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Sorge vor versehentlicher Eskalation

Gefahrenzone Südchinesisches Meer: Immer mehr Kampfjet-Zwischenfälle zwischen USA und China

Im Südchinesischen Meer nehmen militärische Zwischenfälle zu: Immer wieder kommen Kampfjets oder Kriegsschiffe der USA und China einander gefährlich nahe. Einen militärischen Dialog gibt es derzeit nicht.

Frankfurt/Washington/Peking – Das Südchinesische Meer ist erneut Schauplatz eines militärischen Vorfalls zwischen China und den USA geworden. Washington veröffentlichten am Mittwoch ein Video, das einen chinesischen Kampfjet in gefährlicher Nähe zu einem US-Aufklärungsflugzeug zeigt. Der chinesische J16-Jet hatte sich demnach bereits am Freitag dicht vor das amerikanische Flugzeug geklemmt. Dadurch sei der US-Pilot gezwungen gewesen, durch unsichtbare Turbulenzen – die sogenannte „Wirbelschleppe“ des chinesischen Jets – zu steuern.

Das US-Pazifikkommando kritisierte nun die Flugeinlage des chinesischen Piloten als „unnötig aggressives Abfangmanöver“. Der Flug des US-Aufklärungsjets vom Typ RC-135 sei ein „sicherer und routinemäßiger Einsatz“ in internationalem Luftraum gewesen.
Chinas Außenministerium wies diese Darstellung am Mittwoch zurück und beschuldigte stattdessen die USA, eine „ernste Gefahr“ darzustellen. „Die provokativen und gefährlichen Manöver der USA sind die Ursache für die Probleme der maritimen Sicherheit“, sagte Sprecherin Mao Ning.

Gefahrenzone Südchinesisches Meer: Immer wieder Beinahe-Kollisionen

Immer öfter kommt es über dem Südchinesischen Meer zu gefährlichen Situationen. Zuletzt stellte das US-Pazifikkommando laut dem US-Sender CNN „einen alarmierenden Anstieg der Zahl riskanter Abfangmanöver chinesischer Flugzeuge“ fest. Im Dezember 2022 sei ein chinesischer J11-Jet bei einem Abfangmanöver nur etwa 20 Fuß – umgerechnet nur knapp sieben Meter – an der Spitze eines amerikanischen RC-135-Flugzeugs vorbeigerauscht.

Und im Februar wurde ein CNN-Team unfreiwillig Zeuge eines Zwischenfalls nahe der von China und Vietnam beanspruchten Paracel-Inselgruppe. Die US-Pilotin empfing damals über Funk die Warnung: „Amerikanisches Flugzeug: Der chinesische Luftraum umfasst zwölf Seemeilen. Nähern Sie sich nicht weiter oder Sie tragen die volle Verantwortung.“ Danach sei neben dem US-Flugzeug ein mit Luft-Luft-Raketen bewaffneter chinesischer Kampfjet aufgetaucht und habe die Maschine an Backbord für rund 15 Minuten eskortiert, berichten die Journalisten, die den Vorfall auch filmten. Der Jet war zeitweise so nah, dass man die Gesichter der Piloten habe erkennen können, hieß es damals.

Südchinesisches Meer: Gefährliche Zwischenfälle

Das Südchinesische Meer ist eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt; auch gibt es dort reiche Fischgründe und Rohstoffvorkommen. Daher erheben Anrainerstaaten wie Vietnam oder die Philippinen überlappende Gebietsansprüche rund um meist unbewohnte Atolle in der Region. China allerdings beansprucht praktisch das gesamte Gewässer und schüttete mehrere der von Peking kontrollierten Riffe zu Inseln auf. Auf einigen befinden sich inzwischen chinesische Militärbasen oder Häfen. Der Internationale Gerichtshof wies 2016 Chinas weitreichende Ansprüche zurück und gab einer Klage der Philippinen recht. Peking erkennt das Urteil allerdings nicht an und beruft sich auf historische Seekarten.

Auch Schiffe kommen einander immer wieder sehr nahe. Im März etwa forderte die chinesische Küstenwache den US-Zerstörer „USS Milius“ auf, Gewässer nahe dem von mehreren Staaten beanspruchten Spratly-Archipel zu verlassen. Die „USS Milius“ sei „illegal“ in in chinesische Hoheitsgewässer eingedrungen und habe „den Frieden und die Stabilität in der Region gestört“, hieß es. Die USA erklärten die Fahrt ihres Zerstörers dagegen zu einer Routine-Mission in internationalen Gewässern.

Riskante Funkstille zwischen den Militärs

Seit Jahren warnen Experten davor, dass irgendein Vorfall dieser Art zwischen Kampfjets oder Kriegsschiffen der beiden Großmächte quasi aus Versehen einen militärischen Konflikt auslösen könnte. Daher bräuchte es eigentlich dringend einen festen Gesprächskanal zwischen Washington und Peking. Doch den bilateralen Militärdialog suspendierte China nach der Taiwan-Reise der damaligen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi im August 2022. Im November forderte Washingtons Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan China erstmals zu einer Wiederaufnahme des Militärdialogs auf: „Wir glauben, dass die Kommunikation von Militär zu Militär dazu beitragen kann, mehr Stabilität zu schaffen und das Risiko von Missverständnissen zu verringern“, sagte Sullivan damals. „Wir hoffen, dass wir das wieder auf die Reihe bekommen.“

Kürzlich baten die USA zudem um eine Begegnung der beiden Verteidigungsminister Lloyd Austin und Li Shangfu am Rande des Shangri-La-Sicherheitsdialogs in Singapur am kommenden Wochenende. Doch Peking lehnte die Einladung ab. „Die USA wissen genau, warum der militärische Dialog zwischen China und den USA auf Schwierigkeiten stößt“, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning in Peking. Die USA, so Mao, sollten „sofort ihre falschen Praktiken korrigieren, Aufrichtigkeit zeigen und die notwendige Atmosphäre und Bedingungen für den Dialog und die Kommunikation zwischen den beiden Militärs schaffen“. Einer der Hemmschuhe sind Sanktionen der USA gegen Li, der als Abteilungsleiter für Waffentechnologie der Volksbefreiungsarmee 2018 in den Kauf von Kampfjets aus Russland involviert gewesen war.

USA und China: Keine Konfliktlösung ohne Kommunikation

Die Beziehungen der beiden Großmächte befinden sich an einem Tiefpunkt. Wie dringend eine funktionierende Kommunikation ist, zeigt der einzige tödliche Zusammenstoß zweier Flugzeuge der beiden Großmächte vor mehr als 20 Jahren. Am 1. April 2001 misslang einem chinesischen Piloten nahe der chinesischen Küste der Versuch, knapp an einem größeren US-Spionageflugzeug vorbeizufliegen. Es kam zur Kollision; der chinesische Jet stürzte ab, der Pilot kam ums Leben. Die US-Maschine mit einer 24-köpfigen Besatzung musste auf Chinas Tropeninsel Hainan notlanden.

Es folgte eine politische Krise, die am Ende durch einen Brief gelöst wurde: Der US-Botschafter stimmte den Wortlaut eng mit der chinesischen Seite ab. Darin hieß es, dass die USA den Tod des chinesischen Piloten Wang Wei und das Eindringen in den chinesischen Luftraum ohne mündliche Genehmigung „sehr bedauerten“. Es war eine verbale Gratwanderung, die beiden Seiten am Ende halbwegs gerecht wurde. Nach elf Tagen und komplizierten diplomatischen Bemühungen konnte die Crew ausreisen. Das Flugzeug aber mussten sie auf Hainan zurücklassen; es wurde vom chinesischen Militär untersucht.

Rubriklistenbild: © Handout/ Taiwan Ministry Of National Defense /Imago

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