Deutscher-Fußball-Verband stellt Strafanzeige
Polizei ermittelt bereits: Riesiger Wettskandal in der Regionalliga?
Am 7. Oktober trafen in der Regionalliga Südwest der TSV Steinbach und der FSV Frankfurt aufeinander, wobei die Steinbacher diese Begegnung mit 3:0 (2:0) für sich entscheiden konnten. Soweit so gut, doch diese Partie steht unter dem Verdacht, manipuliert worden zu sein. Der Deutsche-Fußball-Bund stellte nun Strafanzeige. Droht ein riesiger Wettskandal?
Frankfurt - Am 12. Spieltag der Regionalliga Südwest trafen der FSV Frankfurt und der TSV Steinbach aufeinander, wobei die Steinbacher diese Partie mit 3:0 für sich entscheiden konnten. Bereits zur Pause führte der Favorit mit 2:0. Nun steht diese Begegnung allerdings unter dem Verdacht, manipuliert worden zu sein.
Wettskandal in der Regionalliga?
Dies hat die Fußball-Regionalliga Südwest am vergangenen Samstag (21. Oktober) in einer offiziellen Stellungnahme bestätigt. Die Liga ist „im Dialog mit beiden Vereinen, die ihre volle Kooperationsbereitschaft zur Klärung des Sachverhalts bekundet haben“. Zudem ist geplant, „einen unabhängigen Sonderermittler“ zu beauftragen.
Doch welche Vorwürfe stehen im Raum? Laut dem kicker seien auffällig hohe Beträge auf eine Halbzeitführung des TSV Steinbach gesetzt worden. Sowohl Zeitpunkt als auch Höhe der Einsätze entsprächen nicht dem üblichen Muster für Partien aus der Regionalliga.
Wettbörse
Dabei lagen dem kicker die Wetteinsätze auf einer Plattform vor, die neben den Angaben weiterer Buchmacher die Verdachtsmomente bei Wett-Analysten und Ermittlern auslösten. Bei der sogenannten Plattform handelt es sich um Betfair, wobei zu erwähnen ist, dass dies kein gewöhnlicher Wettanbieter, sondern eine Art Börse ist.
„Stellen Sie sich zwei Freunde vor, die miteinander wetten, während sie ein Fußballspiel ansehen und einem unbeteiligten Beobachter während des Spieles den Einsatz ihrer Wette zur Aufbewahrung übergeben. Genau so funktioniert eine Wettbörse: Unsere Kunden wetten gegeneinander und Betfair verwaltet die Einsätze bis die Wette abgerechnet ist“, erklärt der Anbieter auf seiner Website.
39.375 Euro auf Steinbacher Halbzeitsieg
Dabei bietet Betfair nicht nur Wetten auf das Endergebnis, sondern auch auf das Halbzeitergebnis an und genau eine solche steht nun im Fall FSV Frankfurt gegen den TSV Steinbach unter Verdacht. Bei dieser Partie sollen 39.375 Euro auf einen Steinbacher Halbzeitsieg gesetzt worden sein. Eine wahnsinnige Summe. Vor allem für eine Partie in der Regionalliga.
Zudem fand die Begegnung um 14 Uhr statt, also zu einem Zeitpunkt, zu dem es mit zahlreichen anderen Partien auf dem Wettmarkt konkurriert, weil deutschlandweit Unmengen an Fußballspielen laufen, auf die Spieler hätten setzen können.
Gewaltiger Unterschied zu Frankfurt
Nur mal so zum Vergleich: auf einen Halbzeitsieg des FSV Frankfurt waren insgesamt nur 639 Euro gewettet worden. Und auf die eigentlich weitaus populärere Gesamtspielzeit-Tendenz gerade einmal 6.138 Euro. Ein gewaltiger Unterschied.
Doch auch die Zeitpunkte und Höhe einzelner Einsätze laut Monitoring-Unternehmen, die weltweit Sportwetten nach Auffälligkeiten scannen, haben im konkreten Fall die Firma Sportradar, stutzig gemacht. So wurden die dicksten Wetten auf einen Halbzeitsieg in Minute fünf, sechs, neun, zehn, elf, 14 und 15 gesetzt.
Vereine zeigen sich überrascht
In jener 15. Spielminute fiel dann auch das 1:0 für den TSV Steinbach. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden insgesamt 32.080 Euro auf die entsprechende Tendenz platziert. Doch nicht nur das: gegenüber dem kicker erklärte Andreas Krannich, Managing Director Integrity Services von Wettmarkt-Beobachter Sportradar, dass sie „bei weiteren Wettanbietern, für die wir das Risikomanagement machen, absolut ungewöhnliche Wetteinsätze in Bezug auf ein 0:2 zur Halbzeit gesehen“ haben.
Die Vereine selbst äußerten sich überrascht zu dem Manipulationsverdacht. „Ich war beim Spiel anwesend und es gab nichts Ungewöhnliches“, sagte Arne Wohlfarth, Geschäftsführer des FSV Steinbach Haiger, der dpa. Auch die Frankfurter gaben an, in diesem Spiel keine Hinweise auf eine Manipulation gesehen zu haben.
DFB stellt Strafanzeige
Nun folgte am Dienstagnachmittag (24. Oktober) der nächste Schritt: der Deutsche-Fußball-Bund (DFB) stellte Strafanzeige gegen unbekannt. Und das in Bochum. Aber warum ausgerechnet im Ruhrpott? Bochum hat sich nämlich einen Namen in Wettbetrugsermittlungen gemacht.
Der Schachzug, diese Expertise nun heranzuziehen, wirkt also durchaus sinnvoll. In dem durch Bochumer Ermittler aufgeklärten 2009er-Wettskandal war die Rede von mehr als 200 manipulierten Spielen europaweit, in Deutschland sollen 32 Partien betroffen gewesen sein. Die Drahtzieher saßen dabei in der Bundesrepublik.
Wird der Skandal aufgedeckt?
Die Ermittlungen leitete damals Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann gemeinsam mit der SOKO „Flankengott“. Während die SOKO seitdem schon längst aufgelöst wurde, fungiert Bachmann nach wie vor als Oberstaatsanwalt in Bochum und dürfte sich wohl auch der aktuellen Sache inhaltlich annehmen. Man darf gespannt sein, ob es ihm und seinem Team gelingt, auch diesen Wettskandal aufzudecken.
gz