Projekt sorgt für viel Unmut - „Wie ein Virus“
Zwölf Tore in fünf Spielen: Ex-Löwe Leitner mischt neu gegründete „Baller League" auf
Im November des vergangenen Jahres schlug diese Meldung ein wie eine Bombe: die beiden Weltmeister Lukas Podolski und Mats Hummels wollten nämlich ein neues und innovatives Projekt in den deutschen Fußball einführen. Die Rede ist von der sogenannten „Baller League“, in welcher nun Ex-Löwe Moritz Leitner für mächtig Furore sorgt.
Köln - Vor etwas mehr als einem Monat (15. Januar) startete in einem alten Flugzeug-Hangar in Köln ein neues und vor allem hochspannendes Hallenfußball-Projekt. Die Rede ist von der sogenannten „Baller League“, die von den beiden Weltmeistern und Präsidenten Lukas Podolski und Mats Hummels gegründet wurde und seitdem ein voller Erfolg ist.
Prominenz-Pur bei der Baller League
Das Konzept dieser neuen Liga ist relativ einfach: sieben-gegen-sieben treten in einer Zwölfer-Liga gegeneinander an, wobei jede Mannschaft einen Teamchef hat, der entweder aus dem Sportbereich oder der Musik- beziehungsweise Unterhaltungsindustrie kommt. Bestes Beispiel hierfür sind Musiker Kontra K oder auch der Comedian Felix Lobrecht.
An der Seitenlinie werden die Mannschaften von durchaus prominenten Trainern betreut. So wird das Team „Eintracht Spandau“ von Ex-Bundesligaprofi Hans Sarpei gecoacht, während sich die „Gönrgy Allstars“ die Dienste von Legende Stefan Effenberg sichern konnten. Die Teams bestehen dabei neben den Team-Kapitänen, z.B. Sportler wie Kevin-Prince Boateng, auch aus Halbprofis, talentierten Amateuren, die am sogenannten „Draft-Day“ ausgewählt wurden, und weiteren Gaststars.
Budenzauber mit eigenen Regeln
„Spannende Persönlichkeiten mit verschiedensten Backgrounds führen zwölf Fussballteams, die in einer richtigen Liga auf hohem Niveau kurzweiligen Indoor Fussball auf kleinem Feld spielen“, freute sich Mitgründer Hummels über das neue Projekt. Ziel sei es, „junge Leute auf zeitgerechte Art und Weise für den Fußball zu begeistern“.
Und das gelingt. Jeden Montag steht ein neuer Spieltag auf dem Programm, wobei insgesamt elf absolviert werden und Anfang April in einem Final-Four-Turnier der endgültige Sieger ermittelt wird. Pro Spieltag gehen sechs Partien über die Bühne, die live auf Joyn und ab 20:15 auf Pro Sieben MAXX übertragen werden. Der Budenzauber hat dabei auch seine ganz eigenen Regeln.
Mit Auslinien und Abseits
Die Spieldauer beträgt zweimal 15 Minuten inklusive einer fünfminütigen Halbzeitpause. Gespielt (Sechs-gegen-Sechs) wird mit Auslinien und Abseits, wobei dieses in den letzten drei Minuten aufgeben wird. Des weiteren gibt es einen sogenannten „Drei-Ecken-Elfmeter“: nach drei Ecken pro Spiel gibt es einen Penalty. In den letzten drei Minuten einer Begegnung starten die jeweiligen Mannschaften mit einem Eins-gegen-Eins, wobei beide Teams pro gefallenem Tor um einen weiteren Mitspieler aufgefüllt werden.
Nach einer Begegnung gibt es dann noch den allseits bekannten „Elferkönig". Jede Mannschaft stellt einen Schützen für den Penalty. Wer trifft, ist weiter. Der letzte Treffer gewinnt einen Extrapunkt. Ein Penalty ist dabei ähnlich zum Eishockey. Der antretende Spieler dribbelt auf Pfiff ab der Mittellinie alleine auf den Keeper zu und muss versuchen, diesen im Eins-gegen-Eins zu überwinden.
Ex-Löwe Leitner brilliert
Ein ehemaliger Spieler des TSV 1860 München, der inzwischen seit längerem vereinslos ist und immer wieder mit einer Rückkehr zu den Sechzigern in Verbindung gebracht wurde, mischt dabei die Baller League ordentlich auf. Die Rede ist von Moritz Leitner, der in fünf Spielen zwölfmal für „Las Ligas Ladies“ einnetzen konnte und damit die Torschützenliste anführt.
Noch im vergangenen Jahr hielt sich der 31-Jährige u.a. unter Uwe Wolf beim TSV Buchbach fit und stand davor beim FC Zürich unter Vertrag. Leitner kickte zudem bereits für Norwich City in der Premier League, Lazio Rom in der Serie A und für den FC Augsburg, VfB Stuttgart und Borussia Dortmund in der Bundesliga. Mit dem BVB feierte er in der Saison 2011/12 den Gewinn der Meisterschaft und des DFB-Pokals.
Projekt sorgt für viel Unmut
Nun, knapp 12 Jahre später, lässt der talentierte Mittelfeldmann sein Können in der Baller League immer wieder aufblitzen. Auch ein ehemaliger Burghauser sorgt für Furore: Tim Sulmer, der von 2017-2018 für den SV Wacker in der Regionalliga Bayern am Ball war, steht nach fünf Spielen bei sieben Treffern. Zwar ist das Budenzauber-Projekt vor allem bei den jüngeren Zuschauern ein voller Erfolg, doch es sorgt trotzdem bei einigen Vereinen für viel Unmut.
Bestes Beispiel hierfür ist der Oberligist FV Bonn-Endenich, der dort um den direkten Klassenerhalt kämpft und nun aufgrund der Liga von Podolski und Hummels gleich fünf Spieler rausgeschmissen hat. Dabei handelte es sich nicht um irgendwelche Akteuere, sondern wichtige Schlüsselspieler, wobei sogar der Kapitän mit entlassen wurde.
Oberligist entlässt fünf Spieler
In einem knapp 24 Minuten langen Video erklärte der Sportdirektor des FV die Hintergründe aus seiner Sicht - und fand dabei deutliche Worte. Zunächst hätten drei Akteure ihren Wunsch geäußert, in der Baller League mitmischen zu dürfen - ein Anliegen, das bei den Teamkollegen nur auf geteiltes Echo gestoßen sei. Zunächst habe man den Spielern aber gestattet, sich die Sache mal anzusehen.
„Dass ein Vertrag unterschrieben werden musste, war uns vorher nicht bekannt“, erklärte er. Zudem wurden aus den drei Spielern in der Folge ganze sechs: „Da bekommt man als Sportdirektor Bauchgrummeln.“ Bereits am zweiten Spieltag habe sich dann „diese Liga verändert.“ Denn das „Shine-and-Smile vom ersten Spieltag wurde abgelegt, und es ging richtig hart intensiv zur Sache.“
„Wie ein Virus“
Der Hauptkritikpunkt sei allerdings, dass die Stimmung innerhalb der Mannschaft massiv darunter gelitten hätte: „Der Fokus auf den Abstiegskampf hat sich völlig verschoben, es ging nur mehr um die Baller League. Wie ein Virus hat sich das Ding bei uns durch die Kabine gezogen.“ Auch deswegen stellte der Sportdirektor seine Spieler vor die Wahl: Oberliga oder Budenzauber. Dabei entschied sich gerade einmal ein einziger Akteur für den „realen“ Fußball.
gz