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„Bei der Wahl abgewatscht“
Union beschimpft die Grünen – Habeck in guter Verhandlungsposition zum Sondervermögen
Die Kehrtwende der Union bei der Schuldenbremse verblüfft. Nach der Bundestagswahl ist man plötzlich doch auf die Unterstützung der Grünen angewiesen.
Berlin/München – Das, was die SPD und Grünen in der Ampel-Regierung eigentlich schon die ganze Zeit umsetzen wollten, will nun die Union auch. Eine Reform der Schuldenbremsen und Sondervermögen von hunderten Milliarden zur Investition in Bundeswehr und Infrastruktur. In den vergangenen drei Jahren war die CDU/CSU allerdings strikt gegen die Aufnahme von neuen Schulden. Gegen ein Umgehen der Schuldenbremse reichte die Union beim Verfassungsgericht noch Klage gegen die Ampel ein. Das kuriose: jetzt braucht Friedrich Merz die Stimmen der Grünen, um im alten Bundestag noch die geplanten Sondervermögen zu verabschieden.
Und obwohl man auf die Grünen angewiesen ist, macht CSU-Generalsekretär Martin Huber mächtig Stimmung gegen Robert Habeck und dessen Kolleginnen und Kollegen. Auf X schrieb der CSU-Politiker: „Die Grünen wurden bei der Wahl abgewatscht: Robert Habeck kann wieder Kinderbücher schreiben, Annalena Baerbock über feministische Außenpolitik philosophieren und Cem Özdemir kann Tofu-Schitzel essen – aber endlich auf der Oppositionsbank!“ Weiter erklärte Huber, die Grünen hätten sich „mit Cannabis weg gebeamt“.
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Vielleicht ist das nicht die schlaueste Vorgehensweise, wenn man doch noch die Hilfe der Grünen braucht. So zumindest sehen das anderen Nutzer auf X, die unter dem Beitrag von Huber ihren Frust zum Ausdruck brachten. Ein Nutzer beispielsweise bezeichnete Hubers „Ergüsse“ als „absolut unwürdig, sowas“. Eine andere X-Userin hingegen schrieb: „Wenn ich die Zustimmung der Grünen für deren Projekte, die ich mir zu eigen gemacht habe, benötigen würde, wäre ich mit solchen Äußerungen ganz, ganz still!“
Sollte es mit dem Sondervermögen nicht klappen, hätte die neue Regierung wohl ein großes Problem. Und das, bevor die neue Koalition überhaupt steht. Stellvertretender Chefredakteur der Welt, Robin Alexander, sah dies ähnlich. Als Robert Habeck der Union ein Sondervermögen für Infrastruktur und Wirtschaft vorgeschlagen hatte, ließ die Union den Wirtschaftsminister noch „abblitzen“. Jetzt ist CDU-Chef Friedrich Merz doch noch auf Habeck und die Grünen angewiesen, erklärte der Welt-Journalist auf X.
Die Grünen sind sich ihrer Lage hingegen bewusst. Ex-Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang schrieb auf X: „Gebt den Sondierungen noch zwei Wochen und Markus Söder baut uns allen kiffend ne Wärmepumpe ein.“ Aber warum brauchen SPD und CDU/CSU die Grünen, um die Sondervermögen im Bundestag zu verabschieden?
Warum eine Zwei-Drittel-Mehrheit bei der Schuldenbremse? Wie das Sondervermögen funktioniert
Da die Schuldenbremse im Grundgesetz verankert ist, braucht es im Bundestag eine Zwei-Drittel-Mehrheit, um diese zu umgehen. Das Sondervermögen würde dann nicht zum regulären Bundeshaushalt zählen und wäre damit dann auch nicht von der Schuldenregelung betroffen. Aber ein Sondervermögen wäre auch zweckgebunden. Viel Zeit bleibt der Union allerdings nicht mehr. Der alte Bundestag besteht nur noch bis Ende März. Ab dann ziehen die neuen Abgeordneten von der Bundestagswahl 2025 ins Parlament ein. Und um dann eine Zwei-Drittel-Mehrheit zu erreichen, bräuchte man Stimmen der Linken.
Prinzipiell ist die Linke zwar für eine Abschaffung der Schuldenbremse, doch gleichzeitig gegen eine Aufrüstung der Bundeswehr. In einem Statement äußerte sich die Partei über die geplanten Sondervermögen und die Reform der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben. „Jahrelang hat die Union behauptet, es sei kein Geld da. Kein Geld für unsere Schulen, unsere Straßen und Wohnungen. Und jetzt schnippen sie mit dem Finger und machen innerhalb eines Tages hunderte Milliarden für Aufrüstung frei. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die angesichts steigender Mieten und Preise gerade so über die Runden kommen.“
Berlin: Friedrich Merz (M), Unions Kanzlerkandidat und CDU Bundesvorsitzender, kommt neben Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef, nach einem Treffen der Parteichefs der Union und der SPD aus dem Kanzleramt. Die Spitzenvertreter der Parteien wollen mit Kanzler Scholz über das weitere Vorgehen zu einem möglichen Sondervermögen beraten.
Grüne Jugend kritisiert Unions Vorschlag zur Schuldenbremse und Sondervermögen
Ähnliche Kritik gab es auch aus Richtung der Grünen Jugend. Zwar ist die Grüne Jugend prinzipiell für höhere Militärausgaben und Aufrüstung, anders als die Linke, jedoch kritisierte man die Einseitigkeit der Reform: „Wir müssen ganz klar für Infrastruktur, Bildung, Klimaschutz die Schuldenbremse öffnen. Das geht nicht nur für Rüstungsausgaben“, sagte der Co-Bundesvorsitzende der Grünen Nachwuchsorganisation Jakob Blasel. Und auch sonst haben die Grünen bisher noch nicht bestätigt, beim Sondervermögen und der Schuldenbremse ohne weiteres mitzuziehen.
Denn neben den zwei Sondervermögen in Höhe von fast einer Billion Euro soll die Schuldenbremse explizit nur für die Verteidigungsausgaben aufgeweicht werden. Konkret hieße das, künftig sollen nur noch Verteidigungsausgaben in Höhe von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts unter die Schuldenbremse fallen. Die Grünen sind also in einer guten Verhandlungsposition, trotz schlechtem Abschneiden bei der Bundestagswahl. Vielleicht behält Ricarda Lang ja doch recht. (sischr)