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Neue Umfrage zur Wahl

Heftiger Dämpfer für Markus Söder rund 100 Tage vor der Bayern-Wahl

Markus Söder arbeitet sich durch Bayerns Bierzelte. Hubert Aiwanger macht bundesweit Schlagzeilen. Derweil kommt eine neue Umfrage zur Bayern-Wahl raus.

München – Neulich hat Markus Söder nachzählen lassen, was er die letzten Monate getrieben hat. Und gestaunt. 350 Außentermine seit Januar, 375 000 Besucher. 110 Bierzelten hat er zugesagt, sogar zur Sonnwendfeier beim Sportverein. Falls er irgendwo nicht eingeladen ist, lässt er anfragen, dass er gerne kommen würde. „Ich bin weder ein Gaudibursch noch ein Marktschreier“, sagt er. Aber er tue das, „um anfassbar zu sein“. Das gehe „nur mit Einsatz, auch rund um die Uhr“.

Selbst härteste Gegner werfen Söder eines nie vor: Faulheit. Die Flut an Auftritten, die so noch kein Ministerpräsident leistete, soll ihn stabilisieren nach den Kontroversen der Corona-Jahre. Früheres Stammpublikum an die CSU binden, das sind meist die weit vorne im Bierzelt, Skeptische überzeugen, die sitzen oft hinten. Immer wieder ist über seine Auftritte zu lesen: Es gelang. Im Bierzelt ist er ja, anders als bei seinen seltenen Auftritten im Landtag, nie mit Gegenreden konfrontiert.

Neue Umfrage vor Bayern Wahl zeigt ernüchterndes Ergebnis für CSU

Dass die Präsenz draußen wirkt, ist abzulesen an Reaktionen, Einladungen, dutzenden Selfie-Wünschen. Nur in den Umfragen zur Bayern-Wahl schlägt es nicht durch. Erst recht nicht diese Woche: Da legen die Privatsender Sat1 und Antenne Bayern – grün-woker Umtriebe unverdächtig – ihren neuen „Wählercheck“ vor. Die GMS-Umfrage ergibt befriedigende, nicht strahlende Daten für CSU und Freie Wähler.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist mit seiner CSU längst im Wahlkampfmodus.

Bei 40 Prozent landet die CSU in der Sonntagsfrage. Das ist himmelweit vor Grünen (15), AfD (13), FW (12), SPD (9) und FDP (4). Immer öfter ist in der Partei aber zu hören: Warum nicht mehr? Die Ampel-Querelen, die Steilvorlagen für Söder, um den Berlinern akute Bayern-Feindlichkeit zu attestieren, dazu die unveränderte Schwäche der bayerischen Opposition – müsste da nicht viel mehr drin sein? Abgeordnete der ersten bis dritten Reihe, sogar Minister, reden darüber halblaut.

CSU und Markus Söder befinden sich bereits im Wahlkampfmodus

„Bayern wird gut regiert, anders als Berlin“, nannte Söder Ende Juni als Grundlinie. Man hört, die CSU-Wahlkampagne für 8. Oktober baue voll auf das „Hier läuft’s super“-Gefühl auf. „In Bayern lebt es sich einfach besser“, heißt das Wahlprogramm. Unangenehm: In der Umfrage kippt erstmals heuer die Stimmung gegen seine Regierung. 48 Prozent sind unzufrieden, 47 zufrieden. 51 Prozent sagen, Söder sei ein guter Ministerpräsident; vor einem Monat waren es 55.

Markus Söder in den verrücktesten Faschingskostümen über die Jahre

„Fastnacht in Franken 2006“: Der Fraktionsvorsitzende der CSU im bayerischen Landtag, Joachim Herrmann (l) als Zirkus-Direktor, der CSU-Generalsekretär Markus Söder als American Football-Spieler und die Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Dagmar Wöhrl als „Zeitungsfrau“.
„Fastnacht in Franken“ 2006: Der damalige Fraktionsvorsitzende der CSU im bayerischen Landtag, Joachim Herrmann (l) als Zirkus-Direktor, der damalige CSU-Generalsekretär Markus Söder als American Football-Spieler und die damalige Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Dagmar Wöhrl als „Zeitungsfrau“. © Daniel Karmann/dpa
Söder kommt zum Rettichessen – Das Komik-Duo „Waltraud und Mariechen“ macht 2007 daraus: „Söder kommt. Rette Dich!“ In Reaktion darauf lacht Söder nur, im nächsten Jahr zeigt er dann, dass er nicht nachtragend ist...
Söder kommt zum Rettichessen – Das Komik-Duo „Waltraud und Mariechen“ macht 2007 daraus: „Söder kommt. Rette Dich!“ In Reaktion darauf lacht Söder nur, im nächsten Jahr zeigt er dann, dass er nicht nachtragend ist... © Fastnach in Franken/ BR
Ganz schön schräg: Als Nürnberger Kabarett-Duo „Waltraud und Mariechen“ verkleidet treffen Markus Söder (damals bayerischer Staatsminister für Deutschland- und Europaangelegenheiten) und seine Frau Karin 2008 zur Prunksitzung des Fränkischen Fastnachtsverbandes ein.
Ganz schön schräg: Als Nürnberger Kabarett-Duo „Waltraud und Mariechen“ verkleidet, treffen Markus Söder (damals bayerischer Staatsminister für Deutschland- und Europaangelegenheiten) und seine Frau Karin 2008 zur Prunksitzung des Fränkischen Fastnachtsverbandes ein. © Daniel Karmann/dpa
Immer farblich passen sie zusammen: Markus Söder verkleidete sich 2009 als Eisbär, seine Frau Karin erschien zur „Fastnacht in Franken“ als Krankenschwester.
Immerhin farblich passen sie zusammen: Markus Söder verkleidet sich 2009 als Eisbär, seine Frau Karin erscheint zur „Fastnacht in Franken“ als Krankenschwester. Beide in weiß und rot. © Daniel Karmann/dpa
Alt und weise: Als Gandalf, der Zauberer von „Herr der Ringe“ tauchte Markus Söder bei der Prunksitzung in Franken 2010 auf. Seine Frau Karin entspringt mit ihrem Kostüm ebenfalls der Fantasy-Welt von Tolkin.
Alt und weise: Als Gandalf, der Zauberer von „Herr der Ringe“ taucht Markus Söder bei der Prunksitzung in Franken 2010 auf. Seine Frau Karin entspringt mit ihrem Kostüm ebenfalls der Fantasy-Welt von Tolkien. © David Ebener/dpa
Hard-Rock Band im Fokus: Söder posierte 2010 als Musiker der Band „Kiss“. Mit Perücke und geschminktem Gesicht sieht er Paul Stanley zum Verwechseln ähnlich. Seine Frau Karin wie immer im passenden Outfit an seiner Seite.
Hard-Rock-Band im Fokus: Söder posiert 2011 als Musiker der Band „Kiss“. Mit Perücke und geschminktem Gesicht sieht er Paul Stanley zum Verwechseln ähnlich. Seine Frau Karin - wie immer - im passenden Outfit an seiner Seite. © Daniel Karmann/dpa (merkur.de-Collage)
Punk-Jahr 2012: Mit seiner Frau Karin im Partnerlook posiert Söder auf der „Fastnacht in Franken“. Auf seinem T-Shirt sind die Worte „Hast du mal nen Euro?“.
Punk-Jahr 2012: Mit seiner Frau Karin im Partnerlook posiert Söder auf der „Fastnacht in Franken“. Auf seinem T-Shirt sind die Worte „Hast du mal nen Euro?“ zu lesen. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Ein Kuss von Marilyn, äh Söder: 2013 tauchte Markus Söder in die Rolle der berühmten Marilyn Monroe. Sogar künstliche Fingernägel ließ sich der Nürnberger für das Kostüm zur „Fastnacht in Franken“ draufkleben.
Ein Kuss von Marilyn, äh Söder: 2013 taucht Markus Söder in die Rolle der berühmten Marilyn Monroe. Sogar künstliche Fingernägel ließ sich der Nürnberger für das Kostüm zur „Fastnacht in Franken“ draufkleben. © David Ebener/dpa
Horst Seehofer (damaliger Ministerpräsident) ist begeistert von Marilyn. Während sie in die Kamera strahlt, lacht er sie beeindruckt an.
Horst Seehofer (damaliger Ministerpräsident Bayerns) ist begeistert von Marilyn. Während sie in die Kamera strahlt, lacht er sie beeindruckt an.  © David Ebener/dpa
Grün und mit abstehenden Oger-Ohren: Söder begeisterte 2014 bei der Fastnacht als „Shrek der tollkühne Held“. Seine Frau Karin ging als die Prinzessin des DreamWorks-Films. Wiederzuerkennen war das Nürnberger-Paar damals kaum.
Grün und mit abstehenden Oger-Ohren: Söder begeistert 2014 bei der Fastnacht als „Shrek - der tollkühne Held“. Seine Frau Karin geht als die Prinzessin des DreamWorks-Films. Wiederzuerkennen war das Nürnberger Paar damals kaum. © David Ebener/dpa
Ein fränkischer „Mahatma Gandhi“: 2016 erschien der damalige Finanzminister Söder als Geschichtsfigur bei der BR-Show „Fastnacht in Franken“.
Ein fränkischer „Mahatma Gandhi“: 2015 erscheint der damalige Finanzminister Söder als Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung bei der BR-Show „Fastnacht in Franken“.  © David Ebener/dpa
Politiker verkleidet als Politiker: 2016 erschien Söder als Edmund Stoiber (ehemaliger Ministerpräsident Bayerns) bei der Prunksitzung in Veitshöchheim. Seine Frau Karin Baumüller kam als die Stoibers Ehefrau.
Politiker verkleidet als Politiker: 2016 schlüpft Söder in die Rolle Edmund Stoibers (ehemaliger Ministerpräsident Bayerns) bei der Prunksitzung in Veitshöchheim. Seine Frau Karin Baumüller verkleidet sich als Stoibers Ehefrau. © Nicolas Armer/dpa
Gelb, gelber, Söder: Wohl eines der Highlights bei der „Fastnacht in Franken“ 2017. Markus Söder und seine Frau Karin als Homer und Marge Simpson.
Gelb, gelber, Söder: Wohl eines der Highlights bei der „Fastnacht in Franken“ 2017. Markus Söder und seine Frau Karin als Homer und Marge Simpson.  © Daniel Karmann/dpa
Weiße Augen, riesige brauner Mund: Hätten Sie Markus Söder mit dieser Schminke noch erkannt?
Weiße Augen, riesiger brauner Mund: Hätten Sie Markus Söder mit dieser Schminke noch erkannt? © Daniel Karmann/dpa
Der Prinz und seine Prinzessin: 2019 verkleidete sich Markus Söder (CSU), damals noch bayerischer Finanzminister, für die Fastnacht als Prinzregent Luitpold von Bayern. Seine Frau stellte Prinzessin Auguste dar. Geschminkt und verkleidet wurde das Paar vom Staatstheater Nürnberg.
Der Prinz und seine Prinzessin: 2018 verkleidet sich Markus Söder (CSU), damals noch bayerischer Finanzminister, für die Fastnacht als Prinzregent Luitpold von Bayern. Seine Frau stellt Prinzessin Auguste dar. Geschminkt und verkleidet wurde das Paar vom Staatstheater Nürnberg. © Daniel Karmann/dpa
Nachdem Markus Söder bayerischer Ministerpräsident wurde, erscheint er auf den Prunksitzung lediglich in Anzug mit bunter Fliege. Seine Frau hatte 2019 zumindest noch ein festlichen Blazer an.
Nachdem Markus Söder bayerischer Ministerpräsident wurde, erscheint er auf den Prunksitzung lediglich in Anzug mit bunter Fliege. Seine Frau hatte 2019 zumindest noch einen festlichen Blazer an. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
2020 nur in Pünktchen-Fliege: Auch bei der „Fastnacht in Franken“ kurz vor der Corona-Pandemie erschien Markus Söder kaum verkleidet.
2020 nur in Pünktchen-Fliege: Auch bei der „Fastnacht in Franken“ kurz vor der Corona-Pandemie erschien Markus Söder kaum verkleidet. Es ist seit Jahren die erfolgreichste Sendung des Bayerischen Fernsehens und gilt als der Höhepunkt des Faschings im Freistaats. © Nicolas Armer/dpa
Nachdem so gut wie alle Faschingsveranstaltungen wegen des Corona-Lockdowns 2021 ausfielen, fand die „Fastnacht in Franken“ 2022 wieder statt. Diesmal ist Söder komplett in schwarz, auch ohne bunter Fliege.
Nachdem so gut wie alle Faschingsveranstaltungen wegen des Corona-Lockdowns 2021 ausfielen, fand die „Fastnacht in Franken“ 2022 wieder statt. Diesmal ist Söder komplett in schwarz, auch ohne bunte Fliege.  © Nicolas Armer/dpa
Die Zeit der schwarzen Anzüge nimmt ein Ende: Nach drei Auftritten ohne Kostüm präsentiert sich Bayerns Ministerpräsident Söder gemeinsam mit seiner Frau Karin Baumüller-Söder als Ältester des Stamms der Bajuwaren.
Die Zeit der schwarzen Anzüge nimmt 2023 ein Ende: Nach drei Auftritten ohne Kostüm präsentiert sich Bayerns Ministerpräsident Söder gemeinsam mit seiner Frau Karin Baumüller-Söder als Ältester des Stamms der Bajuwaren. © IMAGO/Panama Pictures
Nilpferd-Dame Amanda möchte unbedingt ein Selfie mit Ministerpräsident Markus Söder – der Stammesälteste macht es sofort möglich.
Nilpferd-Dame Amanda möchte unbedingt ein Selfie mit Ministerpräsident Markus Söder – der Stammesälteste macht es sofort möglich.  © IMAGO/HMB-Media
Söder wird Kanzler: Davon hat der CSU-Chef schon öfter geträumt. Zum Fasching 2024 wurde seine Vision kurzerhand wahr. Verkleidet als Reichskanzler Otto von Bismarck trat Markus Söder bei der „Fasnacht in Franken“ auf.
Söder wird Kanzler: Davon hat der CSU-Chef schon öfter geträumt. Zum Fasching 2024 wurde seine Vision kurzerhand wahr. Verkleidet als Reichskanzler Otto von Bismarck trat Markus Söder bei der „Fasnacht in Franken“ auf.  © IMAGO/HMB-Media
Ministerpräsident von Bayern, steht als Elvis Presley verkleidet neben seiner Frau Karin Baumüller-Söder.
Ministerpräsident von Bayern, steht als Elvis Presley verkleidet neben seiner Frau Karin Baumüller-Söder. © Jason Tschepljakow/dpa

Keine vernichtenden Werte. NRW-Kollege Hendrik Wüst (CDU) erhielt jüngst 49 Prozent persönliche Zustimmung. Und wer zu viel in Umfragen reingeheimnisst, kann am Wahlabend herb überrascht werden. In der CSU ist aber eine Unruhe zu spüren. 40 Prozent werden von Söder in dieser Lage schon erwartet.

Für die Fortsetzung der Koalition reicht es wohl klar. Allerdings ist auch für Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger nicht alles gut. Nach seinem rüden Demo-Auftritt in Erding („Arsch offen“) stellt sich eine Mehrheit der Bayern gegen seine Äußerung, man müsse „sich die Demokratie wieder zurückholen“. 61 Prozent verurteilen den Satz; unter den CSU-Anhängern sind es 54 Prozent, unter Aiwangers Parteigängern überraschende 43.

CSU diskutiert über Taktik gegen AfD vor Bayern-Wahl

Gleichzeitig geht in dieser Umfrage die Taktik nicht auf, der AfD Wähler abspenstig zu machen. Die AfD hält sich einen Punkt vor Aiwanger, obwohl der Ärger über das Heizgesetz laut den Daten wieder abflaut. Jeder zweite Bayer sieht in der korrigierten Version einen tragbaren Kompromiss, übrigens auch vier von zehn CSU-Wählern.

Die CSU diskutiert nun über ihre Stoßrichtung. Man müsse die Ampel viel härter angehen, sagen die einen. Es brauche deutlich mehr Attacke auf Aiwanger, sagen andere, wofür leiste man sich eigentlich einen Generalsekretär. Der Streit diese Tage um den Waldpakt zeigt, dass sich auch bei den Freien Wählern Ärger über die CSU aufstaute. Söder selbst richtete unlängst den Appell an seine Partei, vollen Einsatz zu geben. Die CSU brauche keine Vier-, „sondern eine Acht-Tage-Woche“. (Christian Deutschländer)

Rubriklistenbild: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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