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FR-Interview

Trumps USA „scheren sich nicht“ ums Klima: Politiker aus Ghana hofft – und fordert neue Ansätze

Die Klimakrise rückt in den Hintergrund – und Donald Trump verschärft die Probleme. Ein Politiker aus Ghana erklärt der FR seine Hoffnungen und Ideen.

München – Über die Fragen von Krieg und Frieden könnte es in den Hintergrund rücken: Der Klimawandel ist weiter ein drängendes Problem – und Donald Trumps USA sind gerade erst aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen.

Die Frankfurter Rundschau hat am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz den ghanaischen Klimapolitiker Emmanuel Marfo getroffen. Er erklärt Unterschiede in der Wahrnehmungen des Problems im Norden und Süden, Probleme in der Zusammenarbeit, Ghanas Blick auf den Ukraine-Krieg – und er fordert neue Ansätze in der Klimapolitik.

Trump steigt aus dem Klimaabkommen aus: „Das heißt ‚wir scheren uns nicht‘“

Herr Marfo, ein großes Thema bei der Münchner Sicherheitskonferenz ist eine mögliche neue Weltordnung mit mehreren Machtzentren. Vergangenes Jahr empfahlen die Macher den liberalen Demokratien in einem Vorabpapier echte Partnerschaft etwa mit den Ländern Afrikas. Erleben Sie die in Sachen Klima?
Nicht wirklich. Aber ich würde Nordamerika oder Europa da gar nicht anschuldigen. Partnerschaft bedeutet, dass beide Seiten mit einer gewissen Stärke und geteilten Werten und Zielen zusammenkommen. Aber in den meisten Klimakooperationen sieht sich etwa Ghana nicht als relevanter Faktor für die Krise – während sich die westliche Welt als mehr oder minder verantwortlich begreift und die Betroffenen mit Ressourcen und Technologie unterstützen will, um die Sackgassen-Situation zu mildern.
Ghana leidet bereits unter den Folgen des Klimawandels – hier eine Aufnahme aus der Hauptstadt Accra im Jahr 2016.
Aber ist das auch mit Donald Trumps Amtsantritt noch die Sachlage?
Der Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen ist ein Statement. Es sagt, ‚wir scheren uns nicht um die Auswirkungen unserer Industrialisierung, wir scheren uns nicht darum, was der Klimawandel für Afrikas Lebensmittelversorgung bedeutet – daran glaub wir nicht, wir sind raus‘. Das ist ein Punkt, an dem ich einen Mangel an Partnerschaft sehe, oder an ‚Fairness‘ im Umgang mit dem globalen Süden.
Kann Europa, kann die EU, solch eine Lücke füllen?
Wir werden sehen. Der Rückzug der USA könnte Fluch oder Segen sein. Wenn alle anderen Partner an ihren Positionen festhalten, dann ist er ein Fluch. Aber wenn sich beispielsweise Europa und China entscheiden, Verantwortung für den Klimawandel zu übernehmen und ihre Kooperation und die Mittel für den globalen Süden aufstocken, dann könnte sich das als Segen herausstellen.

Ukraine-Krieg trifft auch Ghana

Europa ist immer noch stark mit dem Ukraine-Krieg beschäftigt. Ist er überhaupt ein Thema, etwa in Ghana?
Das ist er! Ein Großteil des Düngers in Ghana wurde aus der Ukraine importiert. Deshalb hat der Ukraine-Krieg direkte Auswirkungen auf unsere Wirtschaft. Wenn die Düngerpreise steigen, dann bedeutet das für ein landwirtschaftlich geprägtes Land steigende Lebensmittelpreise; dann torpediert das Haushalte. Wir debattieren zwar nicht wirklich die politischen Fragen hinter dem Krieg. Aber alle beten, dass der Ukraine-Krieg endet.

Emmanuel Marfo und das „Klimaparlament“

Marfo ist Direktor für West- und Zentralafrika im Klimaparlament. Das Netzwerk will Abgeordnete aus aller Welt miteinander zum Thema Klimakrise ins Gespräch bringen. Bis Ende 2024 war der Konservative Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Wissenschaft und Technologie in Ghanas Parlament.

Eine Frage, die Europa beschäftigt: Russlands Wirtschaft. Gibt es in Ghana einen unterschiedlichen Blick auf Investoren aus Europa oder USA einerseits, aus Russland und China andererseits?
Im Allgemeinen bevorzugt man Investoren aus Europa gegenüber solchen aus China. Weil der Eindruck besteht, dass das Vorgehen der Chinesen Korruption verstärkt. Europäische Unternehmen achten stärker auf Buchführung und Beschaffungsregeln, das kann Bestechung von korrupten Beamten verhindern. Wichtig ist mir aber auch, dass Afrika seine Gesetzgebungen modernisieren muss. Man kann nicht für Investoren attraktiv sein, wenn das ganze Umfeld intransparent ist. Auch Stabilität ist wichtig.

Klimakonferenzen: Abgeordneter aus Ghana fordert neuen Ansatz

Zurück zum Thema Klimawandel. Sie haben in den Niederlanden studiert – sehen Sie unterschiedliche Wahrnehmungen des Problems in Europa und Afrika?
Für Afrika geht es um Anpassung. Europa konzentriert sich eher darauf, die Klimaerwärmung zu stoppen, Afrika auf die Folgen. Europa kann beispielsweise mit Überschwemmungen dank seiner Infrastruktur, der Kanalisation, umgehen. In Afrika ist das eine ganz andere Angelegenheit. Deshalb gibt es andere Schwerpunkte, auch bei der Finanzierung: Weil die Schwerpunkte andere sind.

Hochwasser in Österreich, Polen, Tschechien und Bayern: Ausnahmezustand vor Ort – Die Bilder

Wassermassen rauschen durch den Wienfluss. In Wien hat sich die Hochwassersituation am Montag (16. September) leicht entspannt.
Wassermassen rauschen durch den Wienfluss. In Wien hat sich die Hochwassersituation am Montag (16. September) leicht entspannt. © Tobias Steinmaurer/dpa
Ein Flusskreuzfahrtschiff hat in Wien am Anleger festgemacht. Die Passagiere das Schiff jedoch nicht verlassen, weil der Anleger im Hochwasser nicht zugänglich ist.
Ein Flusskreuzfahrtschiff hat in Wien am Anleger festgemacht. Die Passagiere können das Schiff jedoch nicht verlassen, weil der Anleger im Hochwasser nicht zugänglich ist. Laut Berichten harren 140 Passagiere aus.  © Christoph Reichwein/dpa
In Österreich befestigen Feuerwehrleute mit Sand gefüllte Transportsäcke an einem Black-Hawk-Hubschrauber vom österreichischen Bundesheer.
In Österreich befestigen Feuerwehrleute mit Sand gefüllte Transportsäcke an einem Black-Hawk-Hubschrauber vom österreichischen Bundesheer. Sie sollen zu einem gebrochenen Deich transportiert und im Hochwassergebiet abgesetzt werden. © Christoph Reichwein/dpa
In Jesenik hinterließen die Wassermassen Verwüstung.
In Jesenik (Tschechien) hinterließen die Wassermassen Verwüstung.  © Petr David Josek/dpa
Andernorts zog sich das Wasser nach den Überschwemmungen zurück. Anwohner gehen durch die Trümmer. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht abzusehen.
Andernorts zog sich das Wasser nach den Überschwemmungen zurück. Anwohner gehen durch die Trümmer. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht abzusehen.  © Petr David Josek/dpa
In Tschechien stehen ganze Regionen unter Wasser.
dpa_5FB2600033C2BEB2.jpg © Sznapka Petr/CTK/dpa
So hoch wird das Wasser erwartet: In der tschechischen Hauptstadt Prag laufen die Vorbereitungen auf das Hochwasser (Foto vom 13. September 2024).
So hoch wird das Wasser erwartet: In der tschechischen Hauptstadt Prag laufen die Vorbereitungen auf das Hochwasser (Foto vom 13. September 2024). © Dana Kesnerova / dpa
In Tschechien rüsten sich Gemeinden mit Sandsäcken gegen die Hochwasser.
In Tschechien wappnen sich etliche Gemeinden gegen die Hochwasser. Auch in Deutschland sind erste Flüsse über die Ufer getreten, vorrangig im Süden. Experten befürchten hierzulande späte Folgen der Unwetter in den Nachbarländern. © Patrik Uhlir/Imago
Hochwasser in Tschechien
Starker Dauerregen hat an vielen Flüssen und Bächen in Tschechien zu Hochwasser-Alarm geführt. © Petrášek Radek/CTK/dpa
Hochwasser in Tschechien
Eine überflutete Brücke und eine Messskala am Fluss Bela. © Svoboda Jaroslav/CTK/dpa
Hochwasser in Tschechien
Der Fluss Petruvka hat Teile eines Ortes in der Nähe der polnischen Grenze unter Wasser gesetzt. © Sznapka Petr/CTK/dpa
Der hohe Wasserstand des Flusses Biala Ladecka im Kurort Ladek-Zdroj im Südwesten Polens (Foto vom 14. September 2024).
Der hohe Wasserstand des Flusses Biala Ladecka im Kurort Ladek-Zdroj im Südwesten Polens (Foto vom 14. September 2024). © Maciej Kulczynski / dpa
Hochwasser in Polen
An mehreren Orten in Polen sei bereits mehr Regen niedergegangen als bei der sogenannten Jahrtausendflut im Jahr 1997, sagt Regierungschef Tusk. © Tomasz Golla/PAP/dpa
Überschwemmungen drohen im Süden und Südosten Bayerns nach stundenlangem Regen. Sandsäcke werden gefüllt, Bahnverbindungen fallen aus und Felder sind überflutet.
Überschwemmungen drohen im Süden und Südosten Bayerns nach stundenlangem Regen. Sandsäcke werden gefüllt, Bahnverbindungen fallen aus und Felder sind überflutet. © picture alliance/dpa | Lennart Preiss
Hochwasser in Passau
Ein Ufer der Inn in Passau ist überschwemmt. © Armin Weigel/dpa
Katastrophenalarm in Österreich
In vielen Ortschaften in Österreich steht den Menschen das Wasser sprichwörtlich zum Hals. Mit besonderer Sorge beobachten die Behörden den Pegel des Kamps, der auf das Ausmaß eines 100-jährlichen Hochwassers zusteuert.  © Bernd März/Imago
Hochwasser in Österreich
Viele Gewässer - wie hier an einer Inn-Staustufe - haben einen gefährlichen Pegelstand erreicht. © Manfred Fesl/APA/dpa
Hochwasser in Österreich
Ganz Niederösterreich wurde zum Katastrophengebiet erklärt. © Doku-Nö/APA/dpa
Sehen Sie einen Hebel, die Zusammenarbeit zu verbessern?
Ich glaube, dass wir die Diplomatie der Parlamente stärken müssen. Bei den Klimakonferenzen zum Beispiel sind kaum gewählte Abgeordnete. Aber sie vertreten die Menschen vor Ort, sie können deren Anliegen eine Stimme geben. Diese ganzen Debatten führen nichtsdestotrotz Regierungen. Das müssen wir korrigieren.
Erleben Sie denn abseits der großen Gipfel Zusammenarbeit zwischen den Parlamenten der verschiedenen Staaten?
Nein, das gibt es kaum. Es gibt Freundschafts-Komitees, auch zwischen Deutschland und Ghana – aber zu spezifischen Themen, zum Klimawandel, fehlt das. Diese Lücke will das Klimaparlament schließen. Es geht darum, voneinander zu lernen, ein Netzwerk zu bilden, damit wir mit einer Stimme zu Klimaanliegen sprechen können. (Interview: Florian Naumann)

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