WDR verteidigt sich
„Scheißumfrage“ polarisiert: Hat Deutschland zu wenig „echte“ hellhäutige Nationalspieler?
Kurz vor der Heim-EM 2024 sorgt ein brisantes Thema für Aufregung. Eine Umfrage zeigt, dass manche Teilnehmer mehr weiße Spieler in der DFB-Nationalmannschaft sehen wollen.
Deutschland – Die deutsche Fußballwelt steht kopf! Kurz vor dem wichtigen EM-Testspiel am Montag (3. Juni) um 20.45 Uhr gegen die Ukraine sorgt eine Umfrage für Aufruhr. Die WDR-Sendung „Sport Inside“ hat eine Studie veröffentlicht, die enthüllt, dass jeder fünfte Deutsche sich eine „weißere“ Nationalmannschaft wünscht. Diese brisanten Ergebnisse schlagen hohe Wellen und bringen unter anderem den Bundestrainer Julian Nagelsmann auf die Palme.
„Scheißumfrage“ polarisiert Deutschland: Hat DFB zu wenig hellhäutige Nationalspieler?
Mit scharfen Worten kritisierte Nagelsmann die Umfrage am Sonntag (2. Juni) in Herzogenaurach. „Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen“, erklärte der 36-jährige Chefcoach. „Ich war schockiert, dass solche Fragen gestellt werden – und dass Menschen darauf antworten auch.“
Vor dem Duell mit der Ukraine lobte Nagelsmann zunächst Joshua Kimmich für dessen „gutes, klares und reflektiertes Statement“ zu diesem heiklen Thema. „Ich sehe es ähnlich, ich finde die Fragestellung Wahnsinn“, betonte der Bundestrainer. Kimmich hatte die Umfrage ebenfalls scharf verurteilt und bezeichnete die Forderung nach mehr weißen Spielern als „absoluten Quatsch“ und „rassistisch“.
WDR-Sportchef Karl Valks verteidigte die Umfrage, die bewusst auf fundierten Daten basieren sollte, nachdem Reporter Philipp Awounou bei den Dreharbeiten zur Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ mit der Aussage konfrontiert wurde, dass zu wenige „echte“, hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stünden. „Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind. Aber die Ergebnisse sind Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland“, erklärte Valks.
DFB-Coach Nagelsmann und Kimmich mit klaren Statements
Nagelsmann betonte die wichtige Rolle des Sports in der Gesellschaft und die Vorbildfunktion der Nationalmannschaft. „Wir müssen aufwachen! Es gibt unzählige Menschen in Europa, die flüchten müssen. Eine Fußball-Mannschaft wie die DFB-Elf kann Vorbild sein, wie man verschiedene Kulturen und Hautfarben vereint“, sagte er. „Wir spielen eine EM für jeden im Land.“
Auch Kimmich unterstrich die Bedeutung der kulturellen Vielfalt im Team. „Gerade der Fußball ist ein Beispiel dafür, wie man verschiedene Nationen, Hautfarben und Religionen vereinen kann“, sagte der Nationalspieler. „Ich würde sehr viele Spieler vermissen, wenn sie nicht hier wären. Das ist absolut rassistisch und hat keinen Platz bei uns in der Kabine.“
Die Mehrheit der Befragten (65 Prozent) stimmte der Aussage zu, dass die kulturelle Vielfalt im Nationalteam positiv ist. Zwei Drittel der Deutschen finden es gut, dass mittlerweile viele Spieler mit Migrationshintergrund in der Mannschaft stehen. Die Umfrage wurde für die TV-Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ bei Infratest dimap in Auftrag gegeben, bei der 1304 zufällig ausgesuchte Wahlberechtigte telefonisch und online befragt wurden.
mck mit Material von dpa/AFP