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Konkurrenz der Großmächte

Wettlauf zum Mond: Indien, China und Russland konkurrieren mit den USA um Prestige und Macht im All 

Die Mondfahrt erlebt eine Renaissance. Es geht um Rohstoffe, Mondstationen und künftige Missionen zum Mars. Den Wettlauf um die erste Landung am Südpol des Mondes hat überraschend Indien gewonnen.

Frankfurt/Neu-Delhi – Narendra Modi genoss den Moment ganz besonders. Denn als er die erfolgreiche Landung einer Sonde seines Landes auf dem Mond melden konnte, stand Indiens Premierminister mitten auf der Weltbühne – nämlich beim Gipfel der Staatengruppe Brics in Johannesburg, die sich gerade durch eine umfassende Erweiterung zum wichtigsten Player des Globalen Südens machte. Modi verfolgte per Videoschalte die sanfte Landung der Raumsonde „Chandrayaan-3“ und winkte den Ingenieuren mit einer Landesflagge zu. „Dies ist ein historischer Moment, er lässt das Signalhorn für ein entwickeltes Indien ertönen“, frohlockte er. Modi widmete die Mission in einem Statement zwar der ganzen Menschheit, betonte aber zugleich, dass sie zeige, zu welchen Erfolgen und technischen Leistungen Länder des Globalen Südens in der Lage seien.

Russlands Präsident Wladimir Putin dürfte dem Triumph Indiens äußerst zerknirscht zugeschaut haben. Denn auch Russland, gemieden vom Westen, aber ebenfalls Brics-Mitglied, hatte eine Sonde namens „Luna-25“ zum Südpol des Mondes geschickt. Doch die war dort nur wenige Tage vor dem Brics-Gipfel aufgrund von Triebwerksproblemen im Mondgestein zerschellt. Die Vorgängermission “Luna-24” der Sowjetunion ist mehr als 40 Jahre her. 

Neu erwachtes Interesse am Mond: Viele Missionen gescheitert

Jahrzehntelang hat sich seitdem niemand für die Mondfahrt interessiert. Bis zu „Chandrayaan-3“ war es nur den USA, der Sowjetunion und China gelungen, Sonden oder Raumkapseln auf dem Mond zu landen. Viele andere scheiterten – etwa Israel, Japan oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Auch Indiens erster Versuch endete vor vier Jahren mit einem Absturz.

Am 23. August aber landete „Chandrayaan-3“ am Südpol des Mondes – einem schwer zugänglichen Teil des Erdtrabanten, auf dem nie zuvor eine Landung geglückt war. Und Indiens kleiner Mondrover namens „Pragyan“ (zu deutsch Weisheit) entdeckte schon wenige Tage später Schwefelvorkommen. Erste Analysen bestätigten nach Angaben der Raumfahrtbehörde vom Mittwoch außerdem Vorkommen weiterer Rohstoffe wie Aluminium. „Pragyan“ wird etwa 14 Tage unterwegs sein.

Indien feiert die Landung der Raumsonde Chandrayaan-3 auf dem Mond: aufgestiegen in den Kreis der Raumfahrtmächte.

Indien gelang dieser Coup mitten in einer Zeit der Mondfahrt-Renaissance. An anderen Orten des Erdtrabanten hat China bereits zwei Fahrzeuge betrieben: „Yutu-1“ und „Yutu-2“, zu deutsch „Jadehase“. „Yutu-2“ ist seit 2019 auf dem Mond unterwegs und funktioniert noch immer, auch „Yutu-1“ war mehrere Jahre aktiv. 2020 brachte zudem Chinas „Chang’e-5“-Mission, benannt nach Chinas Mondgöttin, rund zwei Milliarden Jahre alte Gesteinsproben zur Erde. China und auch die USA wollen bis Ende des Jahrzehnts gar Astronauten zum Mond schicken, mehr als 50 Jahre nachdem die letzten beiden Menschen 1972 dort oben waren. Israel, Japan und andere arbeiten weiter an ihrer ersten unbemannten Mondlandung. 

Indien, China, USA, Russland: Wettrennen zum Mond für mehr Prestige

Es ist ein Wettrennen, das Prestige einbringen und Großmachtstatus demonstrieren soll. Indiens „Chandrayaan-3“-Mission läutet daher eine Phase des Wettbewerbs der Großmächte um die Vormacht im Weltraum ein. Der Chef der russischen Weltraumbehörde Roskosmus Juri Borissow brachte die neuen strategischen Ambitionen direkt nach dem Absturz von „Luna-25“ auf den Punkt. „Hier geht es nicht nur um das Prestige des Landes und das Erreichen einiger geopolitischer Ziele. Es geht darum, die Verteidigungsfähigkeit zu sichern und technologische Souveränität zu erreichen“, so Borissow im Staatssender Rossija-24. Er selbst personifiziert die Politisierung der russischen Raumfahrt: Bis Mitte 2022 war er Vize-Ministerpräsident.

In den vergangenen Jahrzehnten hatten dagegen Wissenschaft und internationale Zusammenarbeit im Mittelpunkt gestanden. Symbol dafür ist die internationale Raumstation ISS, die noch bis 2030 in ihrer Umlaufbahn bleiben wird. Die USA, Europa, Russland, Japan und Kanada betreiben sie gemeinsam. Gerade erst hatte am Wochenende eine SpaceX-Rakete vier Astronautinnen und Astronauten zur ISS gebracht, eine US-Amerikanerin, einen Russen, einen Japaner und einen Dänen. Doch diese Vielfalt wirkt angesichts geopolitischer Konflikte am Boden beinahe wie ein Relikt vergangener Zeiten. 

China mit eigener Raumstation

Einzige Ausnahme des globalistischen Ideals: Die USA verboten der Raumfahrtagentur NASA 2011 jegliche Kooperation mit China. Die Volksrepublik blieb bei der ISS außen vor – und schmiedete daher eigene Pläne. Im November 2022 eröffnete China seine eigene Raumstation „Tiangong“ (Himmelspalast), in der seither im Halbjahreswechsel chinesische Astronauten arbeiten. Peking managt die Station allein, aber hat andere Staaten zu gemeinsamen Forschungsprojekten eingeladen; neun internationale Projekte haben China und die UNO bisher ausgewählt.

Ein international geplanter Nachfolger für die ISS ist dagegen nicht in Sicht. Die USA kümmern sich nicht mehr um den nahen Weltraum, sondern legen den Fokus nun auf den Mond. Neben den Rohstoffen wollen die NASA und die Konkurrenten dort vor allem Wasser suchen. Auch das indische Mondauto „Pragyan“ hat diesen Auftrag. Denn am Südpol des Mondes gibt es Wasserreservoirs, die an der Oberfläche in Eiskörnern eingeschlossen sind. Raumfahrtagenturen und auch Privatunternehmen sehen in diesem Wasser den Schlüssel für eine Mondkolonie, die auch Stützpunkt für potenzielle Missionen zum Mars sein könnte.

Wettlauf im Weltall (Montage Maximilian maschinell erstellt*)

USA mit großen Plänen für Missionen für Mond und Mars

Die USA haben für ihre Mondmission das Artemis-Programm gegründet, das spätere Mars-Missionen gezielt mit einschließt. Wer sich daran beteiligen will, muss einen Vertrag unterschreiben. So will Washington Zonen festlegen, in denen nur die Vertragsparteien die Mondrohstoffe ausbeuten dürfen. 28 Staaten einschließlich der EU-Raumfahrtagentur ESA haben unterschrieben. Russland und China kritisierten diese Vorgaben als US-zentriert und vereinbarten 2021 lose den Bau einer gemeinsamen Mondstation. In der derzeitigen Weltlage wären sie ohnehin nicht eingeladen.

Ob solche Stationen jemals gebaut werden, ist offen. Doch jeder versucht Fakten zu schaffen im Ringen um die Mondpräsenz. „Solche Missionen sind zukunftsgerichtet“, sagte Ajey Lele vom Manohar Parrikar Institute for Defence Studies and Analyses in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi über „Chandrayaan-3“. „Man muss heute beginnen, wenn man sein Ziel in zwei, drei Jahrzehnten erreichen will.“ Zumindest vor Russland hat Indien jetzt einen Vorsprung.

*Das Bild wurden mithilfe maschineller Unterstützung erstellt. Dafür wurde ein Text-to-Image-Modell genutzt. Auswahl des Modells, Entwicklung der Modell-Anweisungen sowie finale Bearbeitung der Bilder: Art Director Nicolas Bruckmann.

Rubriklistenbild: © Maximilian Litzka/Midjourney (maschinell erstellt*)

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