Tücke in der kalten Jahreszeit
Lebensgefahr im Auto: TÜV und ADAC warnen vor Winterjacken am Steuer
In der kalten Jahreszeit werden die Winterjacken wieder ausgepackt. Doch an einigen Stellen birgt das Risiko, sie zu tragen. Experten warnen sogar vor Lebensgefahr.
Kassel – Winterjacken bringen uns durch die kalte Jahreszeit. Denn wem kein dickes Fell gewachsen ist, der ist bei winterlichen Temperaturen draußen auf warme Kleidung angewiesen. Jetzt, wo der Wintereinbruch in Deutschland wieder näher rückt, dürfte sich entsprechend die Kleiderordnung vieler wieder den äußeren Gegebenheiten anpassen, auch wenn es im Oktober in Deutschland teilweise noch warm werden kann.
Doch nicht überall bringt das Tragen einer Winterjacke nur Vorteile: Sowohl TÜV als auch ADAC warnen vor Winterjacken im Auto – besonders gefährdet seien Kleinkinder.
„Nicht zu dick bekleidet ins Auto setzen“: TÜV warnt vor Winterjacken in Pkws
Dabei würden womöglich viele Autofahrer darauf schwören, auch im Fahrzeug auf eine Winterjacke angewiesen zu sein, beispielsweise wenn die Heizung nur schleppend hochfährt oder gar nicht erst ausreichend wärmt. „Gleichwohl sollte man sich nicht zu dick bekleidet ins Auto setzen“, rät Jürgen Lebherz von TÜV SÜD in München, „denn dann können Sicherheitsgurte ihre Wirkung nicht mehr voll entfalten.“
Darüber informiert auch der ADAC. In einer Mitteilung heißt es demnach: „Wer sich mit dickem Wintermantel oder Daunenjacke hinters Steuer setzt, schränkt nicht nur die Beweglichkeit am Lenkrad ein, sondern gefährdet aufgrund des nicht optimal anliegenden Gurts seine Sicherheit“. Das hätten auch Crashtests des ADAC mit Dummys auf einem Gurt-Schlitten im Video „eindrucksvoll“ bewiesen.
ADAC testet Winterjacken bei Auffahrunfall im Auto – kann „sogar zu inneren Blutungen führen“
Bei den Tests hätten Experten des ADAC eine alltägliche Verkehrssituation simuliert, in der Dummys einer erwachsenen und einer kindlichen Person in dicker Winterkleidung angegurtet wurden. Anschließend wurde die Bewegung bei einer Geschwindigkeit von 16 Kilometern pro Stunde gestoppt, „analog zu einem Auffahrunfall im Stadtverkehr“, erklärt der ADAC.
Das Ergebnis, in beiden Fällen würde der quer liegende Gurt tief in den Bauch „schneiden“ und kann „schwerwiegende Verletzungen der Weichteile wie Darm, Leber oder Milz verursachen und sogar zu inneren Blutungen führen“ – in schweren Fällen sogar lebensgefährlich. Dabei könne es bereits bei einer kleineren Notbremsung zu Verletzungen kommen.
Der TÜV erklärt, warum dicke Kleidung im Auto zur Falle wird: „Damit sich der Gurt rasch straffen kann, muss er eng am Körper anliegen“. Der Gurtstraffer, der „den Gurt im Augenblick des Unfalls so straff wie möglich“ ziehen soll, „kann ebenfalls seine Schutzfunktion nicht voll erfüllen“.
Winterjacken und dicke Kleidung im Auto: Kinder besonders gefährdet
Besonders gefährdet seien Kinder von diesem Risiko. „Hier kann der Gurt zusätzlich an der meist glatten Oberfläche des Anzugs von der Schulter abrutschen und das Kind wird im Fall des Falles dann unkontrolliert nach vorne oder zur Seite geschleudert“, so TÜV-Experte Lebhert. „Kinder im Kindersitz sollten mit einer Decke oder einem Anorak zugedeckt werden. Dies reicht in der Regel als Wärmeschutz aus, bis die Fahrzeugheizung für angenehme Temperaturen im Auto sorgt“.
Insbesondere bei der täglichen Fahrt zur Schule im Winter, für den es bereits eine Prognose in diesem Jahr gibt, sollten Eltern trotz Hektik darauf achten, dass ihre Kinder ordnungsgemäß angeschnallt sind und die Kleidung den Gurt nicht behindert: „Zudem ist ab und an ein kontrollierender Blick auf die Gurte empfehlenswert“.
Denn selbst ein korrekt angelegter Gurt könnte unter Umständen versagen, wie der TÜV-Fachmann erklärt: „Sicherheitsgurte können beispielsweise durch starke Sonneneinstrahlung über die Jahre verschleißen.“ Rollt sich der Gurt nicht mehr von selbst auf oder hat er ausgefranste Stellen oder Risse, sollte er laut TÜV auf jeden Fall ausgetauscht werden. Auch nach einem Unfall ist es empfehlenswert, die Gurte von einem Experten sorgfältig prüfen und im Zweifelsfall erneuern zu lassen.