Bezirksliga-Tagung in Aschheim
„Strafen sind drakonisch“: Oberster Sportrichter Oberbayerns äußert scharfe Kritik
Die Kritik kommt nicht überraschend, aber aus diesem Mund hätte man sie eher nicht erwartet: Josef Eineder, oberster Fußball-Sportrichter in Oberbayern, hält die neu eingeführten Strafen für fehlende Fotos im Spielerpass für zu hoch. „Die Strafen sind drakonisch“, sagte Eineder auf der Bezirksliga-Tagung in Aschheim.
Aschheim - Mit der Abschaffung des Papier-Spielerpasses Anfang Juli sind die elektronischen Pässe mit dem Foto die einzige Möglichkeit, die Identität eines Spielers zu beweisen. Fehlt das Bild, sind beim ersten Mal mindestens 200 Euro fällig, beim dritten Mal schon 800 Euro und ein Punktabzug.
„Wollen nicht die Buhmänner sein“
„Wir wollen eine so hohe Geldstrafe nicht“, sagte der Vorsitzende des Bezirkssportgerichts. Für Vereine aus der A- oder B-Klasse sei das zu viel. Das habe er auch BFV-Präsident Christoph Kern geschrieben. „Wir Sportrichter wollen nicht die Buhmänner der Vereine sein.“
Zu billig kämen dagegen Kicker weg, die sich auf dem Fußballplatz zu tätlichen Attacken gegen ihre Gegenspieler oder gar den Schiedsrichter hinreißen lassen. „Wir werden die Geldstrafen in solchen Fällen sukzessive anheben“, kündigte Eineder an. „Reden sie mit ihren Spielern“, appellierte der Sportrichter an die Verantwortlichen der Vereine.
Videobeweis im Amateurfußball?
Videoaufzeichnungen etwa von Fouls will Eineder bei Sportgerichtsverfahren in der Regel nicht zu Rate ziehen. Dem Videobeweis im Amateurfußball steht Bezirks-Schiedsrichterobmann Walther Michl dagegen offen gegenüber: „Wo das technisch umsetzbar wäre, würden wir uns dagegen nicht sperren.“
Doch das sei Zukunftsmusik – die Qualität der Videobilder sei noch zu schlecht. Der BFV-Bezirksvorsitzende Robert Schraudner betonte, eine Einführung wäre erst dann möglich, wenn alle Vereine in einer Liga über Kameras verfügten. Spielabbrüche und sogar eine Absage wegen Spielermangels in der Bezirksliga überschatteten die letzte Saison von Bezirksspielleiter Wolf-Peter Schulte, der sich aus familiären und gesundheitlichen Gründen verabschiedete.
Neu-Kreisspielleiter Mayer musste Lehrgeld zahlen
17 Jahre war der Schäftlarner im Amt, davor sechs im Kreis Zugspitze. „Ich blicke mit großem Stolz auf meine 23-jährige Tätigkeit zurück“, sagte Schulte. BFV-Bezirkschef Robert Schraudner würdigte seine ruhige, sachliche und stets auf Ausgleich bedachte Art. „Du warst eine Institution hier.“
Schultes Nachfolger Hans Mayer (Waging) versprach Kontinuität: „Nicht alles wird jetzt anders. Ich werde seinen Weg so weiterführen.“ Zum Start musste Mayer allerdings Lehrgeld zahlen. 19 Vereine wollten unbedingt in die Bezirksliga Süd, doch für maximal 16 ist dort Platz.
„Habe diese Vehemenz unterschätzt“
Es hagelte drei Einsprüche aus München und dem Umland, zweimal musste die Einteilung für die drei Bezirksligen umgeworfen werden. „Das hat mich die eine oder andere schlaflose Nacht gekostet. Ich habe diese Vehemenz unterschätzt, weil ich das vom Land so nicht kenne“, räumte der bisherige Inn/Salzach-Kreisspielleiter ein.
ah