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Spannungen

Stürmung der „Şükrü Okan“: Russlands Warnung an Erdogan

Die Annäherung der Türkei an den Westen stört Russland. Deshalb hat der Kreml bereits drei radikale Schritte gegen die Türkei unternommen.

Ankara – Der Fall des von russischen Spezialkommandos im Schwarzen Meer gestürmten türkischen Handelsschiffes „Şükrü Okan“ beschäftigt die türkische Opposition. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (CHP) wirft der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan Verschleierung in der Angelegenheit vor.

„Die Aufnahmen des Überfalls russischer Soldaten auf das türkische Schiff Şükrü Okan im Schwarzen Meer wurden vom russischen Verteidigungsministerium an die Presse weitergegeben. Erst so wurde unsere Bevölkerung auf die Entwicklung aufmerksam. Der Palaststaat hat sich nicht zu diesem Thema geäußert. Warum eigentlich,“ fragt Kilicdaroglu auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter).

Türkische Regierung will Russland „angemessen gewarnt“ haben

Das zum türkischen Präsidenten angebundene „Kommunikationsdirektorat“ weist die Beschuldigung, tatenlos gewesen zu sein, zurück. Meldungen darüber seien „Manipulation“. In einer Mitteilung versucht die Behörde die Brisanz herunterzuspielen. „Auch wenn der Eigentümer des Schiffes mit dem Namen Şükrü Okan türkisch ist, ist das Schiff kein Schiff unter türkischer Flagge. Nach internationalen Recht ist der Flaggenstaat wichtiger als der Name des Schiffes oder die Nationalität der Besatzung. Trotz alledem wurden die Gesprächspartner in der Russischen Föderation nach der Intervention an dem Schiff angemessen gewarnt, solche Initiativen zu vermeiden, die die Spannungen im Schwarzen Meer eskalieren würden.“

Zudem habe sich das Schiff nicht in türkischen, sondern in internationalen Gewässern befunden. Allerdings verschweigt die Behörde sowohl wer die „Gesprächspartner“ waren, als auch wie diese „angemessen“ gewarnt wurden.

Russland greift ukrainischen Turbinenhersteller für türkische Drohnen an

Russland hatte zuvor auch den ukrainischen Turbinenhersteller „Motor Sitsch“ angegriffen. Das Unternehmen ist wichtig für die türkische Verteidigungsindustrie, die Turbinen werden etwa in den türkischen Kampfhubschrauber „Atak II“ eingebaut. Auch beliefert Motor Sitsch den türkischen Drohnenhersteller Baykar, der unter anderem auch den Verkaufsschlager „Bayraktar TB2“ herstellt.

Der türkische Präsident hört bei einem Meeting mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Sotschi 2019 zu.

Russland warnt Türkei wegen Annäherung an Westen

Sowohl die Stürmung des türkischen Handelsschiffes als auch der Angriff auf den ukrainischen Turbinenhersteller sind nach Ansicht von Experten eine Warnung an die Türkei. „Wir betrachten den russischen Raketenangriff auf Motor Sitsch als eine symbolische russische Warnung, die Russlands Unzufriedenheit über einige türkische Initiativen widerspiegelt“, sagte ein hochrangiger türkischer Diplomat gegenüber Defense News.

Auch der ehemalige Diplomat Ömer Murat sieht in dem Angriff auf Motor Sitsch und der Stürmung der Şükrü Okan eine Warnung an Ankara. Die erste Warnung sei allerdings die Beendigung des Getreideabkommens gewesen. „Als Reaktion darauf zog sich Putin zunächst aus dem Getreidegeschäft zurück, das Erdogan der Welt als seine eigene diplomatische Erfolgsgeschichte präsentiert hatte. Das hatte auch Vorteile für die Türkei, wie zum Beispiel die Lieferung von billigem Getreide“, so Murat im Gespräch mit IPPEN.MEDIA.

Wirtschaftliche Probleme in der Türkei

Die Annäherung an den Westen sei Murat zufolge notgedrungen gewesen. „Wirtschaftliche Probleme“ hätten das Land dazu gezwungen, die angespannten Beziehungen zum Westen wieder zu normalisieren. Und die Wirtschaftszahlen bestätigen das. Mit einer Inflation von offiziell über 47 Prozent, die Fachleute sogar für beschönigt halten, und einem Währungsverfall der Türkischen Lira steigt der Frust in der Bevölkerung massiv. Erdogan hatte dagegen in seinem Wahlkampf für die Zeit nach der Türkei-Wahl im Mai ein „Jahrhundert der Türkei“ versprochen. Daran scheint er jetzt selber auch nicht zu glauben. „Inschallah werden wir am 31. März dem schlechten Werdegang Stopp sagen“, sagte Erdogan Anfang August bei einer Fraktionssitzung. (Erkan Pehlivan)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Vladimir Smirnov

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