder Niederlage im Vordergrund, sondern der Spaß am Sport. Angeblich sollen Ergebnisse komplett wegfallen und Tore nicht mehr gezählt werden.
Scharfe Kritik von DFB-Vizepräsident Watzke
In den niedrigeren Altersstufen wird dann auch das so genannte „Funino“ gespielt. Statt dem typischen Kleinfeld mit zwei großen Kinder-Toren werden auf vier kleine Tore gespielt. Dadurch sollen die Kinder mehr Ballkontakte sammeln und jede Position ausprobieren können. Einen festen Torhüter gibt es dabei nicht.
Ab 2024 soll diese Reform in die Realität umgesetzt werden. Das einzige Problem daran ist nur, dass es intern im DFB große Unstimmigkeiten über das Vorhaben gibt. So meldete sich nun Vizepräsident Hans-Joachim-Watzke zu Wort und bezeichnete die Pläne als „unfassbar und nicht nachvollziehbar“.
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Braucht es eine „Reform von der Reform“?
Zudem sprach er davon, dass es „eine Reform von der Reform“ brauche. Mit dieser Meinung ist Watzke nicht alleine. Auch Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick, 1. FC Köln Chefanweiser Steffen Baumgart und TV-Experte und Ex-Fußballprofi Dietmar Hamann haben ihren Unmut darüber bereits geäußert.
Watzke stößt dabei vor allem eine Sache übel auf: „Wenn du als Sechs-, Acht- oder Neunjähriger nie das Gefühl hast, was es ist, zu verlieren, dann wirst du auch nie die große Kraft finden, um auch mal zu gewinnen“, kritisierte der 64-Jährige am vergangenen Mittwoch (6. September) in Essen.
Interne Unstimmigkeiten
Unmittelbar nach diesen Aussagen meldete sich der DFB selbst zu Wort und verschickte aus gegebenem Anlass prompt eine Einladung für den 27. September: Dann soll der neue Sportdirektor Hannes Wolf, der ein großer Befürworter der neuen Reform ist, im Rahmen einer Pressekonferenz über Kinder- und Nachwuchsfußball sowie die Trainingsphilosophie in Deutschland sprechen.
„In den neuen Spielformen im Kinder- und Jugendfußball wird Leistung gefordert und durch die unmittelbare Rückmeldung des Gewinnens und Verlierens gefördert“, wird der Sportdirektor zitiert. Interne Unstimmigkeiten im DFB zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt.
gz