Naturkatastrophe in den USA
US-Moderator verlangt Kriegsrecht: Waldbrände in Kalifornien
Die zerstörerischen Waldbrände in Los Angeles werden in den USA immer stärker politisiert. Vor allem aus dem Trump-Umfeld kommen Schuldzuweisungen.
Los Angeles/Washington – Im Umfeld von Los Angeles wüten seit Tagen heftige Waldbrände, die bereits rund 150.000 Menschen dazu gezwungen haben, ihre Häuser zu verlassen. Über 12.000 Gebäude wurden mittlerweile zerstört. Elf Menschen sind bei den Bränden gestorben, wegen der Belastung durch Staub und Asche herrschen in der Stadt große Gesundheitsrisiken. Während die einen Hilfsaktionen für die Betroffenen auf die Beine stellen, suchen andere die Schuld in der Politik des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom und der zuständigen Stadtverwaltung.
Prominentester Vertreter der Theorie, dass die Demokraten am Ausmaß der Brände schuld sind, ist – wenig überraschend – der angehende republikanische US-Präsident Donald Trump, der bereits vor einigen Tagen Kaliforniens Wasserwirtschaft für das Ausmaß der Katastrophe verantwortlich gemacht hatte. Gegenüber mehreren US-Medien haben mehrere Experten dieser Behauptung entschieden widersprochen.
Wollen „westliche Zivilisation zerstören“: Moderator beschuldigt Demokraten für Waldbrände
Das hält viele Trump-Unterstützer jedoch nicht davon ab, die Anschuldigungen weiterzuverbreiten und, wie im Fall des Fox News-Moderators Jesse Watters, sogar noch einige Schritte weiterzugehen. So zitierte die Nachrichtenseite Mediaite am Freitag aus Watters Nachrichtensendung, in der dieser etwa die Verhängung des Kriegsrechts gefordert hat und darüber hinaus anregte, die Regierungsbefugnisse der kalifornischen Regierung auszusetzen und eine Übernahme durch die in wenigen Tagen wechselnde US-Regierung einzuleiten.
Zur Begründung sagte Watters, dass die „liberale Gesellschaft verrückt geworden“ sei und die Waldbrände davon zeugten, dass Kalifornien „seit Jahren“ versuche, „die westliche Zivilisation zu zerstören“. Die Fehlentscheidungen und die Überforderung der demokratischen Amtsträger in Kalifornien seien für den Fox News-Moderator eine Sache der nationalen Sicherheit, für die man nicht erst Neuwahlen abwarten könne.
Politik-Streit über Waldbrände in Kalifornien: Parteien streiten um Verantwortung
Worauf sich die Anschuldigungen stützen, ist vor allem eine Behauptung Trumps, dass er während seiner ersten Präsidentschaft eine gute Lösung vorgeschlagen hätte, den Bundesstaat Kalifornien, zu dem auch Wüstenregionen wie die Mojave- oder Colorado-Wüste gehören, besser mit Wasser zu versorgen. Fachleute im Bundesstaat hatten das Papier seinerzeit als bedenklich für den Naturschutz eingestuft und den Bau nicht zugelassen, wie die Washington Post berichtet.
Trump hatte aufgrund von Konflikten wie diesem bereits in seiner ersten Amtszeit gegen den Demokraten Newsom ausgeteilt und dessen Politik als radikal bezeichnet. Was richtig ist: Die Wasserpolitik in Kalifornien wird seit Jahren heftig diskutiert und in Los Angeles erschweren knappe Wasservorräte aktuell die Arbeit der Rettungskräfte, für die die Bürgermeisterin Karen Bass im vergangenen Frühjahr noch dazu eine Budgetkürzung angekündigt hatte. Die Budgetfrage ist, wie die LA Times ausführlich erklärt, jedoch deutlich komplexer – rein rechnerisch hätte die Feuerwehr von Los Angeles laut Bass in diesem Jahr sogar mehr Geld zur Verfügung.
Feuerhölle in Los Angeles: Bilder zeigen die heftigen Brände – Notstand verhängt




Waldbrände in den USA werden Politikum: Fachleute widersprechen populistischen Behauptungen
Auch die Washington Post zitierte die Einschätzung des Experten Jeffrey Mount, der „keinen Zusammenhang“ sieht, „zwischen der Wasserwirtschaft auf Bundes- und Landesebene und der Intensität dieser Brände oder der Fähigkeit der Menschen, diese Brände zu bekämpfen“. Stattdessen, sagt der Spezialist der überparteilichen Denkfabrik Public Policy Institute of California, sei der aktuelle Zustand vor allem aktuellen Naturbedingungen wie anhaltender Trockenheit und starken Winden geschuldet. Letztere sorgten dafür, dass sich die Feuer schneller verbreiteten, als die Feuerwehr mit dem Löschen hinterherkomme.
Damit seien die in ihrer Häufigkeit und Schwere zunehmenden Waldbrände, auch etlichen anderen Fachleuten zufolge, auf die Folgen des Klimawandels zurückzuführen. Auch jahrelange Fehlentscheidungen im Waldmanagement spielten vielerorts eine Rolle. (saka mit dpa)
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