Winterstrategie
Fünf auf einen Schlag: Patriot-System wird zum Killer für russische Kampfjets
Das Patriot-System erweist sich als effektiv. Das ukrainische Militär steht im Winter trotzdem vor Herausforderungen – und fordert mehr Abwehrsysteme.
Kiew – Die Wintermonate sind für die Soldaten im Ukraine-Krieg besonders herausfordernd. Sowohl die Ressourcenversorgung als auch die Infrastruktur der Ukraine sind gefährdet – besonders weil russische Truppen ihre Raketenangriffe auf ukrainische Energienetze zielen. Das Patriot-System hat sich hierbei bereits als enorm hilfreich erwiesen. Das ukrainische Militär gab am Montag Einblicke in die die effektive Bilanz des Flugabwehrraketensystems.
Patriot-System im Ukraine-Krieg: Abwehr von fünf russischen Angriffen in fünf Minuten
Das Luftabwehrsystem Patriot bildet die äußere Schutzschicht der ukrainischen Luftabwehr. Die Ukraine verfügt über zwei Patriot-Systeme – eins wurde von der USA und das andere von Deutschland und den Niederlanden zur Verfügung gestellt. Mit einer Abfangquote von 90 Prozent gilt das System als sehr effektiv. Wie gut sie wirklich funktionieren, zeigte sich bereits im Mai: Innerhalb von fünf Minuten sollen insgesamt drei russische Angriffe über der russischen Grenzregion Brjansk abgefangen worden sein, darunter zwei russische Jets und drei Hubschrauber. Die ukrainische Regierung teilte im Juli ein Video, dass den Angriff und die Abwehr Russlands im Frühjahr zeigen soll.
Das sei dank „entschlossener Maßnahmen“ mit dem fortschrittlichen Luftverteidigungssystem möglich gewesen, sagte der Sprecher der Luftwaffe, Oberst Yuriy Ihnat am Montag (27. November) dem ukrainischen Magazin Novynarnia. „Es war eine brillante Operation unter der Leitung des Kommandeurs der Luftwaffe.“ Von Brjansk drohen der Ukraine besonders viele Luftangriffe, fügte er hinzu.
Hyperschallraketen: Patriot-System soll schon 15 Kinzahl-Raketen abgefangen haben
Das Patriot-System habe zudem Hyperschallraketen abfangen können, das bestätigte auch das Pentagon: Kiew habe „durch den Einsatz des Patriot-Raketenabwehrsystems eine russische Rakete abgeschossen hat.“ Dabei soll es sich um eine Kinzhal-Rakete handeln. Inzwischen habe die Ukraine insgesamt 15 solcher Raketen abwehren können, sagte Ihnat am Montag. Auch „dutzende“ andere ballistische Raketen, die auf Kiew zusteuerten, soll das Patriot-System abgefangen haben.
Im Winter vermutlich wieder mehr Angriffe auf ukrainische Energienetze und Infrastruktur
Besonders jetzt im Winter ist die Raketen-Abwehr wichtiger denn je. Das ukrainische Militär gehe davon aus, dass Russland seine Angriffe auf die kritische Infrastruktur und die Energienetze erhöhen wird, berichtete Newsweek. „Wenn der Winter näher rückt, wird es weitere russische Versuche geben, die Angriffe stärker zu machen“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Anfang des Monats.
„Russland hat seine Raketen in den letzten Monaten sparsam eingesetzt und hat so vermutlich einen ordentlichen Bestand angesammelt“, sagte Frederik Mertens, strategischer Analyst am Hague Center for Strategic Studies, gegenüber Newsweek. „Das logischste Ziel wäre die Energieinfrastruktur Kiews. Der logischste Zeitpunkt eines Angriffs ist dann, wenn am meisten benötigt wird“ – also im Winter.
Ukraine-Krieg reicht jetzt bis nach Moskau: Fotos zeigen den Schaden durch Drohnen-Angriffe




Ukraine ist auf Patriot-Systeme angewiesen – neue Lieferungen angekündigt
„Unsere einzige Chance besteht darin, sowjetische Ausrüstung durch moderne Ausrüstung zu ersetzen“, so Ihnat. „Aber es gibt nicht so viele Luftverteidigungssysteme auf der Welt.“ Er forderte eine modernere, bodengestützte Luftverteidigung – die durch das Patriot-System möglich sei.
Aus einem Bericht des Wall Street Journals geht jedenfalls hervor, dass der US-Hersteller des modernen Luftabwehrsystems ankündigte, Kiew bis Ende des Jahres 2024 fünf weitere Patriot-Systeme zur Verfügung zu stellen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte die Lieferung eines weiteren Patriot-Systems an die Ukraine an. Doch auch dann muss die Ukraine diesen Winter mit zwei Systemen auskommen. (hk)
Rubriklistenbild: © picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert
