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Ein Kommentar zum Auftakt der EM 2024

Deutschland oder doch die Türkei? Auf der Suche nach der einen Antwort

Zwischen zwei Welten: Beinschuss-Teamleiter M. Cihad Kökten.
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Zwischen zwei Welten: Beinschuss-Teamleiter M. Cihad Kökten.

Zwischen Deutschland und der Türkei: Ein persönlicher Kommentar von Beinschuss-Teamleiter M. Cihad Kökten zum Auftakt der EM 2024, der die Suche eines Deutsch-Türken nach Identität und Zugehörigkeit beleuchtet.

Deutschland/Türkei – „Welches Land magst du mehr: die Türkei oder Deutschland?“ Diese Frage hat mein Leben bisher entscheidend geprägt und wird mich wohl nie loslassen – auch zum Start der Fußball-EM 2024 in Deutschland nicht. Doch gibt es überhaupt die eine Antwort darauf, die sich jeder erhofft, der diese Frage stellt?

Deutschland oder die Türkei? Auf der Suche nach der einen Antwort


Meine Familie – angeführt von meinem Opa – kam vor fast 50 Jahren nach Deutschland, genauer gesagt ins Mangfalltal. Der Gedanke war sicherlich nie, eine neue Heimat zu finden, sondern ordentlich „Patte zu machen“, wie es die Jugend heute sagen würde, um sich „Zuhause“ eine bessere Existenz aufzubauen.

Tatsächlich hat mein Opa nach seiner wohlverdienten Rente – wie viele andere seiner Generation – dieses Ziel schließlich auch erreicht und ist gemeinsam mit meiner Oma in die Türkei zurückgekehrt. Deutschland als ihre Heimat zu bezeichnen, würde meinen Großeltern auch heute noch schwerfallen, zumal die Sprache für sie immer eine unüberwindbare Barriere blieb.

Doch wie steht es um ihre vier Kinder, neun Enkel und fünf Urenkel? Meine Babaanne (zu Deutsch: Oma) und mein Dede (Opa) wünschen sich von Herzen, dass wir alle so schnell wie möglich in die Türkei „zurückkehren“. Wer weiß, was das Schicksal noch bereithält, aber eines ist sicher – egal ob für meinen Baba (Papa), dem inzwischen ältesten Mitglied der Familie in Deutschland, oder mich: Deutschland ist längst unsere Heimat geworden und das Wort „zurückkehren“ verliert somit gänzlich ihre Bedeutung.

„In Deutschland der Türke, in der Türkei der Deutsche“

Weder einfach zu verstehen noch einfach zu erklären: Aber wir Deutsch-Türken tragen tatsächlich beide Nationen im Herzen – die einen mehr, die anderen weniger. Ohne die eine Seite bin ich nicht vollständig. Wir haben sogar eine eigene Sprache entwickelt: das Türkendeutsch! Eine Mischsprache aus Deutsch und Türkisch. Ob das eine Bereicherung ist oder eher einen negativen Einfluss auf das Standarddeutsch hat, darüber scheiden sich die Geister.

Es ist sicherlich nicht immer einfach gewesen – in der Schule oder in der Arbeitswelt. Menschen mit Migrationshintergrund haben es grundsätzlich immer schwieriger gehabt, als ein Teil der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Integration und Rassismus sind für uns Wörter, die wir von klein auf mit auf den Weg bekommen und mit denen wir uns anfreunden müssen – ob wir möchten oder nicht.

„In Deutschland der Türke, in der Türkei der Deutsche“, so lassen sich meine bisherigen 27 Jahre am besten zusammenfassen. Die eine Antwort, die sich jeder erhofft, der die anfängliche Frage stellt, gibt es für mich – auch zum Start der Heim-EM 2024 – nach wie vor nicht. Egal, für welchen Pass man sich entschieden hat, spielt das letztlich keine Rolle. Man fragt sich dann aber auch, wofür man den überhaupt hat.

mck

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