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Rente mit 70: Diese Jahrgänge trifft die Umstellung
Das Thema Rente gewinnt Wahlen. Doch laut Experten muss eine Reform her, die Rente mit 70 wird bereits diskutiert. Diese Jahrgänge wären betroffen.
Dortmund – Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Das stellt das Rentensystem vor erhebliche Herausforderungen. Ohne grundlegende Reformen rechnet selbst die CDU mit sinkenden Rentenniveaus – bei gleichzeitig höheren Beitragssätzen. Der Sachverständigenrat Wirtschaft und das ifo Institut Dresden schlagen daher vor, das Renteneintrittsalters an die steigende Lebenserwartung zu koppeln.
Rente mit 70: Ab diesem Jahrgang droht laut Experten die Umstellung
Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer hat sich seit 1980 deutlich verlängert. Für Männer stieg sie von 11,0 auf 18,8 Jahre, für Frauen von 13,8 auf 22,2 Jahre. Die Menschen leben länger und beziehen entsprechend länger Rente.
„Mit dem Renteneintritt der Babyboomer beginnt in Deutschland aktuell eine akute Phase der demografischen Alterung“, warnte der Sachverständigenrat bereits 2023. Mehrere europäische Nachbarländer haben ihr Renteneintrittsalter bereits an die steigende Lebenserwartung gekoppelt. Darunter sind die Niederlande, Schweden und Finnland.
Renten-Reform: Experten wollen Eintrittsalter an Lebenserwartung koppeln
Der Sachverständigenrat und das ifo Institut empfehlen daher auch für die Rentner in Deutschland:
- Eine Kopplung des gesetzlichen Renteneintrittsalters an die höhere Lebenserwartung. Dies setzt an der Ursache der Alterung an und hätte positive Effekte für den Beitragssatz, das Rentenniveau und die Bundeszuschüsse.
- Eine ergänzende kapitalgedeckte Altersvorsorge, die transparenter und renditestärker als die Riester-Rente sein sollte. Dies könnte das Sicherungsniveau langfristig steigern und die Altersarmut reduzieren.
Das ifo Institut schlägt dazu die „niederländische Regel“ vor: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, arbeiten sie zwei Jahre länger und bekommen ein Jahr länger Rente. Mit dieser Formel bliebe das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen auch nach 2040 stabil bei etwa 40 Prozent – statt auf fast 50 Prozent zu steigen.
Rente mit 70: Ab welchem Jahrgang wären Arbeitnehmer betroffen?
Auf Basis der vom ifo Institut vorgeschlagenen „niederländischen Regel“ lässt sich anhand aktueller Zahlen beispielhaft berechnen, wann die Rente mit 70 Realität werden könnte: Das gesetzliche Renteneintrittsalter liegt aktuell bei 67 Jahren für alle ab 1964 Geborenen. Wendet man die Formel an (drei Jahre mehr Lebenserwartung = zwei Jahre später in Rente), müsste die Lebenserwartung um 4,5 Jahre steigen, um ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren zu rechtfertigen.
Laut den neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes lag die Lebenserwartung bei Geburt in der „Sterbetafel 2021/2023“ bei 78,2 Jahren für Männer und 83,0 Jahren für Frauen. Der Anstieg der Lebenserwartung hat sich in den letzten Jahren verlangsamt und beträgt seit Ende der 2000er-Jahre nur noch etwa 0,1 Jahre pro Jahr statt wie zuvor 0,2 bis 0,3 Jahre.
Bei dieser konservativen Schätzung von 0,1 Jahren pro Jahr würde die Lebenserwartung in etwa 45 Jahren um 4,5 Jahre gestiegen sein. Das bedeutet: Erst wer heute etwa 22 Jahre alt ist – Jahrgang 2003 – könnte von der Rente mit 70 betroffen sein. Eintreten würde diese somit frühestens im Jahr 2070. Für die 40-Jährigen von heute (Jahrgang 1985) würde sich erst bei einer Steigerung der Lebenserwartung von 0,2 Jahren pro Jahr eine Rente mit 70 Jahre ergeben.
| Anstieg der Lebenserwartung | Einführung Rente mit 70 | Betroffene Jahrgänge |
| 0,1 Jahre | ca. 2070 | ab ca. 2003 |
| 0,2 Jahre | ca. 2048 | ab ca. 1980 |
| 0,3 Jahre | ca. 2040 | ab ca. 1970 |
Da die Lebenserwartung in Deutschland generell langsamer zunimmt und durch Krisen wie die Corona-Pandemie beeinflusst werden kann, ist diese Prognose allerdings mit großen Unsicherheiten behaftet. Zuletzt hatte der Sachverständigenrat dazu geraten, das Renteneintrittsalter alle 20 Jahre um ein Jahr anzuheben, berichtet die Frankfurter Rundschau.
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25 Millionen Rentner bekommen im Juli 2025 Beitragserhöhung
Aktuell können sich die rund 25 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland über eine Rentenerhöhung freuen. Zum 1. Juli 2025 stiegen die gesetzlichen Altersbezüge um 3,74 Prozent. Die mit der Rentenerhöhung verbundene Nachzahlung erhielten Bezieher einer vorschüssigen Rente bereits Ende Juni, während bei nachschüssiger Zahlung das Plus erst Ende Juli auf dem Konto eingeht.
Doch diese kurzfristigen Erhöhungen ändern nichts an der strukturellen Herausforderung. Ohne nachhaltige Reformen droht ein immer größeres Ungleichgewicht zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern.
Rente muss reformiert werden: Experten raten zu diesen Maßnahmen
Der Sachverständigenrat betont: „Keine einzelne Reformoption reicht aus, um die Finanzierungsprobleme der Gesetzlichen Rentenversicherung zu lösen.“ Nur durch eine Bündelung von verschiedenen Einzelmaßnahmen ließen sich ihre Stärken kombinieren und soziale Härten vermeiden. Zu den weiteren Optionen zählen:
- Stärkerer Nachhaltigkeitsfaktor: Die Renten würden weniger stark steigen, wenn es mehr Rentner im Verhältnis zu Beitragszahlern gibt.
- Kopplung an Inflation statt Löhne: Renten würden nur noch entsprechend der Preissteigerung erhöht werden und nicht mehr mit den Löhnen steigen, was meist günstiger für die Rentenkasse ist.
- Mehr Rente für Geringverdiener: Menschen mit niedrigem Einkommen würden für ihre eingezahlten Beiträge verhältnismäßig mehr Rente bekommen als Besserverdiener.
Diese Maßnahmen könnten bereits kurzfristig zu einer Entlastung der Rentenfinanzen beitragen, während die Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung laut den Experten eher langfristig wirkt. Ob eine solche Reform kommt, ist ungewiss. Denn Bundeskanzler Friedrich Merz hatte sich zuletzt gegen eine Rente mit 70 ausgesprochen.

