Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.
Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für
. Danach können Sie gratis weiterlesen.
Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
Die Frankfurter Rundschau hat am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz den ghanaischen Klimapolitiker Emmanuel Marfo getroffen. Er erklärt Unterschiede in der Wahrnehmungen des Problems im Norden und Süden, Probleme in der Zusammenarbeit, Ghanas Blick auf den Ukraine-Krieg – und er fordert neue Ansätze in der Klimapolitik.
Trump steigt aus dem Klimaabkommen aus: „Das heißt ‚wir scheren uns nicht‘“
Herr Marfo, ein großes Thema bei der Münchner Sicherheitskonferenz ist eine mögliche neue Weltordnung mit mehreren Machtzentren. Vergangenes Jahr empfahlen die Macher den liberalen Demokratien in einem Vorabpapier echte Partnerschaft etwa mit den Ländern Afrikas. Erleben Sie die in Sachen Klima?
Nicht wirklich. Aber ich würde Nordamerika oder Europa da gar nicht anschuldigen. Partnerschaft bedeutet, dass beide Seiten mit einer gewissen Stärke und geteilten Werten und Zielen zusammenkommen. Aber in den meisten Klimakooperationen sieht sich etwa Ghana nicht als relevanter Faktor für die Krise – während sich die westliche Welt als mehr oder minder verantwortlich begreift und die Betroffenen mit Ressourcen und Technologie unterstützen will, um die Sackgassen-Situation zu mildern.
Aber ist das auch mit Donald Trumps Amtsantritt noch die Sachlage?
Der Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen ist ein Statement. Es sagt, ‚wir scheren uns nicht um die Auswirkungen unserer Industrialisierung, wir scheren uns nicht darum, was der Klimawandel für Afrikas Lebensmittelversorgung bedeutet – daran glaub wir nicht, wir sind raus‘. Das ist ein Punkt, an dem ich einen Mangel an Partnerschaft sehe, oder an ‚Fairness‘ im Umgang mit dem globalen Süden.
Kann Europa, kann die EU, solch eine Lücke füllen?
Wir werden sehen. Der Rückzug der USA könnte Fluch oder Segen sein. Wenn alle anderen Partner an ihren Positionen festhalten, dann ist er ein Fluch. Aber wenn sich beispielsweise Europa und China entscheiden, Verantwortung für den Klimawandel zu übernehmen und ihre Kooperation und die Mittel für den globalen Süden aufstocken, dann könnte sich das als Segen herausstellen.
Ukraine-Krieg trifft auch Ghana
Europa ist immer noch stark mit dem Ukraine-Krieg beschäftigt. Ist er überhaupt ein Thema, etwa in Ghana?
Das ist er! Ein Großteil des Düngers in Ghana wurde aus der Ukraine importiert. Deshalb hat der Ukraine-Krieg direkte Auswirkungen auf unsere Wirtschaft. Wenn die Düngerpreise steigen, dann bedeutet das für ein landwirtschaftlich geprägtes Land steigende Lebensmittelpreise; dann torpediert das Haushalte. Wir debattieren zwar nicht wirklich die politischen Fragen hinter dem Krieg. Aber alle beten, dass der Ukraine-Krieg endet.
Emmanuel Marfo und das „Klimaparlament“
Marfo ist Direktor für West- und Zentralafrika im Klimaparlament. Das Netzwerk will Abgeordnete aus aller Welt miteinander zum Thema Klimakrise ins Gespräch bringen. Bis Ende 2024 war der Konservative Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Wissenschaft und Technologie in Ghanas Parlament.
Eine Frage, die Europa beschäftigt: Russlands Wirtschaft. Gibt es in Ghana einen unterschiedlichen Blick auf Investoren aus Europa oder USA einerseits, aus Russland und China andererseits?
Im Allgemeinen bevorzugt man Investoren aus Europa gegenüber solchen aus China. Weil der Eindruck besteht, dass das Vorgehen der Chinesen Korruption verstärkt. Europäische Unternehmen achten stärker auf Buchführung und Beschaffungsregeln, das kann Bestechung von korrupten Beamten verhindern. Wichtig ist mir aber auch, dass Afrika seine Gesetzgebungen modernisieren muss. Man kann nicht für Investoren attraktiv sein, wenn das ganze Umfeld intransparent ist. Auch Stabilität ist wichtig.
Klimakonferenzen: Abgeordneter aus Ghana fordert neuen Ansatz
Zurück zum Thema Klimawandel. Sie haben in den Niederlanden studiert – sehen Sie unterschiedliche Wahrnehmungen des Problems in Europa und Afrika?
Für Afrika geht es um Anpassung. Europa konzentriert sich eher darauf, die Klimaerwärmung zu stoppen, Afrika auf die Folgen. Europa kann beispielsweise mit Überschwemmungen dank seiner Infrastruktur, der Kanalisation, umgehen. In Afrika ist das eine ganz andere Angelegenheit. Deshalb gibt es andere Schwerpunkte, auch bei der Finanzierung: Weil die Schwerpunkte andere sind.
Hochwasser in Österreich, Polen, Tschechien und Bayern: Ausnahmezustand vor Ort – Die Bilder
Sehen Sie einen Hebel, die Zusammenarbeit zu verbessern?
Ich glaube, dass wir die Diplomatie der Parlamente stärken müssen. Bei den Klimakonferenzen zum Beispiel sind kaum gewählte Abgeordnete. Aber sie vertreten die Menschen vor Ort, sie können deren Anliegen eine Stimme geben. Diese ganzen Debatten führen nichtsdestotrotz Regierungen. Das müssen wir korrigieren.
Erleben Sie denn abseits der großen Gipfel Zusammenarbeit zwischen den Parlamenten der verschiedenen Staaten?
Nein, das gibt es kaum. Es gibt Freundschafts-Komitees, auch zwischen Deutschland und Ghana – aber zu spezifischen Themen, zum Klimawandel, fehlt das. Diese Lücke will das Klimaparlament schließen. Es geht darum, voneinander zu lernen, ein Netzwerk zu bilden, damit wir mit einer Stimme zu Klimaanliegen sprechen können. (Interview: Florian Naumann)