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Stadt unter russischer Kontrolle

Putin krempelt Mariupol um: Trucks voller Bargeld rollen an – „Riesige Schlangen, Kämpfe, Skandale“

Die russischen Besatzer räumen die Trümmer in Mariupol weg. Der Strand füllt sich wieder. Dabei ist die Zukunft der Stadt im Ukraine-Krieg weiter offen. Jetzt droht auch noch ein Cholera-Ausbruch.

München/Mariupol - Es sind im Russland-Ukraine-Krieg Bilder wie aus einer anderen Zeit. An den Stränden der Schwarzmeerküste Mariupols erholen sich die Menschen, mutmaßlich Einheimische. Sie gehen baden, sie sonnen sich, sie nehmen sich eine Auszeit von den schrecklichen Geschehnissen in ihrem Land.

Mariupol im Ukraine-Krieg: Großbritannien warnt vor Cholera-Ausbruch

Und während dies geschieht, warnt die britische Regierung in London schon vor der nächsten Katastrophe für die Großstadt, die vor dem Ausbruch der Kämpfe am 24. Februar noch mehr als 400.000 Einwohner zählte. Konkret: Angesichts der schwierigen humanitären Lage in den russisch besetzten Gebieten in der Ukraine hat Großbritannien vor der Ausbreitung von tödlichen Krankheiten wie Cholera gewarnt. Die Gesundheitsversorgung stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Das betrifft nicht nur Mariupol, wo wochenlang heftige Kämpfe gewütet hatten. Unter anderem um das bekannt gewordene Asowstal-Werk.

So gebe es vermutlich bereits einen kritischen Medikamentenmangel in der südukrainischen Stadt Cherson, teilte das Verteidigungsministerium in London an diesem Freitag (10. Juni) mit. „Seit Mai wurden einzelne Fälle von Cholera gemeldet“, hieß es unter Verweis auf Geheimdiensterkenntnisse. „Die medizinische Versorgung in Mariupol steht wahrscheinlich bereits kurz vor dem Zusammenbruch. Ein größerer Cholera-Ausbruch in Mariupol wird dies weiter verschärfen.“ 

Mariupol im Ukraine-Krieg: Tut sich Russland mit Versorgung der Bevölkerung schwer?

Moskau ringe darum, „der Bevölkerung in den von Russland besetzten Gebieten grundlegende öffentliche Dienstleistungen anzubieten“, teilte das Ministerium weiter mit: „Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist unbeständig, Telefon- und Internetdienste sind weiterhin stark gestört.“

Dabei ist die Regierung von Moskau-Machthaber Wladimir Putin darum bemüht, ein anderes Bild zu vermitteln. So schickte der Kreml den russischen Katastrophen- und Zivilschutz. Bagger und Kräne sind zu sehen, die Tonnen von Schutt abtragen und zerstörte Fahrzeuge von den Straßen beseitigen.

Mariupol: Russischer Zivil- und Katastrophenschutz räumt Trümmer in der zerstörten Stadt beiseite

Immer wieder steht Mariupol im Fokus, obwohl die Kämpfe vorüber sind und sich die Soldaten des ultranationalistischen Asow-Regiment ergeben haben. So begannen die Invasoren Anfang Juni damit, riesige Mengen an Stahl und Gusseisen nach Russland zu verschiffen. 3000 Tonnen Metall sollen es einzig mit dem ersten Schiff gewesen sein. Laut Bild sollen bis zu 200.000 Tonnen Metall im Hafen unweit des Asowstal-Werks liegen.

Mariupol im Ukraine-Krieg: Renten in Rubel, „Chaos“ auf den Straßen?

Moskau verbreitet dagegen Fotos, die russische und prorussische Soldaten dabei zeigen, wie sie Trinkwasser und Lebensmittel verteilen. Und damit nicht genug: Offenbar haben die Besatzer damit begonnen, den Menschen Renten in Rubel auszubezahlen.

„Es ist jetzt bekannt, dass die Besatzer bereits Trucks mit Bargeld geliefert haben“, erklärte Petro Andrushchenko, ein Berater des ukrainischen Bürgermeisters der Stadt, laut Bild dem US-Sender CNN: „Sie müssen verstehen, was hier passiert: Riesige Schlangen, Kämpfe, Skandale.“ Seine Schilderungen zufolge herrsche „Chaos“, es gebe „keine Organisation“.

Urlaub im Krieg: Leute erholen sich am Strand von Mariupol von den Strapazen, im Hintergrund das Asowstal-Werk.

Russland versucht dagegen offenbar, alles Ukrainische aus dem Leben in Mariupol zu tilgen. Straßenschilder wurden bereits ausgetauscht in solche, auf denen der Name der Stadt auf Russisch geschrieben ist. Laut dem Bericht sollen eigens geschickte Übertragungswagen dafür sorgen, das ausschließlich russisches Staatsfernsehen zu sehen ist.

Dabei ist die Zukunft der Stadt im Ukraine-Krieg weiter ungewiss. Ebenfalls an der Schwarzmeerküste wagten ukrainische Streitkräfte zuletzt wiederholt kleine Gegenoffensiven in der Region Cherson. Und Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte mehrmals angekündigt, Kiew wolle das gesamte Staatsgebiet wieder zurückerobern. Mariupol liegt im tiefsten Südosten - und muss sich wohl vorerst auf eine längere Besatzungszeit einstellen. (pm)

Rubriklistenbild: © Alexei Alexandrov

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