Beschwerden fast versechsfacht
Online-Abzocke: So erkennt Ihr einen Fake-Shop
Zum Weltverbrauchertag am 15. März warnen die Verbraucherzentralen vor Risiken beim Online-Shopping. Hinter praktisch jedem attraktiven Online-Angebot können sich Betrüger verbergen, die mit sogenannten Fake-Shops, also gefälschten Verkaufsplattformen im Internet, Online-Käufer abzocken wollen. Erfahrt hier, wie Ihr sie erkennen könnt und welches Tool dabei helfen kann.
Auf den ersten Blick sind Fake-Shops schwierig zu erkennen. Teilweise sind sie Kopien von real existierenden Websites und wirken seriös. Gut kopierte Produktbilder und Informationen aus dem Internet sowie ein professionelles Erscheinungsbild lassen Nutzer oftmals nicht an der Echtheit der Shops zweifeln.
Ein weiteres Lockmittel: der scheinbar besonders günstige Preis des gesuchten Produkts. Wenn Ihr im Voraus gezahlt habt, bekommt Ihr nicht selten minderwertige Ware zu einem überhöhten Preis. Oder das gekaufte Produkt wird gar nicht geliefert. Oft täuschen die Händler Lieferschwierigkeiten vor und vertrösten die Betroffenen, um zu verhindern, dass diese weitere Schritte einleiten.
Beschwerden zum Online-Shopping
Bundesweit registrieren die Verbraucherzentralen immer mehr Beschwerden zum Online-Shopping und Fake-Shops. Die Anzahl der Beschwerden hat sich im Jahr 2023 im Vergleich zu 2020 fast versechsfacht – mit über 6.900 Meldungen. Gleichzeitig hat der Fake-Shop-Finder mittlerweile 56.500 Fake-Shops identifiziert.
Zusätzlich stellen komplizierte Vertragskonstruktionen à la „buy now, pay later“ Verbraucher vor neue Herausforderungen. Eine bundesweite Kampagne zum Weltverbrauchertag am 15. März unter dem Motto „Pass auf Deine Mäuse auf“ rückt das Thema Online-Shopping jetzt in den Fokus.
Fake-Shop-Finder: kostenlose Überprüfung von Shop-URLs
Der Fake-Shop-Finder der Verbraucherzentralen hat sich als wirkungsvolles und alltagstaugliches Tool erwiesen, das Online-Shopping sicherer macht. Unter www.fakeshop-finder.de können Verbraucher Shop-Adressen eingeben und erhalten dann eine Einschätzung, ob es sich um seriöse Anbieter handelt, außerdem eine Auflistung technischer Merkmale, die auf Fake-Shops hinweisen könnten sowie Auskunft über bereits vorhandene Bewertungen in bekannten Portalen.
Durchschnittlich werden im Monat etwa 200.000 Mal Internetadressen eingegeben. Insgesamt wurden so bisher 1,48 Millionen Websites überprüft und dabei 56.500 Fake Shops identifiziert.
Die wichtigsten Erkennungszeichen eines Fake-Shops
- Internetadresse (URL): Die Domain kann täuschen. Die Adress-Endung „.de“ ist kein Hinweis auf einen deutschen Sitz des Händlers! Das Kürzel „https://“ plus Abbildung eines Vorhängeschlosses am Anfang der Adresszeile steht für eine gesicherte Verbindung. Fehlt es, solltet Ihr den Shop nicht nutzen. Allerdings heißt umgekehrt „https” nicht unbedingt, dass der Anbieter seriös ist.
- Kaufpreis: Ist es realistisch, das gewünschte Produkt zum angebotenen Schnäppchenpreis zu bekommen? Wenn es in anderen Shops nur deutlich teurer oder gar nicht (mehr) zu haben ist, solltet Ihr vorsichtig sein. Genauso ist es mit der Lieferdauer: In Fake-Shops gibt es Sachen sofort, die in anderen Shops mit einer sehr langen Lieferzeit verbunden sind.
- Bestellbutton: Er muss richtig beschriftet sein, das heißt, es muss klar sein, dass man etwas bezahlen muss, wie beispielsweise „zahlungspflichtig bestellen“ oder „jetzt kaufen“. Finger weg, wenn dort „anmelden“, „weiter“ oder „bestellen“ steht.
- Bezahlmöglichkeiten: Ebenfalls lieber Finger weg, wenn es nur die Möglichkeiten „Vorauskasse“, „Sofort-Überweisung“ und „Bezahlung mit Gutschein“ gibt. Vorsicht: Manchmal gibt es zwar auch andere Bezahlmöglichkeiten, wie „Kauf auf Rechnung” oder „Kauf per Kreditkarte”. Wenn man diese Optionen aber anklickt, passiert nichts. Das ist meistens ein Trick!
- Vertrauenssiegel: Fake-Shops verwenden solche Siegel häufig missbräuchlich. Sie werden einfach auf die Seite kopiert. Frei erfundene, nichtssagende Label sollen Vertrauen wecken. Unter http://internet-guetesiegel.de/ findet Ihr eine Zusammenstellung von vertrauenswürdigen Siegeln. Das schützt jedoch nicht vor einer missbräuchlichen Verwendung!
- Kundenbewertungen: Sie sind im Falle eines Fake-Shops immer sehr gut. Auch „Sterne“ haben keine Aussagekraft! Vertrauenswürdiger sind Kundenbewertungen in sozialen Medien oder Foren.
- Widerrufs- und Rückgaberecht: Bei eigentlich jedem Shop kann man Bestellungen rückgängig machen. Das nennt man Widerruf und dafür gibt es bestimmte Regeln. Diese stehen in der Widerrufsbelehrung. Wenn eine solche nicht zu finden ist, lieber Finger weg!
- AGB: Nur noch selten kommen holprige Formulierungen sowie übermäßige Grammatik- und Rechtschreibfehler vor. Oft werden die Formulierungen seriöser Shops kopiert. Fake-Shops treffen aber oft irritierende Regelungen zum Widerrufs- und Rückgaberecht. Darauf achten!
- Kontakt: Es muss immer eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer für Rückfragen geben. Wenn dort nur ein Postfach (ohne Straße und Hausnummer) oder eine kostenpflichtige Telefonnummer steht – Finger weg!
- Impressum: Es enthält Angaben über den Shop-Betreiber, wie den Namen und eine Adresse, unter der er tatsächlich erreichbar ist. Fehlt das Impressum, ist der Shop unseriös. Versucht, herauszufinden, ob sich an der angegebenen Adresse tatsächlich eine Firma befindet.
Pay later – das Gegenteil von bequem
Immer öfter bieten insbesondere Online-Shops die Möglichkeit an, die Zahlung des gekauften Artikels zu verzögern. Bei entsprechenden Angeboten handelt es sich entgegen der Werbeversprechen meist um einen gewöhnlichen Bankkredit bei einem Drittanbieter. „Das verkompliziert den Kauf erheblich, da die Verbraucher nun auch diese Vertragsunterlagen genau prüfen müssen. Darüber hinaus erhöht die Zahlungsmethode das Verschuldungsrisiko“, erklärt Tatjana Halm, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern.
Informationsangebote der Verbraucherzentralen
Am Weltverbrauchertag am 15. März 2024 bieten die Verbraucherzentralen kostenlose Webinare zu den Themen „Online-Shopping“ und „Buy now, pay later“ an. Alle Informationen und die Zugangsdaten zu den Vorträgen sind auf der Homepage der Verbraucherzentrale Bayern zu finden.
as mit Material der Verbraucherzentrale Bayern