Dorothea Perkusic beantwortet Liebesfragen
Obwohl ich froh bin getrennt zu sein, kann ich nicht abschließen. Wie schaffe ich das?
In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.
Frage einer Frau:
Ich kann mit meinem Ex-Freund nicht abschließen. Wir waren siebzehn Jahre zusammen. Rückblickend muss ich sagen, dass unsere Beziehung eine Katastrophe in Raten war. Ich bin wirklich froh, dass ich den Absprung geschafft habe. Ich bin seit einigen Jahren in einer neuen Beziehung und es geht mir gut. Trotzdem kann ich meinen Ex-Freund nicht vergessen. Ich will ihn nicht zurück, aber irgendeiner Sache trauere ich hinterher. Wenn ich ihn sehe, dann wühlt es mich auf und ich werde traurig. Es war ja nicht alles schlecht und auch wenn ich keine Beziehung mehr mit ihm möchte, fehlt mir etwas. Ich weiß nicht ob es er als Person ist oder ein Gefühl. Was könnte das sein und wie kann ich besser damit abschließen?
Antwort von Dorothea Perkusic:
Eine Trennung bedeutet nicht lediglich die Trennung von etwas, was schlecht für Sie war. Sie haben sich von Ihrem Freund getrennt und damit wird auch eine Ver-Bindung getrennt, die eine lange Zeit Ihr Leben und Lieben ausgemacht hat. Bindung ist ein für jeden Menschen wichtiger Wert. Denn Bindung bedeutet Verbindlichkeit und Sicherheit, Gewohnheit und Vertrautheit, Zugehörigkeit zu einem Menschen, der 17 Jahre lange eine große Rolle für Sie spielte und Ihnen und Ihrem Leben Stabilität gegeben hat. Auch wenn Sie sagen, dass diese Beziehung eine „Katastrophe in Raten“ war, so gibt auch Instabilität Stabilität, auch daran kann man sich gewöhnen.
Dorothea Perkusic auf Instagram
Die Traurigkeit über den Verlust einer Beziehung und der Prozess des Loslassens, kann Jahre dauern und hat nichts zu tun damit, sich die Beziehung zurückzuwünschen oder an der Entscheidung zu zweifeln. Die Beziehung hat Ihnen nicht mehr gut getan. Einzelne Aspekte der Beziehung aber vielleicht schon und die vermissen Sie. Das mag verwirrend sein und gleichzeitig logisch erscheinen. Eine Beziehung zu beenden und von dem Menschen zu gehen, den man zum Trennungszeitpunkt möglicherweise sogar noch liebt, ist wie ein kleiner Tod. Ein wichtiger Mensch ist weg und damit verändert sich vieles. Sich zu trennen ist eine Entscheidung, damit endet nicht automatisch das Gefühl der Bindung und da kann das Vermissen ganz nah sein. Die Bindung loszulassen ist ein Prozess.
Erwarten Sie von sich und von Ihren Empfindungen nicht zu viel. Geben Sie sich die Zeit, die es eben braucht und lassen Sie sich dabei nicht von außen beeinflussen mit Sätzen wie „jetzt ist es doch schon so lange her…“, „Du wolltest es doch so, wieso bist Du dann noch immer traurig?“, Es wird Stück für Stück leichter werden und die einzelnen „Partien“ einer Trennung verlaufen bei jedem ein bisschen anders.
Achten Sie bewusst darauf, was Ihnen gut tut und setzen Sie sich nicht unter Druck. Die Traurigkeit wird nachlassen, wenn alles verheilt ist. Wie schön, dass Sie in einer neuen Beziehung sind, in der es Ihnen gut geht. Verbinden Sie sich mit Menschen, die Ihnen gut tun. So entsteht nach und nach wieder mehr Sicherheit und darüber werden Sie abschließen können.
Dorothea Perkusic
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