Immer wieder Vorfälle
Kuhangriff am Berg – so verhalten sich Wanderer richtig
Kühe sind friedliche, neugierige Tiere. In der Regel brauchen sie Wanderer am Berg nicht zu fürchten – vorausgesetzt, einige Verhaltensregeln werden beachtet:
Nicht wenige Wanderwege am Berg führen über Weidewiesen, auf denen Kühe grasen. Das ist nicht weiter besorgniserregend: Kühe sind friedfertige Tiere, die sich nur aus Neugierde von selbst annähern – meistens zumindest. Trotzdem sollte die Kraft einer Kuh nicht unterschätzt werden: Die Tiere bringen einige hundert Kilogramm auf die Waage und sind schneller, als die meisten Menschen vermuten.
Leider kommt es immer wieder zu gefährlichen Zusammenstößen, bei denen Wanderer verletzt oder in schlimmen Fällen gar getötet werden. Daran tragen die Wanderer jedoch meist zumindest eine Teilschuld. Denn: Durch richtiges Verhalten auf den Weidewiesen kann man das Risiko eines solchen Zusammenstoßes minimieren. Der DAV hat daher Richtlinien herausgegeben, die Wanderer vorbereiten sollen.
Richtiges Verhalten auf Weidewiesen
Führt der Wanderweg über eine Weide, empfiehlt der DAV, den Weg, wenn möglich, nicht zu verlassen. Die Tiere sollten in einem respektvollen Abstand von 20 bis 50 Metern passiert werden - versperrt eine Kuh den Weg, dann umgeht sie mit entsprechendem Abstand, dafür darf der Weg auch verlassen werden. Verhaltet Euch dabei ruhig und unauffällig, gebt keine lauten Geräusche von Euch und macht keine hektischen Bewegungen. Starrt den Tieren auch nicht direkt in die Augen.
Was natürlich überhaupt nicht geht, ist die Tiere zu streicheln oder zu füttern. Einen besonders großen Abstand sollten Wanderer zudem zu Kälbern und ihren Mutterkühen halten. Diese sehen zwar besonders lieb und zutraulich aus, werden aber von den Müttern im Falle einer Annäherung heftig beschützt.
Hund an- oder ableinen?
Besondere Vorsicht gilt für Wanderer, die mit ihrem Hund am Berg unterwegs sind. Diese könnten nämlich die Kühe beunruhigen und im schlimmsten Fall sogar einen Angriff auslösen. Am besten werden Weideflächen daher vermieden. Gibt es keine Alternativroute, sollten Hundebesitzer Folgendes beachten:
- Hund anleinen: Vor dem Betreten einer Weidefläche sollten Hunde an die Leine genommen werden und an der kurzen Leine geführt werden.
- Richtiges Verhalten bei einem Angriff: Im Falle eines Angriffs sollten Hunde allerdings sofort abgeleint werden. Die Kuh wird sich auf den Hund fokussieren, und ist dieser nah bei seinen Besitzern, können diese ein Kollateralschaden des Angriffs werden. Darüber hinaus ist der Hund schneller als die Kuh und kann sie abgeleint rasch abschütteln.
Habt Ihr die Weide passiert, solltet Ihr das Gatter hinter Euch wieder sorgfältig schließen, damit die Tiere nicht auf die Idee kommen, einen Freigang zu unternehmen. Ausnahme: War das Gatter bereits offen, solltet Ihr es auch offenlassen. Manchmal befindet sich die Wasserquelle auf der anderen Weide, und der Almbauer hat das Gatter absichtlich offengelassen, damit die Tiere dorthin kommen.
Kuh geht zum Angriff über – das gilt es jetzt zu tun
In den meisten Fällen wird durch das richtige Verhalten am Berg einem Angriff durch die Kühe vorgebeugt. Ist eine Kuhherde unruhig, kann das auch oft vor dem Betreten der Weide schon festgestellt werden und ein Betreten dann vermieden werden. Äußerst selten kommt es trotzdem überraschend zu Angriffen. Das ist manchmal der Fall, wenn die Tiere noch ganz frisch auf der Weide und noch nicht an die Wanderer gewöhnt sind. So verhaltet Ihr Euch im Falle eines Angriffes richtig:
- Die Warnzeichen richtig deuten: Wenn sich eine Kuh langsam nähert, bedeutet das noch lange nicht, dass sie im nächsten Moment zum Angriff übergeht. Anders ist das, wenn die Kuh den Kopf senkt, mit den Hufen scharrt, schnaubt und brüllt – das sind klare Warnsignale.
- Ruhe bewahren: Nähert sich die Kuh, solltet Ihr ruhig den Rückzug antreten und die Weide so rasch wie möglich verlassen. Kehrt der Kuh dabei nicht den Rücken zu und fangt am besten auch nicht an zu laufen, denn das könnte die Kuh zusätzlich anstacheln.
- Wanderstöcke einsetzen: Kommt Euch die Kuh zu nahe, könnt Ihr Euch mit Euren Wanderstöcken verteidigen und der Kuh damit auf die Nase schlagen – das schreckt die Tiere oftmals ab. Achtung: Fuchtelt nicht unnötig mit dem Stock herum, das kann die Tiere in Unruhe versetzen.
Was in der Verantwortung des Almbauerns liegt – und was nicht
Ob nach einem Angriff der zuständige Almbauer gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Wurden die Kühe früher bereits schon mal auffällig, und wurden keine entsprechenden Warnungen ausgehangen, kann das Konsequenzen für den Besitzer der Kühe haben. Dem gegenüber steht aber die Selbstverantwortung der Wanderer. Verhalten sich diese nicht angemessen, wird es schwierig, im Falle eines erfolgten Angriffes den Bauer zur Rechenschaft zu ziehen.
In Tirol wurde diese Selbstverantwortung vor einigen Jahren sogar schriftlich verankert: Die Landwirtschaftskammer Tirol hat 2020 einen Verhaltenskodex für Wanderer herausgegeben, in welchem die Eigenverantwortung im Mittelpunkt steht. Kann belegt werden, dass sich der Wanderer nicht an den Kodex gehalten hat und es zu einem Angriff kam, kann der Wanderer sogar dafür rechtlich belangt werden – und Schadensersatzzahlungen werden damit unwahrscheinlicher.
fso